Die Eiche ist ein vergleichbar robuster Baum. Nur bei Auftreten von mindestens zwei Stressfaktoren (starke Sommertrockenheit, Winter- und Frühjahrsfröste, wiederkehrender Schädlingsbefall) zur gleichen Zeit oder in aufeinander folgenden Jahren ist die Vitalität der Eiche ernsthaft gefährdet [13][25].

 

Phänologie

PotentialEine längere Wuchsperiode erlaubt eine vollständigere Verlagerung von Assimilaten von den Blättern in die Wurzeln, sodass mehr Nährstoff- und Energiereserven für den Frühjahrsaustrieb, die Frühholzbildung und Frosthärte zur Verfügung stehen [10].
 

 

 

Trockenheit

Potential

Die Trockenstressempfindlichkeit der Eichen ist im Vergleich zu anderen Hart- und Weichholzarten als relativ moderat zu bewerten, sodass die Eiche in Zukunft gegenüber diesen Baumarten an Konkurrenzkraft gewinnen dürfte [4][10][27].
Jahrringanalysen bayerischer Stieleichenbestände zeigten z.B. nur geringe langfristige Zuwachseinbrüche nach Trockenjahren. Dies deutet auf eine schnelle Erholung der Eiche nach Trockenereignissen hin [27]. 

Anpassungsmechanismen der Stieleiche bei Trockenstress: 

  1. Verringerte Produktion von Blattbiomasse bei gleichzeitig verstärkter Feinwurzelausbildung, Anstieg des Feinwurzel-Blatt-Verhältnisses, reduzierte Ausbildung der zweiten Blüte und Knospung [13].
  2. Verringerung des Blatt-Wasserpotentials (Wasser strömt von Blättern weg) [13] sowie reduzierte hydraulische Leitfähigkeit im Spross [10], um Transpirationsverluste zu reduzieren.
  3. Die Stieleiche als anisohydrische Art transpiriert und wächst trotz Trockenstress weiter, sodass Zuwachseinbußen bei nicht lang anhaltender Trockenheit niedriger ausfallen als bei der Traubeneiche [16][20].
  4. Aktives Abschneiden von Zweigen und Kronenausdünnungen können vorgenommen werden, um Wasserverluste durch Transpiration zu verringern [26].
  5. Die Stieleiche besitzt sensible Stomataschließmechanismen zur möglichst effektiven Reduzierung von schwerwiegenden Transpirationsverlusten mit möglichst geringen Photosyntheseeinbußen [13]. Unter steigender atmosphärischer CO2-Konzentration reagiert die Stieleiche mit einer Senkung der Stomataleitfähigkeit um bis zu 50 % ohne nennenswerte Photosyntheseleistungseinbußen, sodass eine höhere Trockenstressresistenz bei gleichbleibender Photosyntheseleistung erreicht wird [26].
 
Risiko

Im Vergleich zur Traubeneiche reagiert die Stieleiche empfindlicher. Dies ist bedingt durch eine geringere Wassernutzungseffizienz [11] und Photosyntheseleistung [2].
Die Stieleiche wird bezüglich ihrer Trockenstresstoleranz als problematisch eingestuft [27]. Insbesondere im Frühjahr und Frühsommer ist sie durch Trockenstress gefährdet [10]. Lang anhaltende Trockenereignisse in der Wuchsperiode, insbesondere bei wiederkehrender Trockenheit in aufeinander folgenden Jahren und bei Koinzidenz mit Schädlingsbefall, führen zu starken Vitalitätsverlusten [5]. Vor allem flachgründige, trockene Standorten mit geringer Wasserspeicherfähigkeit sind gefährdet.
Bei dauerhafter Trockenheit drohen Organverlust (Blattabwurf und Zweigabscheiden) und eine verlangsamte Regeneration [20]. Dauerhafte Grundwasserabsenkungen infolge lang anhaltender Trockenperioden können zu Wipfeldürre führen [13].

 

 

 

Sturmwurf

PotentialDie Stieleiche besitzt eine gute Sturmfestigkeit. Dies ist bedingt durch eine hohe Stabilität ihres Pfahlwurzelsystems, das sogar auf dicht gelagerten und schlecht durchlüfteten Tonböden eine Durchwurzelungstiefe von über 1 m erreicht [17].
 

 

 

Frost

PotentialDie Stieleiche ist insgesamt vergleichsweise frosthart [27]. Sie toleriert Januartemperaturen von bis zu ‑16 °C [14]. Die Frostempfindlichkeit ist deutlich geringer als bei der Traubeneiche [26].
Risiko

Temperaturstürze und tiefe, lang anhaltende Winterfröste können, insbesondere an bereits durch Sommertrockenheit geschwächten Eichen, letale Schäden verursachen [5]. Starker Winterfrost verursacht Rindenschäden auf den sonnenexponierten Seiten des Stammes infolge von sich wiederholenden Gefrier-Tau-Ereignissen [26].

Spätfröste können auf Staunässeböden und in jungen Eichenbeständen zu Stammrissen führen [17]. Frühfröste können Embolien (Schädigungen des Leitgewebes) am Xylem hervorrufen, wenn ein Baum aufgrund von Sommertrockenheit in der Vegetationsperiode nicht ausreichend Kohlenhydrate und sekundäre Stoffwechselspeicherstoffe zur Erhöhung der Frostresistenz einlagern konnte [26].
 

 

 

Hitze

Potential

Jahrringsanalysen bayrischer Stieleichenbestände zeigten ein sehr indifferentes Verhalten gegenüber hohen Sommertemperaturen [27].

 

 

 

Staunässe/Überschwemmung

Potential

Die Stieleiche wächst in Staunässebereichen [17].

