Phänologie

PotentialDie Robinie treibt in Ungarn heute 3 bis 8 Tage früher aus als noch vor 150 Jahren [63]. Das heißt, dass sie klimatische Veränderungen toleriert und sich anpasst.
 

 

 

Physiologie

PotentialDie Robinie besitzt eine sehr gute Stockausschlagfähigkeit [47]. Sie vermehrt sich vorwiegend über Wurzelbrut, wobei an den horizontalen Wurzelausläufern Adventivsprosse und somit Klonindividuen gebildet werden [71]. Einzelne Individuen können auf diese Weise eine Fläche von bis zu einem Hektar umfassen [11]. Die vegetative Vermehrung und Sprossbildung wird durch Stammbeschädigungen, Feuer und andere Störungen besonders angeregt [71].
Mechanische Störungen und Beschädigungen regen das vegetative Wachstum und die Bildung von Stockausschlägen an [34].
Störungen und Lückenbildung erhöhen die Regeneration und Nettoprimärproduktion [37][54].
Die Robinie passt die Blattstellung an die Lichtverhältnisse an, um bei starker Einstrahlung Schäden am Gewebe zu vermeiden [40].
Mit Hilfe von Rhizobien in Wurzelknöllchen (Knöllchenbakterien) bindet die Robinie Luftstickstoff. Angaben zur Menge des fixierten Stickstoffes variieren stark und reichen von 23 bis 300 kg ha-1 Jahr-1 [71].
Robinienwurzeln werden von arbuskulären Mykorrhizapilzen und Ektomykorrhizapilzen besiedelt. Es gibt allerdings auch nicht-mykorrhizierte Bäume [23] [73]. Die gemeinsame Besiedelung durch Rhizobien, arbuskuläre Mykorrhizapilze und Ektomykorrhizapilze führt dabei zur größten Wachstumssteigerung [72].
Die Robinie zeigt ein überaus rasches Jugendwachstum und eine frühe Wachstumskulmination. Der durchschnittliche Gesamtzuwachs an Biomasse gipfelt im Mittel nach fünf Jahren [32]. In diesem Alter werden bereits Baumhöhen von bis zu 10 m und nach zehn Jahren von 14 m erreicht [53].
Auf schlechten Standorten sinkt die Wachstumsrate ab einem Alter von 30 Jahren rapide ab [47]. Nach 50 bis 60 Jahren lässt i.d.R. auch die Vitalität stark nach [53].
Risiko

Die Stickstofffixierung hängt von Azidität und Phosphorgehalt des Bodens ab [74]. Durch Phosphormangel wird die symbiotische Stickstofffixierung verlangsamt und kommt schließlich ganz zum Erliegen [39].

 

 

 

Trockenheit

PotentialDie Robinie ist trockenheitstolerant [52] und gedeiht selbst in semiariden Klimaten bei Jahresniederschlägen unter 400 mm [32]. Sie wächst auf trockenen Sandböden [41] und Hängen [38].
Der späte Blattaustrieb und das weitläufige und tiefreichende Wurzelsystem machen die Robinie besonders trockenheitsverträglich [43].
In Deutschland wird die Robinie auf Böden angebaut, die durch extremen Wassermangel in Trockenperioden gekennzeichnet sind [60]. Sie überlebt auch längere Trockenphasen auf Standorten in Bergbaufolgelandschaften mit extremen Bodenbedingungen [67].
Wie auch andere Pionierbaumarten reagiert die Robinie insbesondere mit zwei Anpassungsmechanismen auf Trockenheit [60]:
1) Stomataschluss bei Bodentrockenheit und hohen Lufttemperaturen sowie einem hohen Wasserdampfsättigungsdefizit der Luft
2) Verringerung der Blattoberfläche durch Abwurf von Blattfiedern oder ganzen Fiederblättern bei langanhaltender Trockenheit
Risiko

Die Robinie reagiert sensibel auf Trockenheit [47]. Die Nettophotosyntheserate verringert sich mit reduziertem Bodenwassergehalt deutlich [64]. Aride Bedingungen führen zudem zu Kümmer- und Zwergwuchs [27]. Schon junge Robinienpflanzen zeigen eine geringe Trockenstresstoleranz [50][58].

 

 

 

Sturmwurf

PotentialDurch ihr flaches, intensiv verzweigtes Wurzelsystem wirkt die Robinie in hohem Maße bodenbefestigend. Sie wird vielerorts erfolgreich für die Besiedelung und Befestigung von Halden, Böschungen und erosionsgefährdeten Hängen sowie als Windschutz eingesetzt [55].
Die Robinie bildet auf optimalem Standorten ein eher flaches, aber weitverzweigtes Wurzelsystem aus, das in trockenen Gebieten jedoch auch Tiefen von bis zu 7 m erreichen kann [47]. Junge Bäume entwickeln zuerst eine ca. 1,5 m tiefe Pfahlwurzel, davon ausgehend bilden sich im weiteren Wachstumsverlauf bis zu 20 m lange Seitenwurzeln in verschiedenen Tiefen aus, von denen wiederum nach unten wachsende Senkerwurzeln abgehen [55].
 

