Kaltblüter ersetzen schwere Maschinen im Forst
Die Stadt Freinsheim hegt ihren wertvollen Waldbestand – mit dem Einsatz von Rückepferden

Es war seine erste eigene Erfahrung mit Pferden im Wald, berichtet Johannes Rottländer – und eine durchaus positive. Zuvor hatte der Forstinspektor dem Einsatz von Rückepferden nur im Forstamt Donnersberg einmal zuschauen können. Jetzt, im Freinsheimer Ganerbenwald, haben zwei so ausgebildete Tiere ganze Arbeit geleistet. Rottländer ist „davon durchaus angetan“, wie er sagt.
In jenem Teil des Stadtwaldes von Freinsheim stehen Eichen, für deren Anpflanzung vor rund 50 Jahren offenbar viel Geld in die Hand genommen und Sachverstand genutzt wurde. Das hat sich gelohnt, denn heute sind viele der Stämme auf dem Weg zu edlem Wertholz. Um diese Entwicklung zu fördern, definieren die Förster sogenannte „Zukunftsbäume“, denen sie mehr Luft und Licht verschaffen, indem sogenannte „Bedränger“ gefällt werden.
Denn die „Zukunftsbäume“ sollen für ihre Kronen mehr Raum erhalten. „Die Krone eines Baumes ist sein Wachstumsmotor“, erläutert Rottländer. Kann sie sich weiter ausbreiten, legt der wertvolle Stamm – möglichst astfrei – schneller an Dimension zu. Je Zukunftsbaum würden maximal zwei bis drei zu nahe stehende „Bedränger“ entfernt.
Lex und Odin ziehen die Stämme
Und mit diesem Einschlag kommen die Pferde ins Spiel. Im Wald der Stadt Freinsheim sind es zwei Kaltblüter des Westerwälder Spezialisten Stefan Golz, „Lex“ und „Odin“ gerufen. Sie können dort Stämme aus dem Wald ziehen, wo schweres Gerät schlecht hinkommt oder der Waldboden nicht durch ihren Einsatz geschädigt werden soll.
„Bei der Waldbewirtschaftung wird der Boden hinsichtlich des Klimawandels und des Artensterbens immer wichtiger: Für den Klimaschutz als CO2-Senke, für den Wasserrückhalt, für die Versorgung mit sauberem Wasser und für den Schutz der Artenvielfalt“, hat Landesumweltministerin Katrin Eder jüngst bei einem Fachworkshop zum Thema Holzrücken festgestellt. Gesunde Böden seien zudem „Voraussetzung für die Anpassungsfähigkeit der Wälder an die Auswirkungen der Erderhitzung. Sie sind das Fundament des Waldes. Deshalb müssen wir alles daransetzen, sie noch mehr zu schützen und ihre Funktionen zu erhalten.“
Topographie, Zuwegung und Lasten
An geeigneten Einsatzorten werden deshalb vermehrt Pferde eingesetzt. Dabei gibt es Johannes Rottländer zufolge einige Kriterien zu beachten: den Abstand zu den Zuwegungsschneisen, das Gefälle im Gelände und nicht zuletzt Größe und Gewicht der herauszuholenden Stämme. „Der Acht-Tonnen-Seilwinde ist die Last egal, aber eben nicht für die Pferde“, sagt der Revierförster. Beim Freinsheimer Einsatzgebiet sei es um ein Brennholz-Sortiment gegangen – für die Tiere unproblematisch zu bewältigen.
„Natürlich sind wir stolz auf unseren Waldbestand“, sagt der Freinsheimer Bürgermeister Matthias Weber, der zu jung ist, um sich an die damalige Pflanzaktion selbst erinnern zu können. Aber vertraut sind ihm die Anstrengungen der Gemeinde aus den 1980-er Jahren um eine nachhaltige Forstwirtschaft. Und er ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir heute sagen können: ,Die haben damals etwas wirklich Gutes gemacht!‘“
Kommunen Machen Klima – Nachmachen erwünscht!
Klimawandel und Energiewende sind Herausforderung und Chance zugleich. Den Kommunen kommt bei ihrer Bewältigung eine zentrale Rolle zu – sie gestalten mit ihren Entscheidungen, Maßnahmen und Projekten die Zukunft ihrer Bürgerinnen und Bürger. Und sie sind in vielen Fällen Vorbilder beim Einsatz für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt.
Eine Reihe von besonders gelungenen Beispielen präsentieren wir nun regelmäßig an dieser Stelle: erfolgreiche Projekte, innovative Lösungen, ermutigende Erfolge, Chancen für die Zukunft. Alle zwei Wochen, immer dienstags finden Sie hier einen neuen Beitrag – verbunden mit der Hoffnung, dass die vorgestellten Taten möglichst viele Nachahmer finden werden. Denn der interkommunale Austausch kann Klimaschutz, Energiewende und eine klimaangepasste Entwicklung beflügeln. Kurz: Nachmachen ist ausdrücklich erwünscht!
Weitere Best-Practice-Beispiele
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Anlieger atmen auf: Strom statt Diesel
Die Stadt Andernach unternimmt einen zweiten Anlauf. Nachdem bereits einmal der Plan gescheitert war, die Landungsbrücken am Rhein mit Strom-Verteilern auszustatten, hat nun die Verwaltung die Haushaltskontrolleure von der Wirtschaftlichkeit der Investition überzeugen können und ein Stadtratsbeschluss ebnete den Weg für eine konkrete Planung. Herauskommen soll eine Anlage, die mit dem Vorbild der Stadt Koblenz vergleichbar sein wird. Profiteure werden ufernah wohnende Menschen und dort angesiedelte Gastronomiebetriebe sein – und vor allem die Umwelt.
Denn der Ausstoß von Treibhausgasen ist auch während der Liegezeiten von Schiffen erheblich. Ob Gütertransport oder „Weiße Flotte“: Sie alle benötigen für den Betrieb der Technik an Bord ständig Energie – und ohne Stromanschluss bleibt nur das weiterlaufenlassen von Dieselaggregaten. Die Stadt Koblenz hat deshalb bereits vor Jahren, zur Bundesgartenschau 2011, in die Stromversorgung am Peter-Altmeier-Ufer investiert; im vergangenen Jahr wurden die Anlagen umfassend modernisiert und erweitert, von Bund und Land mit 80 Prozent Fördersumme bezuschusst.
„Die Schifffahrt ist für den Tourismus und den Gütertransport in Rheinland-Pfalz von zentraler Bedeutung. Mit dem Einstieg in die Landstromförderung in Koblenz machen wir die Schifffahrt attraktiver und die Luft an den Anlegestellen sauberer“, erklärte der damalige Landesverkehrsminister Volker Wissing den Förderbescheid. Man setze auf „eine emissionsarme und klimaschonende Energieversorgung der Schiffe“ und stärken damit den Tourismus- und Wirtschafstandort Rheinland-Pfalz.
291.233 Euro für Koblenz war dies der Landesregierung im vergangenen Jahr wert, 873.698 Euro kamen vom Bund aus dem „Energie- und Klimafonds zur Planung und zum Bau von Landstromanlagen“. Mit bis zu 1.600 Schiffsanläufen jährlich allein am Moselufer gilt Koblenz laut Landeswirtschaftsministerium als zentrale Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe in Rheinland-Pfalz. Für alle diese Schiffe ist an den Koblenzer Liegeplätzen die Nutzung der Stromanschlüsse verpflichtend – so werden pro Jahr in der Koblenzer Altstadt der Ausstoß von fast 900 Tonnen CO2 vermieden. Weniger Lärm- und Abgasbelastung für die Menschen am Ufer kommen dazu.
Dem Koblenzer Beispiel folgen inzwischen weitere Strom-Anlieger. So steht eine Planung für den Mainzer Hafen an, ist aber noch nicht so weit fortgeschritten wie die Planung der Andernacher. Dort rechnet man mit rund 3 Millionen Euro Investitionssumme, wenn man dem Koblenzer Muster folgt. Genaue Zahlen kann erst die derzeit laufende Arbeit eines Fachbüros liefern – und die werden dann auch Grundlage sein für die Förderung von Bund und Land.
Daten der Koblenzer Anlage:
- 2 unterirdische Trafostationen mit einer Gesamtleistung 5000 kVA
- Versorgung von 8 Schiffen mit je 800 Ampere (pro Schiff zwei Powerlockanschlüsse à 400 Ampere), sechs davon mit Anschlussverpflichtung
- 2 Plätze gehören dem Bund, werden vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) verantwortet und aktuell von Frachtschiffen genutzt. Hier arbeitet Koblenz-Touristik als Betreiber an einer Anschlussverpflichtung; bislang ist der Anschluss hier für die Frachtschiffe nur fakultativ, es entscheidet letztlich die Bundesbehörde.
- Über die konkreten Emissionseinsparungen informiert die Grafik oben. Die Einsparungen basieren auf der 2019 über die Anlage an Hotelschiffe gelieferten Strommenge. Die Einsparung dürfte künftig höher ausfallen.
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Klimaschutz vor der eigenen Haustür
© Katrin Berlinghoff
Volkshochschulkurse in vielen Kommunen regen zum Mitmachen an
Wir müssen handeln! So lautet der dringliche Appell des IPCC (Weltklimarat) der Vereinten Nationen zum aktuellen Weltklimabericht 2022. Denn die Situation ist noch dramatischer als bisher angenommen.
Am Klimawandel kommt keiner von uns vorbei. Immer mehr Menschen wollen aber etwas dagegen unternehmen und sich persönlich engagieren. Was wir selbst vor unserer eigenen Haustür gegen den Klimawandel und für den Schutz von Klima und Umwelt tun können, das möchte die Kursreihe „klimafit“ engagierten Bürgerinnen und Bürgern aufzeigen. Die Veranstaltungsreihe wird im Frühjahr an zahlreichen Volkshochschulen in ganz Deutschland in Kooperation mit der Naturschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) und dem Helmholtz Verbund für regionale Klimaänderungen und Mensch (REKLIM) angeboten.
