Flutkatastrophe im Ahrtal

Welchen Einfluss hat der Klimawandel?

Die folgenden Punkte fassen die Ergebnisse des Berichts "Rapid attribution of heavy rainfall events leading to the severe flooding in Western Europe during July 2021" zusammen. Der ganze Bericht in englischer Sprache kann in der Seitenspalte als pdf-Dokument heruntergeladen werden. Das Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz hat einen Bericht über die Flutkatastrophe verfasst der dort ebenfalls verlinkt ist. 

  • Die katastrophalen Überflutungen an der Ahr/Erft und dem belgischen Teil des Maas-Einzugsgebiets wurden durch eine Kombination von Faktoren verursacht. Dazu zählen sehr starke Regenfälle über einen Zeitraum von ein 1 bis 2 Tagen, bereits vor dem Ereignis vorherrschende sehr feuchte Bedingungen sowie lokale hydrologische Faktoren. Die Studie konzentriert sich auf den wichtigsten meteorologischen Faktor, die starken Regenfälle. Da einige hydrologische Überwachungssysteme während des Hochwassers zerstört wurden und derzeit keine Daten in ausreichender Qualität und Quantität verfügbar sind, können Abflüsse und Wasserstände der Flüsse, die am direktesten mit den Auswirkungen des Ereignisses in Verbindung stehen, nicht ausgewertet werden.
  • Die beobachteten Niederschlagsmengen brachen die historisch beobachteten Niederschlagsrekorde um ein Vielfaches. In Regionen dieser Größenordnung stellt die robuste Schätzung von Wiederkehrzeiten und die Ermittlung sowie Zuordnung von Trends jedoch eine große Herausforderung dar und stößt an die Grenzen dessen, wofür die derzeitigen Erfassungsmethoden von Extremereignissen ausgelegt sind. Daher wurde die Analyse erweitert, indem der Einfluss des Klimawandels auf ähnliche Katastrophen bewertet wurde, die in der gesamten Region von Westeuropa zwischen den Nordalpen und den Niederlanden auftreten könnten.
  • Das Ergebnis zeigt, dass unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen an einem gegebenen Ort in der Region im Mittel alle 400 Jahre mit einem solchen Ereignis gerechnet werden muss. Das bedeutet, dass solche Ereignisse innerhalb der größeren westeuropäischen Region auch häufiger als einmal in 400 Jahren erwartet werden können.
  • Der Klimawandel hat die Intensität des maximalen Tagesniederschlages während der Sommersaison, verglichen mit einem globalen Klima, das 1,2 Grad kühler war als das heutige, in der Gesamtregion um etwa 3 bis 19 % erhöht. Das gilt auch für den Anstieg des maximalen Tagesniederschlag an zwei aufeinanderfolgenden Tagen.
  • Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Ereignis heute im Vergleich zu einem 1,2 Grad kühleren Klima eintritt, hat sich für ein 1-Tages-Ereignis in der Großregion um einen Faktor zwischen 1,2 und 9 erhöht. Das bedeutet, die Wahrscheinlichkeit hat durch den Klimawandel zwischen 20 und 800 % zugenommen. Für ein 2-Tages-Ereignis ist der Anstieg vergleichbar. Die Zahlen basieren auf einer Auswertung von Beobachtungen, regionalen Klimamodellen und sehr hoch aufgelösten Klimamodellen, welche die Konvektion direkt simulieren können. Die Änderungen der Intensität und Wahrscheinlichkeit fallen bei der beobachtungsbasierten Bewertung größer aus als bei den Modellen.
  • In einem Klima, das 2 Grad wärmer ist als in der vorindustriellen Zeit, würde die Intensität eines 1-Tages-Events um weitere 0,8 bis 6 % ansteigen, während die Wahrscheinlichkeit um einen Faktor von 1,2 bis 1,4 zunimmt. Für das 2-Tages-Ereignis verhält sich der Anstieg abermals ähnlich.
  • Die Überschwemmungen vom Juli 2021 hatten extreme Auswirkungen, darunter über zweihundert Todesopfer. Angesichts der Seltenheit des Phänomens ist eindeutig, dass es sich um ein sehr extremes Ereignis handelt. Bei einem so seltenen Extremereignis sind Schäden unvermeidbar. Da Ereignisse wie dieses in der Zukunft jedoch häufiger auftreten werden, ist es von entscheidender Bedeutung zu untersuchen, wie die Vulnerabilität und Gefährdung in der Zukunft verringert werden können, um zukünftige Schäden zu reduzieren.