 

 

Frost

PotentialIn den meisten Regionen Europas ist die Robinie winterhart [43]. Die Robinie ist gering bis mäßig spätfrostgefährdet. Werden Spätfrostlagen gemieden, lassen sich größere Schäden weitestgehend verhindern [15]. In Rumänien wachsen Robinien in Gebieten mit Frösten von bis zu -38 °C [55].
Risiko

Die Robinie ist empfindlich gegenüber Früh- und Spätfrösten. Frühfröste schädigen v.a. Zweige, die ihr jährliches Wachstum noch nicht beendet haben [71].
Frühfrostschäden an den noch nicht verholzten Gipfeltrieben sind eine mögliche Ursache für die häufige Zwieselbildung bei Robinien [55].

 

 

 

Feuer

Potential

Nach Bränden erhöht sich ihre Abundanz [42].                                          

RisikoDie Robinie reagiert empfindlich auf Feuer [69].
 

 

 

Hitze

Potential

Die Robinie toleriert hohe Temperaturen [24][38]. Gegen Hitze ist die Robinie weitgehend unempfindlich [53].

 

 

 

Staunässe/Überschwemmung

Risiko     

Die Robinie erträgt keine Überschwemmungen [38].                                                                                               

 

 

 

Schadstoffe

Potential Erhöhte CO2-Konzentrationen führen zu einer deutlichen Steigerung der Stickstofffixierung. Dies könnte wiederum den Biomassezuwachs erhöhen [20].
Es besteht eine relative Unempfindlichkeit gegenüber Rauchgasen, Ozon (O3) und anderen Schadstoffeinträgen [32]. Die Robinie toleriert hohe Salzgehalte im Boden [6]. Aufgrund der Fähigkeit zur Stickstofffixierung (N) reagiert die Robinie nicht auf Stickstoffzufuhr [16][28].
RisikoHohe Stickstoffkonzentrationen (N) in den Blättern führen zu erhöhtem Fraß durch Imagines des Käfers Odontota dorsalis [2].
 

 

 

Schädlingsbefall

Potential

In Europa scheint die Robinie nur in geringem Umfang pathogenen Bodenorganismen ausgesetzt zu sein. Dies könnte eine Ursache für ihren Erfolg als invasive Art sein [9].
Robinienholz ist dauerhaft und resistent gegenüber Stammfäule und Schädigung durch Insekten [71].

Insekten:

Die Robiniengallmücke (Obolodiplosis robiniae) wird wiederum von der parasitoiden Wespe Platygaster robiniae befallen und durch diese in ihren Populationsdichten reduziert [7][17].

Risiko

Pilze:

Jungbestände werden seit einigen Jahren durch eine „neuartige“ Triebkrankheit geschädigt, verursacht durch wirtsunspezifische Pilze der Gattungen Fusarium und Nectria (Rotpustelpilz). In ausgereiften Robinien-Baumhölzern können Stammfäulepilze, wie der Schwefelporling, waldbauliche Bedeutung erlangen [32].

Insekten:

Die minierenden Schmetterlingsarten Phyllonorycter robiniella und Parectopa robiniella beeinträchtigen zunehmend Robinienbestände in Mittel- und Osteuropa [71].
In großen Teilen der USA ist der Anbau der Robinie zur Holzproduktion aufgrund hohen Schädlingsdrucks unwirtschaftlich [47]. Insbesondere der Robinien-Bohrer, der Robinienzweig-Bohrer und der Robinienblattminierkäfer befallen die Robinie dort in großem Umfang [13]. In Europa konnten sich die genannten Schädlinge bisher allerdings nicht etablieren [71].
Der Robinien-Bohrer (Megacyllene robiniae) fügt der Robinie in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet die größten Schäden zu. Durch die Bohrlöcher und Fraßgänge der Käferlarven wird das Holz entwertet und es können Pilze wie Phellinus rimosus und Polyporus robiniophilus in den Stamm eindringen. Dies führt oft zu Kernholzfäule, dem Verlust der mechanischen Stabilität und Windbruch [13] [71].
Der Robinienzweig-Bohrer Ecdytolopha insiticiana verursacht v.a. Schäden an jungen Bäumen. Larven des Schmetterlings bohren Zweige an und fressen am Gefäßgewebe [13][71]).
Beim Robinienblattminierkäfer (Odontota dorsalis) skelettieren die adulten Käfer die Blätter der Robinie durch ihre Fraßaktivitäten. Wird ein Baum in der gleichen Vegetationsperiode zweimal kahlgefressen, kann dies zum Absterben führen [13] [71].
Die Robiniengallmücke (Obolodiplosis robiniae) wurde 2007 in der Schweiz erstmals nachgewiesen [65] und breitet sich seither rapide in Europa aus [22][59].

 

 

 

Wild

Risiko      

Aufforstungsbestände sind wegen der proteinreichen Blätter sehr verbissgefährdet. Dies erfordert häufig eine reh- bzw. rotwildsichere Zäunung von Kulturflächen [32]. Hasen und Kaninchen treten als nagende Schädlinge auf [41].
In den USA werden Robinien bevorzugt von Rehwild verbissen [69].