So auch an der Volkshochschule in Speyer. Die Speyerer Klimaschutzmanagerin Katrin Berlinghoff erzählt im Interview, was die Teilnehmenden erwartet und was sich die Veranstalter und die Stadt Speyer vom Kurs erhoffen.
Welchen Ansatz verfolgt der Kurs „klimafit“?
Katrin Berlinghoff: Wir möchten über dieses Angebot die breite Bevölkerung ansprechen und die Teilnehmenden dann als Multiplikatoren für den Klimaschutz gewinnen. Ganz wichtig ist uns, dass der Kurs einen sehr starken Praxisbezug bietet. Also weg von der reinen Theorie – die natürlich auch thematisiert wird – aber vor allem geht es um die Frage: Was geht im Klimaschutz auf lokaler Ebene, in meiner Stadt?
Was erwartet Interessenten, die sich für den Kurs anmelden möchten?
Katrin Berlinghoff: „Was kann ich selbst tun, um meiner Stadt beim Klimaschutz zu helfen?“ Das ist die Frage, die im Mittelpunkt steht und die in diesem Kurs beantwortet wird. Die Teilnehmenden erfahren in den sechs Terminen mehr über die wissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf Kommunen. Auch der persönliche Bezug wird direkt mit einer kleinen Aufgabe hergestellt: Jeder sucht sich eine von 15 Klimaschutzmaßnahmen aus und findet mit Hilfe eines speziellen Programms auf der „klimafit challenge“-Internetseite heraus, wieviel CO2 damit eingespart wird. Beispielsweise können die Teilnehmenden ermitteln, was es bringt, wenn man vier Wochen kein Fleisch konsumiert. Der direkte Austausch mit Experten steht ebenso auf dem Programm wie Tipps zu Energie, Mobilität und Ernährung. Und es stellen sich lokale und regionale Initiativen im Klimaschutzbereich vor.
Klimaschutz ist ja in aller Munde. Wie groß ist das Interesse an diesem Kurs? Und wer wird angesprochen?
Katrin Berlinghoff: Einige wenige Plätze sind noch frei, aber das Interesse ist sehr groß. Das zeigt, dass sich immer mehr Menschen auch persönlich engagieren und mehr über kommunalen Klimaschutz wissen möchten. Wir möchten mit dem Kurs die gesamte Bandbreite der Bevölkerung ansprechen, ob junge oder ältere Menschen, alle sind willkommen. Eine möglichst breite und diverse Gruppe ist optimal, um die Bevölkerung in ihrer Diversität abzubilden und abzuholen.
Wie können sich die Teilnehmenden konkret in den Klimaschutz mit einbringen, wo werden Brücken zum kommunalen Klimaschutz gebaut?
Katrin Berlinghoff: Ein Hauptziel ist die Vernetzung. Es senkt meiner Erfahrung nach die Hemmschwelle, jemanden anzusprechen, wenn man ihn oder sie bereits persönlich kennengelernt hat. Und auch ich als Klimaschutzmanagerin bin bei allen sechs Terminen mit dabei. Ich sehe darin eine große Chance. Denn so habe ich die Möglichkeit Ehrenamt, Hauptamt und weitere Gruppen besser miteinander zu vernetzen und Kontakte herzustellen. Wenn beispielsweise ein Teilnehmender sich gerne im Bereich Energie mit einbringen möchte, dann kann ich, sobald bei mir Energiethemen aufkommen, die eine Beteiligung möglich machen, diese Person ansprechen und eine Mitarbeit vermitteln.
Welche Effekte erwarten Sie als Klimaschutzmanagerin von diesem Kurs?
Katrin Berlinghoff: Ich erhoffe mir, dass die Bürgerinnen und Bürger ein größeres Verständnis für Klimaschutz-Maßnahmen entwickeln und dieses auch weitertragen, mit Mitmenschen darüber sprechen, dass sich Freude für neue Entwicklungen ergibt und das Thema immer breitere Kreise zieht. Denn mein Eindruck ist, dass fast alle Menschen Klimaschutz befürworten und Handeln fordern. Aber Veränderungen sind auch oft mit Ängsten verknüpft. Das zeigt sich häufig, wenn ganze konkrete Maßnahmen vor der eigenen Haustür umgesetzt werden. Dann entsteht zum Beispiel eine Gegenwehr, wenn der öffentliche Parkplatz wegfällt, weil dort eine Grünfläche oder Fahrradwege geschaffen werden. Die Sorge ist etwa: ‚Dann finde ich keinen Parkplatz mehr‘. Und tatsächlich muss man vielleicht 200 Meter laufen. Es könnte aber genauso der Gedanke kommen: ‚Okay, im Alltag bewege ich mich sowieso zu wenig, dieser kurze Fußweg tut mir ja eigentlich gut‘. Veränderungen haben auch viel Positives. So wie wir uns zum Beispiel ans Auto gewöhnt haben, können wir uns sicher an die Vorteile von weniger Autos gewöhnen und weniger Lärm und mehr Platz auf Straßen für andere Nutzungen genießen. Wir möchten, auch mit dem Kurs, ein Bewusstsein schaffen, Ängste nehmen und erreichen, dass die Menschen offener sind für Neues und statt Skepsis die Motivation und Freude daran überwiegt.
Wie passt dieses Angebot zu den Klimaschutzaktivitäten der Stadt Speyer?
Katrin Berlinghoff: Vom Ansatz und Zeitpunkt her passt der Kurs sehr gut, da wir in Speyer gerade unser Klimaschutzkonzept überarbeiten. Und dazu brauchen wir die Bürgerinnen und Bürger ganz dringend. Wir möchten kein Expertengremium, das zwar tolle Ideen entwickelt, die dann aber nicht umsetzbar sind, weil sie von den Menschen nicht angenommen werden. Wir möchten die Speyerinnen und Speyrer direkt mit einbinden und Akzeptanz schaffen.
Und mit dem Kurs haben wir die Möglichkeit, unmittelbares Feedback zu erhalten und wir sehen, wo noch Hürden sind, die es zu überwinden gilt. Wir möchten also mit dieser Art von Bildungsarbeit die Menschen einbinden, um das bestmögliche Ergebnis fürs Klima, Speyer und natürlich die Bürger zu erzielen.Ihr Fazit lautet…
Katrin Berlinghoff: Die explodierenden Energiepreise sind greifbar, sie sind akut, begegnen uns allen täglich und werden deshalb sehr intensiv wahrgenommen. Die globale Klimakrise an sich ist aber oft nicht greifbar und dann wird die Dringlichkeit weniger wahrgenommen. Der Kurs bietet eine tolle Chance, das Thema auf den Tisch zu bringen und die Bürgerschaft verstärkt in die Prozesse einzubinden. Nur so kann es gelingen, ein besseres Bewusstsein für Klimaschutzmaßnahmen zu schaffen, die von einer möglichst breiten Bevölkerung nicht nur mitgetragen, sondern vorangetrieben werden.
Kontakt:
Katrin Berlinghoff, Klimaschutzmanagerin Stadt Speyer,
Tel.: 06232 14-2596, E-Mail: katrin.berlinghoff@stadt-speyer.deInfo VHS Speyer
Die Volkshochschule der Stadt Speyer zählt laut eigener Homepage „zu den sieben größeren Volkshochschulen in Rheinland-Pfalz. Mit ihrem Weiterbildungsangebot von jährlich über 500 langfristigen Kursen, 80 Vorträgen und 25 Studienreisen erreicht sie mehr als 10.000 Teilnehmende pro Jahr.“ -
Den Solarcheck gibt es gratis
Zielvorgabe der Solarstrategie: In Bad Dürkheim sollen bis 2035 alle geeigneten Dächer mit Photovoltaik- oder Solarthermie-Kollektoren bestückt sein. © Symbolbild: Energieagentur Rheinland-Pfalz
In Bad Dürkheim sollen bis 2035 alle geeigneten Dächer Sonnenenergie einfangen
Die Stadt Bad Dürkheim macht es ihren Bürgerinnen und Bürgern so einfach wie möglich. Jedenfalls wenn es um die Nutzung von Sonnenenergie geht. Als Teil ihrer „Solarstrategie“ bietet Bad Dürkheim über eine Kataster-Nutzung hinausgehend Vor-Ort-Begutachtungen an, ob sich ein Dach für Photovoltaik oder Solarthermie eignet. Die Kosten für diese Expertise trägt die Gemeinde; Interessenten müssen lediglich einen Termin vereinbaren.
Ambitionierte Ziele hat sich die Stadt an der Haardt gesteckt: Bis 2040 will man im Stromsektor bilanziell klimaneutral sein, bis 2035 sollen alle geeigneten Dachflächen in der Stadt mit Sonnenkollektoren belegt sein. Als Vorbild will die Kommune vorangehen, berichtet Jennifer May vom städtischen Klimaschutzmanagement: Die eigenen Liegenschaften seien auf ihre Eignung hin überprüft; konkrete Planungen zur Reihenfolge bei der Umsetzung derzeit in der Mache: Die lukrativsten Flächen sollen zuerst belegt werden. Denn natürlich könne Bad Dürkheim nicht alle infrage kommenden Dächer auf einen Schlag für die Nutzung von Sonnenenergie ausrüsten.
