Das Hantavirus

Das Hantavirus (Familie: Hantaviridea; Ordnung: Bunyavirales) ist durch Nagetiere als Reservoirwirt weltweit verbreitet. Reservoirwirte sind Lebewesen, die einen Krankheitserreger in sich tragen, aber nicht selbst erkranken. Sie bewahren den Krankheitserreger in sich auf, wirken also als Reservoir für den Erreger. Dementsprechend entscheiden die Vorkommen der Wirte, welche Hantavirenarten vorherrschend sind. In Mitteleuropa beispielsweise sind PUUV (Puumalavirus) und BODV (Dobrava-Belgrad-Virus) die meist verbreiteten Hantaviren.

Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge, sind 2/3 der Erkrankten Männer und davon die Hälfte in der Altersgruppe 30 bis 49 Jahre. Kinder erkranken nur selten. In schweren Fällen ruft das Virus Blutungen und schwere Nierenschäden hervor.

In Deutschland bricht PUUV alle 2 bis 3 Jahre in bestimmten Regionen aus. DOBV scheint jedes Jahr (vor allem im Norden) relativ konstant nachweisbar zu sein.

Die beiden Hauptvarianten des Virus haben hierbei unterschiedliche Wirte. Der Reservoirwirt des PUUV ist die Rötelmaus (Myodes glareolus). Bei DOBV ist es die Brandmaus (Apodemus agrarius).

Das Virus gehört zur Kategorie der Zoonosen, wird also von Tieren auf den Menschen übertragen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch findet nicht statt. Dies geschieht vor allem, wenn man mit Speichel, Urin oder Kot der infizierten Tiere in Berührung kommt. Aufgenommen werden kann der Erreger durch Kontakt über Wunden, durch Inhalation von Aerosolen über die Lunge oder kontaminierte Lebensmittel.

Um eine Infektion zu vermeiden, sollte der Kontakt zu Ausscheidungen der Mäuse vermieden werden. Lebensmittel sollten sicher aufbewahrt werden und beim Umgang mit lebenden oder toten Nagetieren sollten Schutzmaßnahmen (Handschuhe, Atemschutzmasken) getragen werden.1

Hantavirus und Klimawandel

Das Hantavirus wird indirekt vom Klimawandel beeinflusst. So wird in Europa die Ausbreitung des Virus mit den Mastjahren (starke Fruktifikation) der Buche und Eiche in Verbindung gebracht. Es wird vermutet, dass dies durch die warmen Sommerbedingungen hervorgerufen wird, indem sie eine stärkere und häufigere Fruktifikation der Bäume fördern. Darauffolgend gibt es dann ein erhöhtes Nahrungsangebot für die Nager. Wenn es nun auch noch hohe Erträge im Herbst gibt, ist die Wahrscheinlichkeit demnach noch höher, dass mehr Nagetiere den Winter überleben und eine erfolgreichere Vermehrung im Frühling stattfinden kann.2,3

Die Verbreitung der Hantaviren ist Gegenstand aktueller Forschung.4,5 Weiterhin wurden Hantaviren auch in Insektenfressern (Insektivoren), wie beispielsweise Spitzmäusen oder Maulwürfen gefunden. Es ist bislang noch nicht bekannt, dass eine Übertragung auf den Menschen stattfinden könnte.

Wie bereits im oberen Abschnitt erwähnt, treten Hantaviren vor allem nach Buchenmastjahren auf. Dieser Zusammenhang wird in folgender Tabelle verdeutlicht:

 
 

Den grün unterstrichenen Jahren (Buchenmastjahre) folgen jeweils Jahre mit hohen Hantavirus-Infektionszahlen. Ein besonders starker Ausbruch war 2012 mit 83 Fällen zu erkennen. Da 2020 wieder ein Buchenmastjahr war, ist für 2021 mit einem Virus-Jahr zu rechnen. Bereits im August (Stand: 23.08.2021) waren laut Robert Koch-Institut (SurvStat 2.0) 24 Fälle des Hantavirus gemeldet. Auch Jacob et al. untersuchten die Wirkung von Klimaveränderungen auf das Infektionsrisiko für Menschen. Sie fanden heraus, dass sich bei klimatisch bedingten Änderungen auch die Rötelmaushäufigkeit verändert. Das bedeutet folglich, dass auch das Risiko von Humaninfektionen davon abhängt.6 Dennoch ist keine klarer Trend der Steigerung des Risikos durch den Klimawandel vorauszusagen.7

Quellen:

1: Robert Koch-Institut. Hantavirus Erkrankung – RKI-Ratgeber.

2: Klempa, B. (2009). Hantaviruses and climate change. In: Clinical microbiology and infection. Volume 15 Issue 6, 518-523

3: Robert Koch-Institut. (2018). Hantavirus-Infektionen in Deutschland – ein Rückblick auf das Ausbruchsjahr 2017. In: Epidemiologisches Bulletin. Nr.15

4: Bundesministerium für Bildung und Forschung. ÖGD-Projekt: Nachweis von Hanta-Viren in Umweltproben zur Identifikation von Expositionsorten für humane Hanta-Virus Erkrankungen.

5: Landesgesundheitsamt Baden-Württember. Hantavirus-Prgnose

6: Jacob, J., Reil, D., Imholt, C., Schmidt, S., Ulrich, R. (2012) Mögliche Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung Hantaviren-übertragender Nagetiere. Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

7: Schmolz, E., Jacob, J., Reil, D., Imholt. C, Ulrich, R., Schmidt, S. (2013) Hantaviren-übertragende Nagetiere: Einfluss des Klimawandels auf die Populationsentwicklung und derzeitige Bekämpfungsstrategien. Umweltbundesamt