Neue Mückenarten in Rheinland-Pfalz

Tigermücke Aedes albopictus – etablierte Population im Oberrheingebiet

An ihrer auffälligen schwarz-weißen Färbung ist die Tigermücke Aedes albopictus besonders gut zu erkennen. Diese wärmeliebende Stechmückenart aus Südostasien ist inzwischen weltweit sehr weit verbreitet. Sie gilt nach der Definition der Invasive Species Specialist Group (ISSG) der IUCN (International Union for Conservation of Nature Species) Survival Commission als die invasivste aller bekannten Stechmückenarten. Seit den 90er Jahren hat sich die Art zunächst im Mittelmeerraum ausgebreitet und wird zumeist durch Warentransport (z.B. Autoreifen) über die Alpen nach Deutschland weiterverbreitet. Strenge Winter haben die Ausbreitung hierzulande jedoch in der Vergangenheit verhindert. Durch die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels ist es der Art inzwischen aber gelungen, sich im Oberrheingebiet zu etablieren. Populationen gibt es vor allem in Baden-Württemberg, aber auch in Rheinland-Pfalz wurden seit 2017 immer wieder überwinternde Gelege entdeckt – in Ludwigshafen und Germersheim geht man derzeit von fest etablierten Populationen aus.

Die Tigermücke kann sehr gefährliche Krankheitserreger übertragen – beispielsweise Dengue- und Chikungunya-Viren. Es werden daher erhebliche Anstrengungen unternommen, um die etablierten Populationen wieder zu zerstören und eine weitere Ausbreitung der Mückenart zu verhindern (durchgeführt durch die KABS – Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V.). Die Bevölkerung ist aufgerufen, auffällige Mücken an die KABS zu melden. Zur Bestimmung können die Mücken auch gefangen, eingefroren und zum Deutschen Mückenatlas eingeschickt werden. Die aktuell bekannten Populationen können einer Übersichtskarte der KABS entnommen werden.

Asiatische Buschmücke – Konkurrent zu heimischen Mückenarten?

Die Asiatische Buschmücke Aedes japonicus ist mittlerweile in mehreren Gebieten der nördlichen Schweiz und Deutschlands (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen) weit verbreitet. Ihre Fähigkeit, auch in kälteren Regionen in siedlungsnahen künstlichen Kleinstgewässern (z.B. Blumenvasen auf Friedhöfen) zu brüten und einheimische Stechmückenarten in Konkurrenz zu verdrängen, gepaart mit ihrem hierzulande noch nicht einzuschätzenden Potenzial als Überträger von Krankheitserregern, macht sie zur besorgniserregenden Stechmückenart in Deutschland. Unter Klimawandelbedingungen wird erwartet, dass sich die Asiatische Buschmücke weiter ausbreiten wird.

Für Rheinland-Pfalz ist es wichtig, sich bereits jetzt mit Fragen der Prävention der Ansiedlung (in weiteren Gebieten) sowie der Bekämpfung der Asiatischen Buschmücke proaktiv auseinanderzusetzen. Bevor jedoch praktische Maßnahmen zur Prävention oder Bekämpfung der Ansiedlung der Asiatischen Buschmücke erwogen werden können, muss zunächst eine fundierte ökotoxikologische, ökologische und ökonomische Bewertung möglicher Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen vorgenommen werden.

Im Projekt "Prävention der Ansiedlung und Bekämpfung der Asiatischen Buschmücke (Aedes japonicus) in Hessen und Rheinland-Pfalz" (AJAP) wurde bewertet, 1.) wie sich verschiedene Präventions- und Bekämpfungsmaßnahmen bei hiesigen Umweltbedingungen auf die Ziel-Art und einheimische Konkurrenten auswirken, 2.) welche einheimischen Arten als natürliche Konkurrenten zur Asiatischen Buschmücke in Frage kommen, und 3.) ob bzw. unter welchen Bedingungen die Asiatische Buschmücke ein erfolgreicher und ggf. nützlicher Konkurrent zur Tigermücke sein kann, die als Vektor von Dengue- und Chikungunya-Viren medizinisch weitaus bedeutender ist. Im Projekt konnte beispielsweise gezeigt werden, dass in Gefäßen mit Lavendel und Nelke weniger Eier abgelegt wurden. Die Ergebnisse deuteten auch an, dass die Asiatische Buschmücke durch einen breiten Temperaturbereich zur Entwicklung der Larve zur erwachsenen Mücke einen Vorteil gegenüber anderen heimischen Mückenarten haben könnte.