Um Bürgerschaft und Gewerbetreibende zu ermutigen, wurde ein Solarportal erstellt, das alle notwendigen Informationen zur Planung, zum Bau und zur Wartung einer Solaranlage vereint. Die benutzerfreundliche Plattform informiert grundlegend über die solare Eignung möglicher Dächer – perspektivisch auch der Fassaden – und ermöglicht eine erste überschlägige Wirtschaftlichkeitsberechnung, basierend auf dem Solarkataster Rheinland-Pfalz. Förderprogramme, Finanzierungs- und Kooperationsmodelle, Erfolgsbeispiele sowie der Verweis auf lokale Beratungsangebote ergänzen das Angebot.
Von Erfahrungen profitieren
Von der ersten Idee bis zur fertigen Anlage soll das Solarportal durchgängig als Beratungsinstrument dienen. Dazu zählen ergänzend Informationen rund um Stromspeicher in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen und die Nutzungsmöglichkeiten von Solarstrom für E-Mobilität.
„Solarbotschafter:innen“ berichten zudem von eigenen Erfahrungen mit Photovoltaik und/oder Stromspeichern. Interessierte können auf diese Weise vom Wissen anderer profitieren.Große Nachfrage
Offenbar wirkt dieses Bündel aus Hilfsangeboten. Mehr als 200 Interessensbekundungen für einen Besuch durch den Berater vor Ort sind seit Start des Projekts vor wenigen Monaten bereits eingegangen. Sie alle sollen, sowie weitere Nachfragende in Zukunft auch, Besuch erhalten von Energieberatern der Ingenieur- und Gutachtergesellschaft Christian Persohn mbH, die in städtischem Auftrag das Potenzial des Gebäudes unter die Lupe nehmen. „Solarcheck“ heißt dieses Angebot. Zu den Prüfkriterien des Beraters zählen unter anderem Dachtyp, -zustand und -neigung, mögliche Verschattung sowie Art der vorhandenen Heizungsanlage und Anschlussmöglichkeiten.
Nach dem Vor-Ort-Termin, der auch andere Fragen einer nachhaltigen Energienutzung umfassen kann, bekommen die potenziellen Solarenergie-Nutzer ein Beratungsprotokoll mit Empfehlungen – sowohl zu technischen, als auch wirtschaftlichen Fragen. Es soll als Basis für das weitere Vorgehen dienen.Vorreiter und Vorbild
„Als Kommune möchten wir unseren Teil zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels beitragen – und dazu brauchen wir natürlich auch das Engagement der Bürger:innen“, erläutern die beiden Klimaschutzmanagerinnen der Stadt. „Photovoltaik ist dabei die beste Möglichkeit, schnell die Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig eine wirtschaftliche und unabhängige Stromversorgung zu ermöglichen.“
Die Bad Dürkheimer Solarstrategie fußt auf einem umfassenden Klimaschutzkonzept, das der Stadtrat im Oktober 2019 verabschiedet hat. Darin wird eine Vorreiter-Rolle der Gemeinde so definiert: „Bad Dürkheim setzt Impulse für eine klimafreundlichere Gegenwart und Zukunft – nach innen und nach außen. Über ihre hoheitlichen Aufgaben hinaus wirkt die Stadt als Klima-Botschafter und Diplomat in die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Strukturen. Sie fördert als Aktivator, Motivator, Innovator und Infrastrukturgestalter proaktiv den Klimaschutz.“
Auskunft zur Solarstrategie geben die Klimaschutzmanagerinnen der Stadt Bad Dürkheim, Anja Balthasar (Tel.: 06322 – 935-2132, anja.balthasar@bad-duerkheim.de) und Jennifer May (Tel.: 06322 – 935-2133, jennifer.may@bad-duerkheim.de)
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Pfiffige Azubis sorgen für besseres Klima in ihren Kommunen
Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth bei einem der neu installierten Ascher in Schifferstadt © Stadtverwaltung Schifferstadt
Projekt bildet Nachwuchskräfte in Kommunalverwaltungen zu Klimascouts aus
Ob in der Fußgängerzone, vor der Kneipe oder an der Bushaltestelle – achtlos weggeworfene Zigarettenstummel liegen überall herum. Nicht gerade ein schöner Anblick. Und die Zahlen sprechen für sich: Bis zu 80 Prozent aller Zigarettenstummel landen dort, wo sie definitiv nicht hingehören: nämlich in der Umwelt. Zusammengerechnet wird daraus schnell ein großer, giftiger Haufen Müll. Schon eine einzige Kippe kann 40 bis 60 Liter Grundwasser verunreinigen. Dadurch wird das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Das Nikotin schädigt die Umwelt und begünstigt damit die Klimabelastung.
Den Auszubildenden Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth aus der Stadtverwaltung und den Stadtwerken Schifferstadt ist das Problem ebenfalls aufgefallen: „Auf unserem täglichen Weg vom Bahnhof zur Stadtverwaltung lagen immer jede Menge Zigarettenstummel. Das störte uns schon länger. Und so kam uns die Idee, die Lösung dieses Problems zu unserem AzuKlim-Projekt zu machen“, berichtet Alyssa Trautmann, angehende Verwaltungsfachangestellte der Stadtverwaltung Schifferstadt.
Azubis als kommunale Klimascouts
„Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“, kurz AzuKlim, ist ein Projekt, das das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit Energie- und Klimaschutzagenturen als Projektbegleiter anbietet. Dabei werden Auszubildende (Azubis) in Kommunalverwaltungen und deren Eigenbetrieben „klimafit“ gemacht. Konkret heißt das: Die Teilnehmenden werden zu Klimascouts ausgebildet – mit dem Ziel, für den Klimaschutz in ihren Kommunen und Verwaltungen mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Über die jüngere Generation durch Klimaschutz-Projekte neue Ideen in die Kommunen zu tragen und darüber den Vorbildcharakter der Kommunen für ihre Bürgerinnen und Bürger zu stärken, das ist ein toller Ansatz“, sagt Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Und für die Azubis ist es auch eine wertvolle Erfahrung: Sie können ihr eigenes Projekt entwickeln, von der Idee bis zur Umsetzung.“
Blick in die Zukunft
Das Difu und die Energieagentur Rheinland-Pfalz schulten im Herbst 2021 rund 20 Azubis in fünf AzuKlim Online-Modulen zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz und Energie. Dabei kamen Fragen auf den Tisch wie: Wie kann die klimafreundliche Kommune von morgen aussehen? Wie können die Menschen vor Ort vom kommunalen Klimaschutz profitieren? Außerdem vermittelten die Schulungsleiter den angehenden Klimascouts Grundlagen zu Projektmanagement und Kommunikation.
Den Abschluss bildete eine Ideen-Werkstatt, in der die Auszubildenden in acht Kleingruppen ihre Ideen für eigene Projekte diskutierten und Projektgruppen gründeten. Anschließend konzipierten die jungen Frauen und Männer in den Gruppen eigenständig ein Klimaschutzprojekt und setzten dieses vor Ort um. Unterstützt wurden sie dabei von Mentorinnen und Mentoren aus ihren Kommunen, etwa aus dem Klimaschutz- oder Energiemanagement oder der Ausbildungsleitung.Handaschenbecher und Sammelaktion
Und genau als solches Projekt verwirklichten die drei Azubis ihre Idee zur Vermeidung von Zigarettenstummeln in Schifferstadt: Unter dem Motto „Filter von morgen im Ascher entsorgen“ animierten Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth die Bürgerinnen und Bürger zum Aufsammeln von Zigarettenstummeln. Bei der Aktion kamen rund fünf Kilogramm Kippen zusammen.
Außerdem organisierten die frisch gebackenen Klimascouts einen Aktionsstand auf dem Wochenmarkt in Schifferstadt, wo sie kleine Handaschenbecher verteilten. Darin können Zigarettenreste auch unterwegs gesammelt werden und landen nicht in der Umwelt. Das ist aber noch nicht alles, denn im Februar sorgten die drei Klimascouts dafür, dass im Stadtgebiet fünf Ascher für Zigarettenkippen aufgestellt wurden.
„Unser Projekt kam super an. Erst fanden wir es schwierig, weil es doch ein ziemlich großes Projekt ist und wir so etwas noch nie gemacht hatten. Aber wir haben es, auch mit der Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen, geschafft“, erzählt Klimascout Alyssa Trautmann. „Und die Reaktionen sind überwältigend“, setzt sie hinzu: „Uns rufen Leute an und fragen, wie sie helfen können, ob wir noch weitere Ascher aufstellen und ob sie weiter Zigarettenstummel sammeln und abgeben können.“
Mentorin Lea Bannas von der Stadtverwaltung Schifferstadt zeigt sich begeistert: „Das war eine tolle Idee! Wir werden die Ascher auch künftig bei neuen Projekten im Rahmen der ,Sozialen Stadt Schifferstadt´ und darüber hinaus einplanen.“
Und die gesammelten Zigarettenstummel? Je nach Zustand werden sie zu neuen Sammelbehältern recycelt oder aber die organischen Bestandteile werden beispielsweise in Abfallvergärungs- oder Biogasanlagen in Strom oder Wärme umgewandelt. Und tragen damit zum Schutz von Umwelt und Klima bei.
AzuKlim:
Im Pilotprojekt „Kommunale Klima- und Energiescouts“ hat das Difu 2018 und 2019 bundesweit rund 120 Auszubildende in mehr als 50 Kommunen zu Initiatoren und Multiplikatoren von kommunalen Klimaschutzaktivitäten qualifiziert.