RisikoSchwankende Wasserstände setzen Stieleichen wohl unter größeren Stress als anhaltend hohe Wasserstände. So wurde in den Niederlanden, Nord-Westdeutschland und in der Donauregion ein Rückgang der Stieleiche v.a. auf hydromorphen Böden mit schwankenden Grundwasserständen beobachtet. Insbesondere der hohe Tongehalt dieser Böden dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Zum einen hindert er die Feinwurzeln am Eindringen in den Unterboden, und zum anderen ist in Trockenperioden ein Großteil des Bodenwassers aufgrund der hohen Wasserhaltekapazität (Matrixpotential) nicht für die Bäume verfügbar [26].
 

 

 

Schadstoffe

Risiko                                    Erhöhte atmosphärische Stickstoffeinträge können Trockenstress verstärken, indem deutlich weniger Allelochemikalien im Blattwerk gebildet werden. Dies führt wiederum zu einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber Insektenfraß [26]. Stickstoffüberversorgung führt in Kombination mit Trockenstress zu einem erhöhten Risiko für Insektenbefall, welcher wiederum die Trockenstressempfindlichkeit erhöht. Zudem verschiebt sich durch erhöhte atmosphärische Stickstoffeinträge das Wurzel-Spross-Verhältnis zugunsten oberirdischer Teile, während das Wurzelwachstum reduziert wird. Dies führt ebenfalls zu erhöhter Trockenstressempfindlichkeit [26].
 

 

 

Schädlingsbefall

Potential

Insgesamt weist die Eiche eine gute Regenerationsfähigkeit sowie eine gute phänologische Anpassung an Fraßereignisse auf [17].
Die Ausbildung von Kompensationstrieben (Johannistrieben) Ende Juni und von Stockausschlägen, Wasserreisern und Klebästen erlaubt eine schnelle und effektive Kompensation von Schädigungen an den Laubblättern, die durch Schädlingsbefall hervorgerufen werden (insbesondere Frühjahrsfraßschäden) [1][17]. Auch erhöhte Photosyntheseraten zur Kompensation verlorener Blattbiomasse und Assimilate infolge von Fraßereignissen gewährleisten eine zügige Erholung [13].
Die Eichenfraßgesellschaft von Eichenwickler, Frostspanner und grüner Eicheneule zeigt bisher wenig Reaktion auf den Klimawandel [9].

Risiko

Die Verbesserung der Entwicklungs- und Vermehrungsbedingungen für Insekten (und andere biotische Schädlinge) aufgrund steigender Temperaturen könnte in Zukunft zu häufigeren Massenvermehrungen führen [9][22].
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist wärmeliebend und tritt seit einigen Jahren verstärkt in Erscheinung [3]. Erhöhte Abundanzen aufgrund steigender Temperaturen sind zu erwarten [9]. Beim Schwammspinner sind ebenfalls Massenvermehrungen in Jahren mit überdurchschnittlichen Temperaturen und Niederschlagsdefiziten in der Vegetationsperiode zu erwarten [9]. Der Eichenprachtkäfer profitiert von steigenden Temperaturen und der Schwächung der Eichen durch Kahlfraß, Trockenstress und Mehltaubefall, sodass nach dem Befall eine Regeneration der Eichen oft ausbleibt [9].
Folgen von Schädlingsbefall sind eine geringere Spätholzbildung, ein reduzierter Durchmesser- und Höhenzuwachs, eine reduzierte Neubildung von Blattbiomasse nach Befall, eine reduzierte Feinwurzelausbildung und gesteigerte Transpirationsraten pro Blatteinheit [13]. Nach starken Fraßereignissen kann ein Befall mit rindenbrütenden Insekten (zweifleckiger Eichenprachtkäfer, Eichensplintkäfer) sogar bis zum Absterben der Eiche führen [17].

 

 

 

Kombinierte Faktoren

Risiko                                   

Das kombinierte Auftreten von Insektenbefall und extremen Klimaereignissen (Trockenstress, Winter- und Frühjahrsfrost) in aufeinander folgenden Jahren kann zu erhöhter Trockenstressempfindlichkeit aufgrund der reduzierten Feinwurzelausbildung und Frostbeständigkeit führen [13][25][26]. Bei wiederkehrender starker Trockenheit in der gleichen Wuchsperiode kann dies zu Wasserversorgungsdefiziten bis hin zum Absterben des Baumes führen [13][25].
Kompensationstriebe (Johannistriebe) können bei niedriger Luftfeuchte und hoher Strahlungsintensität durch Eichenmehltau befallen werden, sodass der Verlust funktionsfähiger Assimilationsorgane (Blätter) nach Fraßereignissen nicht mehr kompensiert werden kann. Die Senkung der Photosyntheseleistung und die darauf folgend eingeschränkte Ausbildung von Früh- und Spätholz im folgenden Frühjahr und Sommer aus den Reservestoffen resultiert in einer mangelhaften Ausbildung von Leitgefäßen. Dies kann selbst bei ausreichender Wasserversorgung zu physiologischem Wassermangel führen, umso mehr in Trockenjahren [9].
Schwere Fraßschäden durch Schmetterlingsraupen und gleichzeitiger Befall durch mehrere Schädlinge in aufeinander folgenden Jahren führen zu: 

  1. eingeschränkter Regenerationsfähigkeit [17],
  2. Erschöpfung der Kohlenhydratreserven (u.a. aufgrund reduzierter Photosyntheseraten bei gleichzeitig verstärkter Produktion von Allelochemikalien zur Schädlingsabwehr) [25] und in der Folge zu
  3. reduziertem Feinwurzelwachstum und
  4. reduzierter Frostbeständigkeit der Bäume [26].