Spätfrostgefährdung und thermische Wachstumsbedingungen bei veränderter Phänologie

Während Früh- und Winterfröste für die Rebentwicklung in Rheinland-Pfalz eine untergeordnete Rolle spielen, sind die Auswirkungen von Spätfrösten an jungen Trieben, Blüten, Knospen und Blättern besonders kritisch. Gefährdete Lagen sind vor allem Mulden, Senken und die tiefsten Hangbereiche. In Weinbergen zeigt sich nach einem Spätfrostereignis deshalb meist ein differenziertes Bild mit unterschiedlichem Schädigungsgrad der Reben auf engstem Raum. Die Auswertungen zur thermischen und radiativen Spätfrostgefährdung nach dem Knospenaustrieb ergaben, dass selbst gegen Ende des Jahrhunderts ein Risiko für Spätfröste besteht, das aufgrund des früheren Knospenaustriebs sogar leicht erhöht sein kann. Vor allem früh austreibende Sorten besitzen eine erhöhte Frostgefährdung.

 

Trotz der eher selten zu erwartenden Spätfrostereignisse kann bereits eine frostige Strahlungsnacht zu erheblichen Ernteausfällen und Ertragseinbußen führen. Der nach den durchgeführten Simulationen bis 2100 um 25-30 Tage früher einsetzende Knospenaustrieb und die damit einhergehende größere Wahrscheinlichkeit eines Kaltlufteinbruchs könnten die Klimaerwärmung daher nahezu kompensieren. Die Gefährdung durch Winterfrost würde bei Eintreten der betrachteten Klimaprojektionen deutlich zurückgehen. Die thermischen Wachstumsbedingungen dürften sich in allen wichtigen Entwicklungsphasen an allen untersuchten Standorten bei den  verwendeten Klimaprojektionen in den nächsten Jahrzehnten deutlich verbessern. Innerhalb des Zeitraums Austrieb bis Blüte ändern sich die thermischen Wachstumsbedingungen zunächst kaum, für die darauf folgende Phase Blüte-Reifebeginn werden dagegen deutliche Veränderungen projiziert. Die Anzahl der Tage mit schnellem Rebwachstum (Tmax 20 °C bis < 25 °C) wird deutlich abnehmen, was eher günstig zu bewerten ist. Negativ wirken sich Maximumtemperaturen von über 35 °C aus, die in Zukunft verstärkt auftreten und damit das Wachstum verzögern könnten. In der Reifephase werden sich die nächtlichen Temperaturbedingungen deutlich verbessern, da niedrige nächtliche Temperaturminima ≤ 7 °C in den nächsten Jahrzehnten deutlich zurückgehen werden.

Eine Zunahme ungünstiger Reifebedingungen aufgrund verstärkt auftretender Tropennächte (Tmin > 20 °C), wie beispielsweise im Hitzesommer 2003, konnte nicht festgestellt werden. Tagsüber führt der erwartete Temperaturanstieg während der Reifezeit zu besseren Wachstumsbedingungen. Eine Besonderheit ist Eiswein, der in den Wintermonaten von November bis Februar bei Temperaturen ≤ -7°C geerntet wird. Erwartungsgemäß zeigen die Simulationen einen potentiellen Rückgang der Eisweintage. Bis Mitte dieses Jahrhunderts scheint beispielsweise eine Eisweinernte am Standort Bernkastel-Kues prinzipiell noch möglich; danach steigt das Risiko für das Nischenprodukt aufgrund der ausbleibenden Minimumtemperaturen stark an.