Das 2021 in Kooperation mit Klimaschutz- und Energieagenturen in den jeweiligen Regionen gestartete Projekt „Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“ (AzuKlim) baut darauf auf. Ziel des Projektes ist es, die Azubis so zu qualifizieren, dass sie eigene Projekte realisieren und den Klimaschutz in unterschiedliche Ressorts der Kommunen tragen.AzuKlim in Rheinland-Pfalz
In der aktuellen Runde wurden rund 20 Auszubildende aus neun rheinland-pfälzischen Kommunen, einem Stadtwerk sowie vom Bezirksverband Pfalz zu Klimascouts ausgebildet. In acht Klein-Gruppen entwickelten die Azubis Ideen für eigene, ganz unterschiedliche Projekte. Gemeinsam ist Ihnen, dass Sie realisierbare Idee liefern, mit denen Umwelt und Klima geschützt werden können. Beispielsweise haben die Klimascouts neben dem Recycling von Zigarettenstummeln Konzepte zu Müllvermeidung und Upcycling erstellt, oder auch Klimatipps, eine digitale Broschüre zum Thema Klimawandel und ein Kommunikationskonzept mit dem Motto „Eco Not Ego“. Ebenfalls mit dabei: Ein Projekt zur E-Mobilität.
Aus diesen Projekten werden im März die drei besten ausgewählt, die dann am Bundesentscheid teilnehmen. Ihnen winkt ein Preisgeld von je 3.000 Euro, wenn sie es auf einen der ersten drei Plätze im Bundeswettbewerb schaffen.
Im Herbst 2022 startet eine neue Wettbewerbsrunde. Interessierte können sich bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz anmelden.Kontakt: Isa Scholtissek, Regionalreferentin Mittelhardt & Südpfalz,
Tel: 06332 – 954 24 06, E-Mail: isa.scholtissek@energieagentur.rlp.de -
Kühl plus warm gleich heiß
Überschaubare Technik, geringer Wartungsaufwand: Paul Ngahan von der Energieagentur Rheinland-Pfalz (links) und Sascha Bub, Mitarbeiter der Stadtwerke Schifferstadt, beim Entlüften der Soleleitung im Keller eines Abnehmers. © Energieagentur Rheinland-Pfalz
Kalte Nahwärme gilt als eine Schlüsseltechnologie in der Energiewende
Die Energiepreise schießen durch die Decke. Öl und Gas sind so teuer wie nie zuvor. Private Haushalte, Unternehmen und Organisationen, öffentliche Einrichtungen – alle stöhnen über rasant steigende Kosten. Da mutet das Konzept der „Kalten Nahwärme-Versorgung“ wie eine Zaubertechnologie an, um enteilende Energiepreise und künftige Klimaziele zugleich in den Griff zu bekommen.
Von Zauberei will Professor Thomas Giel gleichwohl nichts wissen. Kalte Nahwärme sei nicht die Lösung aller Klimaprobleme, so der Mainzer Hochschullehrer für Technisches Gebäudemanagement und Technische Gebäudeausrüstung. Aber zu Netzwerken verknüpft sieht Giel in dieser Technologie einen wichtigen Baustein der Energiewende und dazu noch einen mit technischen und wirtschaftlichen Vorteilen für alle Beteiligten.
Ruhig und besonnen klingt Thomas Giel am Telefon. Dabei ist der Experte für Kalte Nahwärme aktuell stark gefragt und von daher viel unterwegs. Ein Termin jagt den nächsten. In Rheinland-Pfalz, aber mittlerweile auch in gesamt Deutschland und über die Grenzen hinaus. Denn bei dem, was Giel vorträgt, geht es um nichts Geringeres als um die effiziente Gestaltung in der Energiewende. „Wenn die Energiewende scheitern sollte, dann liegt es nicht an der Technik“, so der Professor. Man müsse neue Wege gehen, lautet sein Credo. Weg von einer zentralen Energieversorgung, hin zu dezentralen beziehungsweise lokalen Lösungen. Deshalb sind vor allem Vertreter von Kommunen und Energieversorgern an seinem Wissen interessiert und besuchen seine Vorträge und Seminare.
Energie aus der Erde heben
Die Lösung liegt mitunter so nah, quasi direkt vor jeder Haustür. Rund einhundert Meter tief unter der Erdoberfläche hat der Untergrund ganzjährig eine Temperatur von etwa zehn bis zwölf Grad Celsius. Die „Kalte Nahwärme-Versorgung“ nutzt diese konstante Temperatur und fördert diese über Erdsonden und einer Ringleitung zu den Verbrauchern.
„In einem Kalten Nahwärmenetz zirkuliert das Wärmeträgermedium direkt aus den
Erdwärmesonden“, erklärt Professor Giel. Die Energie aus dieser so genannten Sole wird über ein zentrales Bohrfeld erzeugt, welches an unterschiedlichen Standorten in dem Neubaugebiet untergebracht werden kann. Die in diesem Bohrfeld gewonnene Energie wird über eine Ringleitung zu den einzelnen Verbrauchern geführt. Die Gebäude der einzelnen Verbraucher docken an diese Ringleitung an. Die Wärmepumpen in den jeweiligen Gebäuden werden somit mit dem in den Ringleitungen zirkulierenden Wärmeträgermedium versorgt.Über die Ringleitung gelangt die Sole zu den einzelnen Abnahmestellen im Haus. Hier hebt eine Wärmepumpe die Sole anschließend auf die gewünschte Temperatur an. Neben der Erzeugung von Wärme und Warmwasser bietet das Prinzip der Kalten Nahwärme die Möglichkeit, die Häuser bei großer Hitze in der heißen Jahreszeit auch kostenlos zu kühlen. Dieses „Freecooling“ ist ein willkommener Effekt bei der Aussicht auf immer heißere Sommer.
Wärmeversorgung rechnet sich
Bereits seit 2007 propagiert Professor Giel das Prinzip der passiven kalten Nahwärmenetze. Ein erstes Projekt dazu gab es 2008 in Baden-Württemberg. Durchgesetzt hatte sich die Technologie aber nicht. Vor allem durch die hohen Investitionskosten für die Bohrungen konnte die kalten Nahwärme im Vergleich zu anderen Versorgungskonzepten nicht punkten.
Das hat sich mittlerweile geändert. Zwar sind die Anfangsinvestitionen nach wie vor relativ hoch. Dafür aber sorgen die wesentlich geringeren Betriebs- und Wartungskosten, die handelsüblichen technischen Komponenten, die staatlichen Fördermittel sowie eingesparte CO2-Abgaben dafür, dass sich so ein Wärmeversorgungssystem rechnet. „Passive Kalte Nahwärmenetze haben aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus keine Leistungsverluste“, weiß Giel. „Deshalb ist eine Dämmung der Leitungen nicht erforderlich, womit weitere Kosten gesenkt werden.“
In Schifferstadt startet Pilotprojekt
In Schifferstadt wissen Kommune, Stadtwerke und Nutzer die Vorteile von passiven kalten Nahwärme-Netzen bereits zu schätzen. Im dem 2015 erschlossenen Wohngebiet in Schifferstadt heizen und kühlen die Bewohner ihre Häuser CO2-neutral und nahezu emissionsfrei. „Zunächst wollten wir die Wärmeversorgung über ein zentrales Blockheizkraftwerk oder einer Pelletheizung sicherstellen,“ sagt Gerd Baumann, Technischer Leiter bei den Stadtwerken Schifferstadt zurückblickend. „Unsere Berechnungen hatten seinerzeit allerdings ergeben, dass die Energieverluste in so einem System zu groß gewesen wären, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben.“
Über die Energieagentur Rheinland-Pfalz wurde dann der Kontakt zu Professor Giel hergestellt, dessen Idee von passiven kalten Nahwärmenetzen bei allen Verantwortlichen der Stadtwerke Schifferstadt und auch in der kommunalen Politik sofort auf großes Interesse stieß. Der erste Spatenstich erfolgte im November 2015. Das letzte Gebäude wurde Ende 2018 an das Ringnetz angeschlossen.
Wenig Wartungsaufwand
Und heute? „Es gibt nur Vorteile“, unterstreicht Baumann. Die Anlagen laufen problemlos und quasi wie von selbst; der Wartungsaufwand sei sehr gering. Die Stadtwerke Schifferstadt betreiben die gesamte Anlage einschließlich der sich in den einzelnen Wohnhäusern befindlichen Wärmepumpen.
Die Anwohner haben mit dem kommunalen Energiedienstleister langfristige Contracting-Verträge abgeschlossen und haben monatlich gleichbleibende, überschaubare Kosten, die frei sind von den Schwankungen eines volatilen Energiemarktes. „Mit dieser Flatrate sind Nutzer und Stadtwerke auf der sicheren Seite“, sagt Baumann. Beide würden sich langfristig binden und seien verlässliche Partner. Für die Stadtwerke sei dies ein interessantes neues Geschäftsmodell.
Mehr Projekte braucht das LandDas Modell einer annähernd energieautarken Wärmeversorgung kommt in Rollen. Auch andernorts in Rheinland-Pfalz steigt die Nachfrage nach der Technologie, die nicht nur wärmt, sondern auch kühlt. „Es wird – zumindest in Rheinland-Pfalz – derzeit kein Neubaugebiet erschlossen, bei dessen Energiekonzept nicht auch die Versorgung der Neubauten durch passive kalte Nahwärmenetze auf der Tagesordnung steht“, weiß Professor Giel.
Die entsprechenden Erschließungsarbeiten im Baugebiet Eulbusch in Maikammer starteten im Oktober 2020. Ebenso laufen die Arbeiten im Neubaugebiet „Südlich Wooggraben“ in Harthausen. In beiden Projekten arbeiten die Kommunen mit den Pfalzwerken zusammen. Im Modellprojekt in Maikammer erziele man mit dem Einsatz einer Kilowattstunde Strom für die Pumpen rund fünf Kilowattstunden Wärme, hat Projektleiter Peter Freudig von den Pfalzwerken errechnet. Das sei ein enormer Wirkungsgrad.
In Boppard steht die Verwaltung ebenfalls in den Startlöchern. „Wir warten auf eine neue Richtlinie für die Förderung erneuerbarer Wärmenetze“, sagt Dominik Nachtsheim, Klimamanager der Stadt Boppard, unserer Redaktion. Man prüfe derzeit, wie innovative Konzepte für die Wärmeversorgung aussehen könnten.
