Handlungsoptionen

  • Ökosystemarer Ansatz: Auch unter den Vorzeichen des Klimawandels ist insbesondere in den Kulturlandschaften Mitteleuropas der ökosystemare Ansatz für Schutz und nachhaltige Nutzung der Biodiversität unverzichtbar. Damit werden die Kapazitäten von Ökosystemen und die Bedürfnisse der Menschen verknüpft, so dass eine nachhaltige Nutzung auch kommenden Generationen erlaubt, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
  • Dynamischer Artenschutz: Der Artenschutz und die bestehenden Zielartensysteme sind dynamisch weiter zu entwickeln. Gegenüber dem statischen Festhalten an bestimmten Zuständen muss der Eigenentwicklung mehr Raum gegeben werden, so dass sich Lebensräume und Lebensgemeinschaften entwickeln können, die die aktuellen Umweltbedingungen optimal nutzen.
    Auch das Schutzregime der Richtlinien ist im Hinblick auf den Klimawandel zu dynamisieren. Die Flexibilisierung der Eingriffsregelung bietet eine dynamischere Kompensation. In der NATURA2000-Gebietskulisse sind im Ansatz auch dynamische Veränderungen bei Lebensräumen berücksichtigt.
  • Risikoarten und -gebiete: Eine wichtige strategische Maßnahme liegt darin, Risikoarten und Risikogebiete zu definieren, die wahrscheinlich von klimatischen und landnutzungsbedingten Veränderungen beeinträchtigt werden.
  • Verbreitungskarten als Entscheidungsgrundlage: Die für zahlreiche Arten und Artengruppen bereits verfügbaren Verbreitungskarten dienen in Verbindung mit den geschätzten zukünftigen Habitateignungskarten als erste Entscheidungsgrundlage für den Naturschutz.
  • Integrativer Naturschutz durch Biotopverbund: Ein funktionierender Biotopverbund ist ein zentrales  Instrument, um die Anpassungsfähigkeit von Arten und Lebensgemeinschaften an Klimaveränderungen zu erhalten und ein Ausweichen in geeignete Lebensräume zu ermöglichen. Ein für das ganze Land erarbeitetes Fachkonzept zum Biotopverbund, das auf unterschiedlichen räumlichen und administrativen Ebenen umgesetzt wird, ergänzt das bestehende System und trägt einer flexiblen Weiterentwicklung Rechnung.
    Ein integrativer Naturschutz zielt auf das ökologische Gefüge der gesamten Landschaft und die Beziehungen der Populationen untereinander ab. Zur Entwicklung des Biotopverbunds ist daher neben Schutzgebieten, naturnahen Restflächen und besonders gefährdeten Arten auch die gesamte übrige Fläche mit ihren Arten und Lebensräumen zu integrieren. Die funktionalen Aspekte der Vernetzung sind besonders zu berücksichtigen. Rheinland-Pfalz hat mit einem Anteil von 22 % der Landesfläche bereits heute eines der größten Schutzgebietssysteme Deutschlands als wesentlicher Bestandteil des Biotopverbunds. Die in Rheinland-Pfalz für 24 Kreise und die kreisfreien Städte vorliegende Planung vernetzter Biotopsysteme (VBS) stellt eine wesentliche Grundlage zur Umsetzung des Biotopverbundes nach § 29 LNatSchG dar. Sie liefert damit eine umfassende Orientierungs- und Argumentationshilfe.
  • Adaptives Management: Für ein adaptives Management wird empfohlen, definierte Zielartensysteme sowie die Pflege- und Managementsysteme regelmäßig, z.B. alle 10 bis 15 Jahre, zu überprüfen und je nach Bedarf neu zu justieren.
  • Anpassungsinstrumente: Die Wirksamkeit sowohl der bestehenden als auch der geplanten Naturschutzinstrumente ist nicht nur mit Blick auf den Klimawandel permanent zu überprüfen. Für die bestehenden Vertragsnaturschutzprogramme wie etwa PAULa gibt es bereits ein Qualitätsmanagement. Sie werden fortlaufend weiterentwickelt, ergänzt, flexibilisiert und stärker modular aufgebaut. Verschiedene  Monitoringprogramme (z.B. im Rahmen von NATURA2000) dienen dazu, die Auswirkungen des Klimawandels auf Arten und schützenswerte Lebensräume wie NATURA2000 oder die im Rahmen des Biotopkatasters ausgewiesenen Habitate zu beobachten, um rechtzeitig und adäquat auf Veränderungen reagieren zu können. Erfolgreiche, zukunftsweisende Initiativen wie das Programm „Partnerbetrieb Naturschutz“ können eine wertvolle Unterstützung bieten.