Hitze, Hitzewellen und thermische Belastung

Hitze kann einen erheblichen Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und seine Gesundheit ausüben. In der Vorderpfalz, als einer der heißesten Regionen Deutschlands, sind heute bereits 17 heiße Tage pro Jahr üblich (Mittelwert 1992-2021). 40 Jahre zuvor gab es im Mittel nur ca. halb so viele heiße Tage. Im besonders heißen Jahr 2003 wurden dagegen sogar 35 heiße Tage gezählt.

» Entwicklung der Heißen Tage in der Vorderpfalz

Auf Basis von Satellitendaten können regionale Unterschiede besonders gut dargestellt werden. Als heiß und dauerheiß sind im Mittel nur 8 % der Landesfläche von Rheinland-Pfalz klassifiziert, jedoch leben in diesen Räumen mehr als 20 % der Bevölkerung. Zu den heißesten Gebieten gehören vor allem die großen Städte an Mosel und Rhein wie Trier, Koblenz, Mainz und Ludwigshafen. Besonders der Großraum Ludwigshafen fällt durch eine weit ins Hinterland reichende Wärmebelastung auf.

» Thermalkartierung Rheinland-Pfalz

Besondere Belastungssituationen treten auf, wenn mehrere Heiße Tage aufeinanderfolgen und die Temperaturen nachts nicht ausreichend sinken (Tropennacht: Temperatur bleibt nachts über 20 °C). Länge und Dauer so genannter Hitzewellen wurden beispielhaft anhand der Station Trier-Petrisberg ausgewertet. Deutlich ist eine Zunahme zu erkennen. Die bisher längsten und intensivsten Hitzewellen traten 2003, 2006 und 2018 auf.

Klimaprojektionen zeigen auf, dass  werden in Zukunft mit einer Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur, e ine Verstärkung von raschen Temperaturschwankungen und einer Verstärkung von Hitzeextremen (Tropennächte) erwartetzu rechnen ist.

» Klimawandel in der Zukunft Rheinland-Pfalz

Zur Anpassung an zunehmende Hitze spielen Beschattungen und Kühlung durch Verdunstung eine große Rolle, die zunehmend in Stadt- und Regionalplanung Berücksichtigung finden. Auch die Etablierung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der besonders empfindsamen Bevölkerungsgruppen während akuter Hitzeextreme wird bundesweit auf vielen Ebenen diskutiert und steht vielerorts in Vorbereitung. Als erste Stadt in Rheinland-Pfalz und eine der ersten Deutschlands wird in Worms aktuell ein Hitzeaktionsplan erarbeitet. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes orientieren sich die Projektpartner an den Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit. Weitere Informationen zum Projekt sind auf der Projekthomepage dargestellt.

» Hitzeaktionsplan Worms - Stadt Worms

Eine Reihe von Maßnahmen können auch in Eigenverantwortung getroffen werden, um sich an Hitzewellen anzupassen:

  • Haus kühlen
  • Hitze meiden
  • Körper kühlen & ausreichend trinken
  • Gegenseitige Hilfe
  • hitzeangepasste Umgang mit Medikamenteneinnahme
  • Verhalten bei Unwohlsein
  • folgen Sie den Empfehlungen der lokalen Gesundheitsbehörden!

Eine ausführliche Liste an Empfehlungen zum richtigen Verhalten bei Hitze können Sie hier einsehen. 

Besonders gut aufgearbeitete Informationen und Empfehlungen zum Thema Hitze im Kontext mit Covid-19 Infektionsschutz können auf der Klimawandel-Bildungsseite der LMU München nachgelesen und heruntergeladen werden. » Hitzeschutz in Zeiten von Covid-19. (Erarbeitet im Rahmen des CoHEAT-Projektes „Hitzeschutz in Zeiten von Covid-19“)

Die Informationen werden zielgruppengerecht angeboten, dabei werden werden Gesundheitsberufe, pflegende Angehörige, gefährdete Personen und Ehrenamtliche gesondert adressiert. Informationen „für alle“ finden sich in dieser Rubrik. » Zum Weitergeben

Wie wirkt Hitze auf den Menschen? Mit dieser Fragestellung beschäftigten sich die Autoren der Publikation Einfluss des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters und die Gesundheit bzw. die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland“.

Mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters befasste sich eine aktuelle Studie des Deutschen Wetterdienstes im Auftrag des Umweltbundesamtes (Zacharias & Koppe 2015). Die Biotropie umfasst die Beeinflussung der Gesundheit, Leistungsfähigkeit und des Wohlbefindens der Menschen durch veränderte Wetterbedingungen. Biotropie-Effekte sind insbesondere durch thermische Einflussfaktoren bedingt; dazu zählen Lufttemperatur, Humidex (Index zum kombinierten Effekt von Hitze und Feuchte), Hitzewellen, rasche Temperaturänderungen und innertägliche Temperaturschwankungen. Weitere nicht-thermische Faktoren zeigen einen geringeren biotropen Einfluss, namentlich Luftdruck, Luftdruckänderungen, Windgeschwindigkeit und Sonnenscheindauer.

Grundlage für die Studie waren 19 regionale Klimamodelle für Deutschland, aggregiert auf sieben Großregionen. Für den Gesundheitssektor wurden eine systematische Literaturrecherche, eine repräsentative Wetterfühligkeitsbefragung und eigene Abschätzungen zur Beziehung Wetter-Mortalität herangezogen.

 

Wesentliche Informationen zu den untersuchten Einflussfaktoren und ihre erwartete zukünftige Entwicklung sind in der folgenden Tabelle gelistet:

EinflussfaktorInformation, Studien, zukünftige Entwicklung
Hitzewellen 
  • länger andauernde Hitzebelastung korreliert mit einer Erhöhung der Mortalitätsrate
  • Hitzewellen werden in Zukunft häufiger erwartet, bis 2100 vermutlich bis zu 40 Tage/Jahr
 
Humidex 
  • Index für die hygrothermische Belastung; er kombiniert die Effekte von Hitze und Feuchte
  • Humidex-Werte über 40 sind häufig mit gesundheitlichen Beschwerden verbunden
  • hohe Humidex-Werte werden in Zukunft häufiger erwartet, insbesondere im Oberrheintal mit bis zu 20 Tagen/Jahr
 
Rasche Temperaturschwankungen 
  • rasche Temperaturänderungen beeinflussen die menschliche Gesundheit, v.a. kardiovaskuläre und Atemwegserkrankungen
  • mehr Tage mit raschen Temperaturschwankungen werden v.a. für die ferne Zukunft (bis Ende 21. Jhd.) erwartet (in den mittleren und südlichen Großregionen)
 
Innertägliche Temperaturschwankungen (DTR) 
  • starke DTR beeinflussen kardiovaskuläre und Atemwegserkrankungen negativ
  • für die nahe Zukunft wird ein leichter Rückgang der Tage mit starken DTR erwartet, für die ferne Zukunft jedoch ein Anstieg (in den mittleren und südlichen Großregionen)
 
Nicht-thermische meteorologische Parameter 
  • bei der Mehrheit der nicht-thermischen Faktoren wird eine Zunahme biotroper Wettersituationen erwartet
  • die Klimasignale sind häufig im Süden Deutschlands am stärksten, während für die Küstenregionen oftmals geringere oder sogar entgegengesetzte Änderungen simuliert werden
 

 

 

Studie » PDF

Zusammenfassung der Studie » PDF

Literatur:

Zacharias, S. & Koppe, C., 2015: Einfluss des Klimawandels auf die Biotropie des Wetters und die Gesundheit bzw. die Leistungsfähigkeit der Bevölkerung in Deutschland. Umweltbundesamt - Umwelt & Gesundheit, 06/2015, 139.

Best-Practice-Beispiel im Anpassungsportal für Städte und Kommunen

Hitzeaktionsplan Worms

Als erste Stadt in Rheinland-Pfalz erarbeitet Worms aktuell einen Hitzeaktionsplan, um sich auf die Folgen des Klimawandels und damit verbundene Hitzeereignisse vorzubereiten. Die Erarbeitung erfolgt mit breiter Beteiligung aller für das Vorhaben relevanten Akteure. Durch die Etablierung des Hitzeaktionsplans soll der Schutz der Bevölkerung in der Stadt Worms gewährleistet und damit die Morbiditäts- und Mortalitätsrate während solcher Hitzeperioden verringert werden. Weiterhin wird damit das Gesundheitssystem entlastet. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes orientieren sich die Projektpartner an den Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit, herausgegeben durch das Bundesumweltministerium (BMU, 2017) und wird unter der breiten Beteiligung aller für das Vorhaben relevanten Akteure erarbeitet.

» Hitzeaktionsplan Worms - Stadt Worms

» Good-Practice Beispiele im Klimawandelinformationssystem Rheinland-Pfalz