In den meisten Projekten steht die Energieagentur Rheinland-Pfalz den Kommunen mit Rat und Tat zur Seite. Vor allem, wenn es um staatliche oder EU-Fördergelder geht. „Der Wärmesektor ist für die Erreichung der Klimaschutzziele von essenzieller Bedeutung: In Rheinland-Pfalz werden etwa 55 Prozent des gesamten Bruttoendenergieverbrauchs in Form von Wärme und Kälte verbraucht und der Anteil der Erneuerbaren Energien liegt bei rund elf Prozent“, weiß Paul Ngahan, stellvertretender Abteilungsleiter Nachhaltige Energieversorgung und Referent für Nachhaltige Wärmeversorgung bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Mit dem Wärmekonzept für Rheinland-Pfalz hat das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Instrumente und Maßnahmen beschrieben, die die Umsetzung der Wärmewende in Rheinland-Pfalz unterstützen und begleiten sollen.“
Kalte Nahwärme auch im Bestand möglich
Während lokale Kalte Nahwärmenetze immer stärker in den Fokus von Kommunen, Energieversorgern und Bauherren rücken, geht Professor Giel schon wieder einen Schritt voraus: „Die örtlichen Netze können in alle Richtungen wachsen. Sie lassen sich problemlos zusammenfügen.“ In seinem Kopf entsteht ein großes rheinland-pfälzisches Nahwärmenetz von Landau bis Koblenz.
Mittlerweile ist der Einsatz dieser Technologie auch für Bestandsgebäude für Giel keine Utopie mehr. In Kürze starten in Schifferstadt und im Ahrtal Projekte, in dem entsprechende Erkenntnisse gesammelt werden sollen.
Kontakte:
Gerd Baumann, Stadtwerke Schifferstadt, Stellvertretender Werkleiter / Technischer Leiter, Telefon +49 (0) 6235 4901-665, E-Mail g.baumann@sw-schifferstadt.de
Professor Thomas Giel, Hochschule Mainz, Technisches Gebäudemanagement und Technische Gebäudeausrüstung, Holzstraße 36, 55116 Mainz, Telefon +49 (0) 6131 628-1328, E-Mail thomas.giel@hs-mainz.de.
Paul Ngahan, Energieagentur Rheinland-Pfalz, Stellvertretender Abteilungsleiter Nachhaltige Energieversorgung & Referent für Nachhaltige Wärmeversorgung, Telefon +49 (0) 631 34371-130, E-Mail paul.ngahan@energieagentur.rlp.de
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Die Verbandsgemeinde Westerburg lockt Beschäftigte auf die Sättel
Werben für das Fahrradfahren, auch zum Arbeitsplatz: VG-Bürgermeister Markus Hof (v.l.n.r.), Christina Becher (Klimaschutzmanagement), Peter Jung aus der Finanzabteilung und Thomas Henritzi, ebenfalls vom Klimaschutzmanagement. © Verbandsgemeinde Westerburg
Förderung von Fahrradkauf – für mehr Bewegung in der Freizeit und Klimaschutz auf dem Weg zur Arbeit
Es geht vorrangig um Klimaschutz, aber nicht nur. Mit einem Angebot an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will die Verbandsgemeinde Westerburg zugleich dazu animieren, deren Gesundheit zu fördern – und kann sich zugleich positive Effekte auf Arbeitsfreude erhoffen. Den Schlüssel dazu bieten zinslose Darlehen, welche die VG ihren Beschäftigten für die Anschaffung eines Fahrrads gewährt.
Diese Förderung bezieht sich auf Pedelecs wie auf herkömmliche Drahtesel, auf neue, wie auf gebrauchte. Und die sollen durchaus in der Freizeit genutzt werden. Sind sie darüber hinaus für den Weg zur Arbeit im Einsatz, und zwar an Stelle eines Autos, dann profitieren alle von einer verbesserten Luft, weniger Lärm und Treibhausgasen, von weniger Gedränge auf den Straßen und Parkplätzen.
Bis zu 2.600 Euro pro Kopf stellt die Verbandsgemeinde ihrer Belegschaft als Gehaltsvorschuss zur Verfügung, zinslos. Steuerrechtliche Gründe setzen das Limit für solche Leistungen auf eben diese Summe fest. Die Tilgung des Darlehens erfolgt in maximal 36 Monatsraten per Dauerauftrag an die Verbandsgemeinde. Der Darlehensnehmer ist jederzeit berechtigt, das Darlehen ganz oder teilweise zu tilgen.
Die so erworbenen Fahrräder befinden sich von Beginn an im Eigentum der Beschäftigten; bei ihnen liegen folglich auch alle eventuellen Kosten für Reparaturen und Wartungen. Näheres wird in einem separat mit dem Beschäftigten zu schließenden Darlehensvertrag geregelt.
„Dieses Angebot wurde bereits im vergangenen Jahr von vielen Beschäftigten wahrgenommen und fand in der Belegschaft sehr guten Zuspruch“, berichtet Bürgermeister Hof. „Auch für das Jahr 2022 haben wir in den Haushalt der Verbandsgemeinde für die Mitarbeiterdarlehen 13.000 Euro eingestellt; dieser Betrag reicht für fünf weitere Darlehen“.Klimaschutzmanagerin Christina Becher „freut sich sehr darüber, dass den Mitarbeitern der Verbandsgemeinde Westerburg diese Möglichkeit geboten wird. Es wäre schön, wenn diese Idee andere Kommunen zum Nachmachen motiviert.“
Alternative: Leasing über drei Jahre
Die Verbandsgemeinde Westerburg wählt mit ihrem Angebot bewusst einen anderen Weg als das in einigen Kommunen im Land diskutierte „Jobrad“-Modell. Dabei handelt es sich um Leasing-Verträge, von der Kommune mit einem gewerblichen Anbieter geschlossen. Ein entsprechendes Angebot will jetzt zum Beispiel die Stadt Frankenthal auf den Weg bringen; als Starttermin ist dort April im Gespräch.
Beschäftigte der Frankenthaler Stadtverwaltung können – ebenfalls für den dienstlichen wie den privaten Gebrauch – fabrikneue Fahrräder leasen. Die Kosten über die gesamte dreijährige Leasing-Dauer sollen dabei zwischen 750 und 7500 Euro liegen – je nach Ausstattung der Räder. Enthalten sind darin sämtliche Kosten für Versicherung, Wartung und Reparaturen.
Auch in Frankenthal werden die Raten direkt vom Brutto-Gehalt einbehalten. Für die Stadt fallen so keinerlei Kosten an. Nach Ende der Leasing-Laufzeit können die Räder von den Nutzern übernommen werden.
Trocken und sicher geparkt
Die Verwaltung in Westerburg unterstützt das Radeln zur Arbeit zusätzlich auf ganz praktische Weise: Seit Herbst vergangenen Jahres gibt es in der Tiefgarage der Stadthalle Westerburg eine Fahrradgarage, welche für die Mitarbeitenden der VG nutzbar ist. Diese ist abgetrennt und verschlossen, sodass ein Diebstahl oder Vandalismus an den Rädern verhindert werden soll. Und die Räder stehen dort trocken – nicht unwichtig, wenn die Fahrt zur Arbeit mit dem Rad nicht nur an warmen Sommertagen das Klima entlasten soll.
Informationen zur Westerburger Fahrrad-Aktion (und zu den weiteren Klimaschutz-Aktivitäten der Verbandsgemeinde) gibt Klimaschutzmanagerin Christina Becher, Verbandsgemeindeverwaltung Westerburg, Neumarkt 1 in 56457 Westerburg, Tel.: 0 26 63 - 291 - 410 / 502, Fax.: 0 26 63 - 291 - 444, Mail: klimaschutz@vg-westerburg.de
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Intelligente Verbindung schafft Effizienz
Die Stadt Koblenz setzt am Bildungs- und Sportzentrum Asterstein auf Solarenergie und Kraft-Wärme-Kopplung
Individuell, sauber, innovativ – das neue Bildungs- und Sportzentrum im Koblenzer Stadtteil Asterstein soll künftig weitgehend stromautark sein: Durch ein intelligentes System aus Photovoltaik-Anlage, Batteriespeichersystem und Blockheizkraftwerk kommt der Strom, der vor Ort verbraucht wird, direkt aus der eigenen Produktion. Die Stadt Koblenz will damit ein weithin sichtbares Zeichen für Energieeffizienz und Nachhaltigkeit setzen.
Mit dem Neubau von KiTa und Mehrzweck-Sporthalle und den bereits bestehenden Gebäuden des Gymnasiums, der Real-, Förder- und Grundschule ist auf dem Asterstein das umfassendste Bildungs- und Sportzentrum der Stadt Koblenz entstanden. „Bei der Planung und Umsetzung der beiden Neubauten stand aus energetischer Sicht von Anfang an ein ganzheitlicher Ansatz im Fokus“, erklärt Hubert Kroh, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt Koblenz, der das Projekt initiiert hat. Die Flachdächer wurden begrünt und jeweils vollflächig mit Solarmodulen bestückt. Eine Kombination, die sich auszahlt: Vor allem im Sommer, wenn die Sonne die Dachflächen aufheizt, bieten die Pflanzen eine gewisse Kühlung für die Solarmodule und erhöhen damit deren Effizienz.
