Huglin-Index – Einteilung verschiedener Rebsorten hinsichtlich ihres Wärmebedarfs

Zur Bestimmung der Eignung einer Region oder Lage für Weinbau kann der sogenannte Huglin-Index berechnet werden. Er ist definiert als Wärmesumme der Tagesmittel- und Tagesmaximumwerte der Lufttemperatur im Zeitraum von Anfang April bis Ende September. Konkrete Anbauempfehlungen sind aus dem Index nicht ableitbar, da er nur eine thermische Kenngröße ist und andere Einflussfaktoren (u.a. Schaderreger, Bodeneigenschaften, Qualitätsmerkmale, lokales Mikroklima) nicht berücksichtigt. Hohe Indizes zeigen günstige Verhältnisse für thermisch anspruchsvolle Rebsorten an, wobei die weniger anspruchsvollen Sorten eingeschlossen sind. Die folgende Graphik zeigt die Entwicklung des Huglin-Index für die Weinbauregionen in Rheinland-Pfalz für Vergangenheit.

 

Im Rahmen des KlimLandRP-Projektes wurde der Huglin-Index für acht Klimastationen in Rheinland-Pfalz für die Referenzperiode 1971-2000 und für zukünftige Zeiträume bis 2100 berechnet. Für Zukunftsprojektionen wurden die regionalen Klimamodelle WETTREG2006 (2001-2100; Szenarien A1B-normal, A1B-trocken, A2-normal, A2-trocken) und STAR (2001-2060; A1B-normal und A1B-trocken) verwendet. Neben diesen punktbasierten Stationsauswertungen wurde der Huglin-Index für die Gesamtfläche von Rheinland-Pfalz auf Basis interpolierter Klimadaten für die nahe (2021-2050) und ferne (2071 2100) Zukunft berechnet.

 

Die Indexwerte steigen bei den verwendeten Klimaprojektionen bis Ende des Jahrhunderts deutlich an. Dieser Trend kann bedeuten, dass zukünftig verstärkt wärmeliebende Rebsorten wie beispielsweise Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah angebaut werden können. Dagegen könnte sich eine Überschreitung des Wärmeoptimums negativ auf sogenannte "cool-climate" Sorten wie Müller-Thurgau oder Riesling auswirken. Zu Beginn der Entwicklung (2021 - 2030) ist Weinanbau ausschließlich in den wärmebegünstigten Regionen der Flusstäler möglich, in Zukunft könnte sich der Weinanbau temperaturbedingt auf höhere Lagen einer Region ausdehnen. Gegen Ende des Untersuchungszeitraums ist Weinbau aus thermischer Sicht, bis auf die höheren Mittelgebirgsregionen, überall in Rheinland-Pfalz möglich. In der fernen Zukunft werden in den Wärme begünstigten Regionen Huglin-Werte von annähernd 2200 Indexpunkten erreicht, welche den Anbau von wärmeliebenden Rebsorten aus ursprünglich südlicheren Weinbauregionen ermöglichen könnte. Es sei allerdings nochmals betont, dass der Huglin-Index ausschließlich die thermische Eignung einer Region für Rebsorten auf Basis ihrer Wärmeansprüche beschreibt.

Die Entwicklung des Huglin-Index an acht ausgewählten Klimastationen in Rheinland-Pfalz zeigt, dass künftig an allen Standorten eine deutliche Zunahme der Index-Werte zu erwarten ist. Alle betrachteten Emissionsszenarien und Klimamodelle deuten darauf hin, dass sich die potenzielle Eignung zugunsten thermisch anspruchsvoller Rotweinsorten verschieben wird. Aus rein klimatischer Sicht könnte Weinbau künftig an Standorten erfolgen, die bisher zu kalt waren. Um möglichen Risiken durch Ertrags- oder Qualitätseinbußen zu begegnen, müssen sich Winzer an den Klimawandel anpassen, dies kann auf Grundlage dieser Ergebnisse auch durch den Anbau neuer Rebsorten geschehen.