„Die beiden Photovoltaikanlagen decken überwiegend den Eigenstrombedarf des Bildungs- und Sportzentrums“, erklärt Hubert Kroh. Die installierte Anlagenleistung der insgesamt 1.032 Solarmodule beträgt 320 Kilowatt peak (kWp), die Bezeichnung für die Leistung, mit der eine Photovoltaik-Anlage unter genormten Bedingungen arbeitet. Im Einzelnen: Die 866 Module auf dem Dach der Sporthalle leisten etwa 268,5 kWp, die 166 Module auf der KiTa rund 51,5 kWp Strom. Neben der Versorgung der Gebäude solle der erzeugte Solarstrom genutzt werden, um künftig zwei E-Mobil-Ladesäulen und zwei E-Bike-Ladeboxen mit Grünstrom zu betreiben. Der überschüssige Strom werde im Sinne des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) ins öffentliche Versorgungsnetz eingespeist und dabei einer Direktvermarktung zugeführt.
Großer Batteriespeicher als Puffer
Um den Eigenstromverbrauch noch weiter zu optimieren, wird in Kürze ein Batteriespeichersystem mit einer Kapazität von zunächst 67 kWh integriert. Es speichert den erzeugten Strom, der nicht sofort benötigt wird, kurzzeitig zwischen. „Auf diese Weise können wir unsere so genannte Eigenstromverbrauchsquote erhöhen“, sagt Kroh. Was auch bedeutet: Pro Jahr können von rund 178 Tonnen klimaschädliches Kohledioxid vermieden werden. Und damit auch bei grauem Winterhimmel und leerem Batteriespeicher die Lichter im Bildungs- und Sportzentrum nicht ausgehen, wurde das vorhandene, erdgasbetriebene Blockheizkraftwerkes ebenfalls in das Stromversorgungssystem eingebunden.
Der klügste Schachzug war das elektrotechnische Zusammenschalten der Neubauten mit den Bestandsgebäuden. Durch die Neugestaltung der gesamten Elektroverteilung, unter anderem mit einer neuen Kabeltrasse und zusätzlichen Transformatoren, entstand so ein großer zusammenhängender Stromkreis mit nur einem Anschlusspunkt ins öffentliche Stromnetz. Damit wurde erst die Grundlage geschaffen, um mit Hilfe von dezentralen Erzeugungsanlagen wie Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung eine umfangreiche Eigenversorgung aufzubauen und zugleich ein intelligentes Lastmanagement mit Lastspitzenregelung installieren zu können.
Mit dem Ergebnis ist Amtsleiter Kroh sehr zufrieden: „Wir haben jetzt ein geschlossenes System, welches uns vor allem Spielraum für Optimierungen oder Erweiterungen bietet.“ Er denkt in die Zukunft. Weitere Stromerzeuger, aber auch Verbraucher, könnten problemlos in das Stromnetz des Zentrums integriert werden. „Das macht uns an dem Standort sehr flexibel.“
Unregelmäßige Nutzung durch Pandemie
„Mit den drei Bausteinen Photovoltaik-Anlage, Batteriespeichersystem und Blockheizkraftwerk zusammen wollen wir hier am Standort mittelfristig einen Strom-Autarkiegrad von mindestens 70 Prozent erreichen“, prognostiziert Hubert Kroh. „Dies bedeutet, dass dann im Jahresverlauf nur noch höchstens etwa 30 Prozent des benötigten Stroms aus dem öffentlichen Netz bezogen werden müssen.“
Im vergangenen Sommer habe man phasenweise keinen Strom mehr aus dem öffentlichen Netz ziehen müssen. Zu Euphorie veranlasse ihn das aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht, sagt Kroh, denn: „Repräsentative Messwerte über den veränderten Lastgang können wir derzeit noch gar nicht ermitteln. In den vergangenen Monaten sind Kita, Sporthalle und die Schulen durch die Pandemie-Situation mit den Schließungen und Lockdowns sehr unregelmäßig genutzt worden.“ Da sei zeitweise kaum Strom verbraucht worden. Kroh schätzt, dass erst in ein bis zwei Jahren, wenn hoffentlich wieder „Normalbetrieb“ eingekehrt sei, verlässliche Aussagen über den Grad der Stromautarkie gemacht werden können.
Leasing vom Energieversorger
„Es handelt sich damit um die bislang mit Abstand größte PV-Anlage, welche von der Stadt Koblenz in Eigenregie betrieben wird“, sagt Hubert Kroh. Das Gesamtprojekt wird in Form eines Leasingmodells mit einer Laufzeit von 18 Jahren realisiert. Dabei tätigt der Leasinggeber, die Energieversorgung Mittelrhein (evm), die Investition und kümmert sich um Lieferung, Montage, Installation, Anschluss sowie Inbetriebnahme. Darüber hinaus sorgt evm während der Vertragslaufzeit für die ständige Betriebsbereitschaft sowie sie Instandhaltung der technischen Anlagen. Die Stadt Koblenz als Leasingnehmer gestattet die unentgeltliche Nutzung der benötigten Flächen für die Errichtung der genannten Anlagen und zahlt für deren Nutzung beziehungsweise Betrieb eine monatliche Leasingrate.
Kontakt:
Hubert Kroh, Leiter des Zentralen Gebäudemanagements der Stadt Koblenz, Tel.: 0261 / 129- 6502 und -6503, E-Mail: zgm@stadt.koblenz.de. -
Im verschachtelten Schulgebäude wirkt hocheffiziente Technik
Von außen ist die Sanierung des Schulgebäudes leicht wahrzunahmen. Die besondere Qualität des Sanierungsobjektes steckt jedoch in seiner Technik. © Verbandsgemeinde Bodenheim
Die Verbandsgemeinde Bodenheim schuf im rheinhessischen Lörzweiler ein Vorzeigeobjekt für Sanierung im Bestand
Dass es ein Schulgebäude sein sollte, an dem die Verbandsgemeinde Bodenheim modellhaft die Umsetzung des zuvor erarbeiteten Klimaschutzkonzeptes demonstrieren wollte, war eine ganz bewusste Entscheidung. Der praktizierte Klimaschutz der Verbandsgemeinde wurde so für viele sicht- und erlebbar: Eltern, Schüler, Lehrkräfte. Und die Grundschule am Alten Schloss ist zudem durch Veranstaltungen und Feiern so in den Gemeindealltag von Lörzweiler eingebunden, dass praktisch jeder der 2.300 Einwohner den Baufortschritt wahrnehmen konnte.
Anspruchsvolle Ziele hatten sich die Planer gesetzt. Der Primärenergieverbrauch sollte nach der Sanierung um bis zu 85 Prozent reduziert werden, die CO2-Einsparung der gesamten Grundschule mehr als 80 Prozent ausmachen.
All das wurde erreicht – und zudem wird der zergliederte Gebäudekomplex seither immer wieder von Besuchergruppen aus anderen Verbandsgemeinden in Augenschein genommen. Denn in zwei Punkten gilt das Projekt als besonders vorbildlich: zum einen wegen der von Beginn an eingeplanten Gebäudeleittechnik und der damit verbundenen Möglichkeit des kontinuierlichen Monitorings, zum anderen wegen der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.
„Dabei spielt Corona heute natürlich eine besondere Rolle“, erläutert der Klimaschutzmanager, Markus Forschner. Das Virus war zum Zeitpunkt der Planung noch unbekannt. Aber, „dass eine wirklich gute Lüftung für eine Grundschule sehr wichtig ist, war uns von vornherein klar“, setzt er hinzu.
Die Umsetzung beeindruckt. Mit einem einzigen Knopfdruck können Lehrerinnen und Lehrer zum Ende ihrer Stunde die „Pausenlüftung“ einschalten, 15 Minuten quasi Stoßlüftung mit voller Kraft. Zusätzlichen Nutzen bietet die integrierte sommerliche Nachtkühlung; angesichts zunehmender Hitzetage gewinnt der Aspekt der Temperaturabsenkung in den Klassenräumen mehr und mehr an Bedeutung.
Sanierung schrittweise
Die Umgestaltung geschah in mehreren Schritten – und weitgehend während der Ferien, um den Schulbetrieb nicht unterbrechen zu müssen. Nur die Umstellung der Heizung von Gas auf Pellets ließ sich nach Ende der Heizperiode auch zu Schulzeiten erledigen.
Die bereits erwähnte Gebäudeleittechnik (GLT) mit Energiemonitoring bildete anfangs nur einen kleinen Teil der energetischen Sanierung. Später jedoch wurde sie – wie bei der Planung erwartet – eines der entscheidenden Arbeitsmittel für den Gebäudebetrieb und die Kontrolle des Energieverbrauchs mit der Ermittlung der CO2-Einsparung. Deshalb werden seither alle technischen Erneuerungen über die GLT gesteuert und im Energiemonitoring überwacht.
Eine permanente nutzerangepasste Nachregelung per Fernzugriff ist so möglich, Verbräuche lassen sich gegebenenfalls optimiert reduzieren. Aktuelle Verbrauchsdaten, minutengenau geliefert, sind dafür unabdingbar.
Weniger Treibhausgas, mehr Komfort
An dem in den Sommerferien 2018 begonnenen Sanierungsprojekt hat nicht erst seit dessen Fertigstellung 31.07.2020 auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Dr. Robert Scheurer, seine besondere Freude: „Die Grundschule Am Alten Schloss ist über die Jahre mit den Bedürfnissen mitgewachsen. Daher war klar, dass energetisch viel nachzuholen ist. Dass unser Modellprojekt nun so gut gelungen ist, dass es dem Kollegium wie den Kindern ein tolles Lernumfeld bietet und noch dazu als landesweites Vorzeigeobjekt dient, macht mich glücklich und stolz zugleich.“
Nach speziellen Herausforderungen gefragt, verweist Klimaschutzmanager Forschner auf die vorhandene Bausubstanz: „Gewachsene Strukturen, vielfach an- und umgebaut. Darin hocheffiziente Technik unterzubringen, ist eine komplexe Aufgabe. Aber genau das ist uns gelungen – und den Komfort konnten wir dabei auch erheblich steigern.“
Ansprechpartner bei der Verbandsgemeinde Bodenheim ist Klimaschutzmanager M. Eng. Markus Forschner, Tel.: (06135) 72-125, Fax: (06135) 72-263, E-Mail: klimaschutz@vg-bodenheim.de.
Die Lüftungsanlage
Die Lüftungsgeräte sind mit einem Enthalpie-Wärmetauscher ausgestattet und arbeiten mit einer Kanal-Gegenstrom-Wärmeübertragung mit einem maximalen Wärmebereitstellungsgrad von rund 80 Prozent und zusätzlicher Feuchte-Übertragung. Dies sichert ausreichende Frischluftzufuhr für die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler; es trägt zur Vermeidung von Schimmelbildung in den Räumen bei und vermindert die Ansteckungsgefahr in Pandemie-Zeiten. Die Einzelraumlüftungsgeräte verfügen über eine bedarfsgeführte Lüftungssteuerung mit Wochenzeitschaltuhr, einen CO2-Luftgütesensor und einen Pausenschalter, der einen maximalen Luftwechsel durch einen 100-Prozent-Luftvolumenstrom ermöglicht.
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Ab aufs Wasser!
© te Heesen, Umweltcampus Birkenfeld
Schwimmende Photovoltaik-Anlagen können zum erforderlichen schnellen Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien beitragen
Beim massiven und schnellen Ausbau der Solarenergie ist Kreativität gefragt. Wo überall lassen sich die blau- oder schwarz-glänzenden Module energieeffizient installieren und wirtschaftlich betreiben? Unsere Nachbarn in den Niederlanden gehen neue Wege: Sie nutzen ihre Wasserflächen, um darauf Photovoltaik (PV)-Anlagen schwimmen zu lassen. „Floating-PV“ nennen das die Fachleute. In Rheinland-Pfalz gibt es bisher ein Beispiel dafür, auf einem Baggersee bei Leimersheim (Landkreis Germersheim). Und im Hunsrück wird über ein solches Projekt in kommunaler Trägerschaft diskutiert, auf der Steinbach-Talsperre.
Schwimmende Photovoltaik sei keineswegs auf die an Wasserflächen so reichen Niederlande beschränkt, sagt Dr. Henrik te Heesen: „Das ist auch hier möglich!“ Te Heesen ist Professor für Technologien der Erneuerbaren Energien und Direktor des Instituts für Betriebs- und Technologiemanagement (IBT) am Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt er, ob und wie das in rheinland-pfälzischen Kommunen funktionieren könnte.
Frage: Herr Professor te Heesen, Offshore-Windkraftanlagen draußen auf dem Meer sind allgemein bekannt. Mit der Idee der schwimmenden Fotovoltaik-Anlagen geht jetzt auch die Solarenergie aufs Wasser. Was steckt dahinter?
Prof. Henrik te Heesen: Die Idee wird in den Niederlanden vielfach umgesetzt. Dort sind große Landflächen für Photovoltaik-Anlagen knapp und damit teuer. Deshalb hat man sich dort überlegt, auf großen Seen PV-Module auf Schwimmkörper auf Kunststoff zu montieren, aufs Wasser zu setzen und zu einem Solarkraftwerk zusammenzuschalten. Eigentlich ganz trivial. Die bislang größte Anlage auf dem Bomhofsplas, einem See in der Nähe von Zwolle, erreicht eine Leistung von 27,4 Megawatt. Zurzeit entsteht am Uivermeertje nahe Nijmegen die größte Floating-PV-Anlage in Europa mit einer Leistung von 29,8 Megawatt.
Frage: Welche Gewässer eignen sich am besten dazu?
Antwort: Eigentlich jede größere Wasserfläche, die nicht als Freizeit- und oder Badesee ausgewiesen ist. Sehr gut eigenen sich Baggerseen und Kiesgruben, aber auch Stauseen, die zur reinen Trinkwassergewinnung genutzt werden. Ebenso könnte man solche Anlagen auf gefluteten ehemaligen Tagebauen installieren.
Frage: Welche Vorteile haben solche schwimmenden Solarkraftwerke?
Antwort: Die Stromausbeute ist wesentlich höher als zum Beispiel bei PV-Anlagen, die auf Dächern montiert sind. Gerade im Sommer, wenn bei großer Hitze kein Lüftchen weht, können die Solarzellen nicht optimal arbeiten und verlieren an Wirkungsgrad. Das ist auf dem Wasser anders: Die Wasseroberfläche kühlt die Module gleichzeitig von unten und sorgt so für optimale Funktionsbedingungen. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg geht von einer um zehn Prozent höheren Stromausbeute einer Floating-PV- gegenüber einer auf festem Grund montierten Anlage aus.
Frage: Und die Nachteile?
Antwort: Ein Nachteil kann der Abtransport der erzeugten Energie sein. Meist gibt es in der Nähe der Gewässer keine Möglichkeit, den Solarstrom in ein öffentliches Stromnetz einzuspeisen. Also müsste zugleich eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. Das ist natürlich grundsätzlich möglich, erhöht aber die Investitionskosten mitunter enorm. Deshalb wäre ein Verbrauch des Stroms vor Ort wesentlich effizienter, beispielsweise für den Betrieb der Maschinen eines Kieswerks oder die Pumpen einer Trinkwasseraufbereitung. Aber das ist letztendlich eine betriebswirtschaftliche Rechnung.
Frage: Wirkt es sich auf Fauna und Flora aus, wenn eine Wasserfläche mit Solarmodulen belegt wird? Ändert sich die Wasserqualität durch die schwimmenden Kunststoffkörper?
Antwort: Den bisherigen Erfahrungen zufolge gibt es keine negativen Auswirkungen auf die Ökologie. Im Gegenteil: Durch die Abschattung durch die Solarmodule erwärmt sich die Oberfläche des Sees weniger. Dadurch bilden sich weniger Algen und das „Umkippen“ des Sees wird verhindert, was gerade bei stehenden Gewässern ein Problem sein kann. So eine schwimmende PV-Anlage kann auch den Nährstoffhaushalt eines Gewässers positiv beeinflussen, was wiederum Fischen, aber auch Wasserpflanzen zugutekommt. Hinzu kommt: Es verdunstet weniger Wasser, der Wasserspiegel verändert sich nicht wesentlich, was bei Trinkwasserspeichern vorteilhaft sein kann.
Frage: Wie verhalten sich schwimmende PV-Anlagen bei schwerem Wetter wie zum Beispiel Starkregen oder Sturm? Was gibt es dabei zu beachten?
Antwort: Floating PV-Anlagen unterliegen keinen besonderen Beschränkungen im Vergleich zu Freiflächenanlagen. Auf Seen gibt es in der Regel auch keine kritische Wellenentwicklung wie auf dem Meer.
Frage: Können Floating-PV-Anlagen auch modellhaft für rheinland-pfälzische Kommunen oder kommunale Träger sein?
Antwort: Zweifelsfrei ja. Es gibt Überlegungen, die Steinbachtalsperre im Kreis Birkenfeld mit einer Floating-PV zu belegen. Das Trinkwasserreservoir wird zurzeit saniert. Der Kreiswasserweckverband hat bei unserer Hochschule angefragt, wie das gehen könnte. Eine weitere Anlage ist auf einem Baggersee im Kreis Germersheim installiert. Betreiber ist ein regionaler Energieversorger, die Erdgas Südwest GmbH. Der erzeugte Strom wird vorwiegend im benachbarten Kieswerk eingesetzt, der Rest ins öffentliche Stromnetz eingespeist. Es sind also verschiedene Modelle und Konstellation vorstellbar, wie kommunale Partner zusammenarbeiten und mit Floating-PV die Energiewende vorantreiben können.
Frage: Wie viel Geld für Investition und Betrieb müsste eine Kommune für so ein Projekt in die Hand nehmen? Und welche Erlöse ließen sie erzielen?
Antwort: Die Kosten hängen natürlich stark von der Größe der Photovoltaikanlage ab. Die Investitionskosten für Floating-Photovoltaikanlagen sind zehn bis fünfzehn Prozent höher als bei Freiflächenphotovoltaik. Dennoch ergeben sich Kosteneinsparungen insbesondere beim Eigenverbrauch des Stroms aus der schwimmenden Photovoltaikanlage, da die Kosten für den Strombezug über das Energieversorgungsunternehmen in den nächsten Jahren weiter ansteigen werden.
Herr Professor te Heesen, haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch.
Kontakt:
Prof. Dr. Henrik te Heesen
Technologien der Erneuerbaren Energien
Direktor des Instituts für Betriebs- und Technologiemanagement (IBT)
Prodekan Fachbereich Umweltplanung/Umwelttechnik
Studiengangsleitung Erneuerbare Energien (B. Sc.) und Umweltorientierte Energietechnik (M. Sc.)
Telefon +49 6782 17-1908
E-Mail h.teheesen@umwelt-campus.de -
Die Energiewende mit Hirnschmalz lösen
Im neuen Energie- und Technikpark finden auch städtische Einrichtungen wie die Werkstätten des Theaters Trier ein neues und modernes Zuhause. Darüber freuen sich von rechts: Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe, SWT-Vorstand Arndt Müller, Theater-Intendant Manfred Langner, Alexander Roy (Technischer Leiter Theater), Michael Oberhoffer (Projektmitarbeiter SWT) Eric Krischel (Projektmanager Stadt Trier) und Christian Reinert (Projektleiter SWT). © Stadtwerke Trier/SWT
So geht Energiewende: Auf dem Gelände einer stillgelegten Kartonagenfabrik im Norden von Trier entsteht Zug um Zug der Energie- und Technikpark Trier. Jederzeit CO2-neutral und energieautark, gilt das Vorhaben als ein ökologisches Vorreiterprojekt der Römerstadt. Teile davon wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.
Wenn Arndt Müller vom Energie- und Technikpark (ETP) Trier erzählt, schwingt eine große Portion Stolz in seinen Worten. Man könnte den Geschäftsführer der Stadtwerke Trier (SWT) schließlich als „Vater“ des Öko-Gewerbequartiers bezeichnen. Er gab 2013 den ersten Impuls zur Umwandlung einer ehemaligen Industrieanlage zu einem Leuchtturmprojekt der regionalen Energiewende, welches SWT-Architekt Christian Reinert und sein Team dann quasi als Geburtshelfer zunächst in Pläne gossen und bis Ende 2022 nun Zug um Zug in die Realität umsetzen.
„Wir hatten uns seinerzeit vorgenommen, unser dortiges Hauptklärwerk klimaneutral zu machen“, erinnert sich Müller. Dabei fiel der Blick auf die Fläche der angrenzenden Kartonagenfabrik, 43.000 Quadratmeter groß und schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Betrieb. Die Hallen und Gebäude waren noch tadellos in Schuss. Die Idee für eine zukunftsorientierte Nutzung war relativ schnell geboren: ein klimaneutraler Standort für den Betriebshof und Fuhrpark der Stadtwerke nebst Verwaltung, der sich selbst mit Energie versorgt und substanziell so gestaltet und gebaut ist, dass er heutigen ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Ansprüchen gerecht wird.
Mit dem Grundstückseigentümer wurde man sich schnell einig. Ein Jahr später, 2014, startete das komplexe Projekt, das Ende nächsten Jahres vorerst beendet sein wird. Aber schon heute liegen die Pläne für weitere Entwicklungen in der Schublade.
Vom Klärwerk zum Kraftwerk
Rund acht Millionen Kubikmeter kommunaler Abwässer reinigt das Hauptklärwerk jährlich. Der Energieeinsatz dabei war früher enorm. „In den letzten Jahren konnten wir durch eine Effizienz-Initiative den Stromverbrauch bereits um rund 20 Prozentsenken“, sagt Christian Reinert. Das war aber noch nicht alles. Reinert: „Parallel dazu haben wir die Stromerzeugung vor Ort durch zwei Blockheizkraftwerke ausgebaut, Photovoltaik-Anlagen auf nutzbare Dachflächen montiert und eine Wasserkraftanlage in den Wasserablauf zur Mosel eingebaut.“
„So konnten wir die Anlage vom größten kommunalen Energiefresser zu einem Energie-Plus-Klärwerk ertüchtigen“, fügt Geschäftsführer Müller hinzu. Soll heißen: Seit 2016 versorgt die Anlage nicht nur sich selbst CO2-neutral mit der in ihr erzeugten Energie, sondern auch andere. Ein künstliches neuronales Netz regelt die Stromproduktion und den Verbrauch in Echtzeit. „Die Energiewende werden wir nur mit Gehirnschmalz lösen“, unterstreicht Arndt Müller. Es gehe um das Zusammenbinden von Technik zu smarten Lösungen. Dabei kommt auch künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Mehr als ein Energieeffizienz-Konzept
Die Überschussenergie aus dem Hauptklärwerk bildet eine wichtige Säule der Energieversorgung des Energie- und Technikparks nebenan. Für Rheinland-Pfalz ein bislang einmaliges Projekt, das vielfältige Weiterentwicklungs- und Übertragungsmöglichkeiten für andere Regionen im Bundesland und ganz Deutschland bietet.
Des Weiteren wurden auf den Dachflächen der Gebäude und Hallen Photovoltaikanlagen installiert, die zur Energieversorgung des Standorts beitragen. Und schließlich: „Bei der Sanierung der Gebäude haben wir ganz besonders darauf geachtet, den Energieverbrauch möglichst gering zu halten, zum Beispiel durch den Einbau einer hochwirksamen und ökologisch verträglichen Fassadendämmung“, sagt Reinert.
Damit der Energie- und Technikpark aber neben dem Aspekt der Energieeffizienz so richtig nachhaltig wird, setzen die Stadtwerker auf einen ökoeffektiven Umbau. „Wir haben unseren Blick geweitet und das Gelände einschließlich der Bestandsgebäude insgesamt einer wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Betrachtung unterworfen, bei der Ressourcen geschont werden“, sagt Arndt Müller.
Und diese Betrachtung hat unter anderem dazu geführt, dass für den Ausbau nur Holz aus der Region als klimaneutraler Baustoff eingesetzt wurde, der auf kurzen Transportwegen zur Baustelle gebracht werden konnte. „Wir haben insgesamt bei dem eingesetzten Material darauf geachtet, dass dieses nach einem Einsatz im Energie- und Technikpark gleichwertig weiter- oder wiederverwendet werden kann“, sagt Christian Reinert. Dieses Prinzip des Cradle-to-cradle („Von der Wiege bis zur Wiege“) wurde in Deutschland entwickelt und ist mittlerweile eine weltweit anerkannte Methode zur nachhaltigen Entwicklung und Produktion von Waren und Stoffen aller Art.
Die Nutzer: Stadtwerke und Stadtverwaltung
Die Umbauarbeiten im Energie- und Technikpark dauern noch an. Gleichwohl zieht nach und nach Leben in die modernisierten Gebäude und Industriehallen ein. Die ersten Mitarbeitenden der Stadtwerke sind bereits aus der Trierer Innenstadt an den nördlichen Stadtrand umgezogen, ebenso wie Mitarbeitende der städtischen Ämter Tiefbauamt, StadtGrün Trier und Stadtreinigungsamt, die als weitere Mieter für den Standort gewonnen werden konnten.
„Die Zusammenarbeit zwischen betrieblichen Einheiten von Stadtwerken und Stadtverwaltung verspricht vielfältige Synergieeffekte und bietet den Mitarbeitenden beider Institutionen moderne und zukunftsweisende Arbeitsplätze“, sagt Geschäftsführer Müller. Zudem würden die innerstädtischen Flächen und Gebäude für neue Nutzungen freigezogen, wodurch die City attraktiver und bürgernäher gestaltet werden könnte.
Weitere Pläne in der Schublade
Ende 2022 sollen die Umzüge in den Energie- und Technikpark zunächst einmal abgeschlossen sein. Dann werden alle technischen Abteilungen, der Betriebshof und die Verwaltung der Stadtwerke sowie der Stadtverwaltung am mit insgesamt 450 Mitarbeitenden neuen Standort beheimatet sein. Und dann? „Wir konnten in der Zwischenzeit eine weitere angrenzende Fläche in einer Größe von 27.000 Quadratmetern erwerben“, blickt SWT-Geschäftsführer Arndt Müller in die nahe Zukunft. „Die werden wir ebenfalls klimaneutral entwickeln und dann vor allem privaten und gewerblichen Nutzern zur Verfügung stellen.“ Die Energiewende ist in aller Munde. In Trier wird sie Realität.
Ansprechpartner für weitere Informationen ist Christian Reinert, Architekt bei den Stadtwerken Trier, Telefon 0651 – 717-2310.
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Gemeinde und Kreis helfen bei der Gebäudesanierung
Bei der energetischen Sanierung von Altbauten kommt der Gebäudehülle besondere Bedeutung zu. Dämmung und Fenster-Austausch gehören zu den häufigsten Maßnahmen – auch sie werden in Sprendlingen-Gensingen und im Landkreis Mainz-Bingen aus kommunalen Mitteln gefördert.
Bild: Energieagentur Rheinland-PfalzSprendlingen-Gensingen und Mainz-Bingen haben eigene Förderprogramme aufgelegt
Ganz wichtig ist: Wir kommen mit den Leuten ins Gespräch. Und oft wird dann mehr daraus als das, wofür es die Fördermittel gibt.“ Vivienne König, Klimaschutzmanagerin in der Verbandsgemeinde (VG) Sprendlingen-Gensingen, spricht bei dieser Einschätzung vom kommunalen Förderprogramm für energetische Gebäudesanierung. Schon 2011 begann die Ortsgemeinde Gensingen mit einer eigenen Förderung für energetisches Sanieren; die guten Erfahrungen damit ließen 2016 die Verbandsgemeinde eigene Etatmittel zur Verfügung stellen. Private Hauseigentümer erhalten bei der energetischen Ertüchtigung von Wohngebäuden finanzielle Unterstützung, zusätzlich zu den bekannten Programmen von Bafa und KfW.
„Das Programm ist seither stetig erweitert worden“, berichtet König: Seit 2019 werden beispielsweise auch solarthermische und seit 2020 Photovoltaik-Anlagen bezuschusst. Darüber hinaus umfasst der Katalog der Förderrichtlinie „Klassiker“ wie Heizungspumpentausch oder die Dämmung von oberster Geschoss- und Kellerdecke, aber auch ausgefallenere Maßnahmen, etwa den Einbau eines Magnet-Schlammabscheiders an der Heizungsanlage, was den ebenso geförderten Effizienzpumpen zu mehr Langlebigkeit verhilft.
Als Richtschnur für sachgerechte Maßnahmen gilt das Gebäude Energie Gesetz (GEG). Anders als bei den meisten Förderprogrammen für private Hauseigentümer muss in Sprendlingen-Gensingen nicht erst eine Förderzusage abgewartet werden, bevor die Sanierung beginnt. Vielmehr heißt es in der Förderrichtlinie, „die Antragstellung muss innerhalb eines Monats nach Durchführung der Maßnahme(n) erfolgen“ – Sanierungswillige können also direkt loslegen, müssen anschließend ihr Tun dokumentiert nachweisen.
Der Anreiz wirkt
Weiterer außergewöhnlicher Punkt: Wer in Eigenleistung saniert, bekommt bei einigen Maßnahmen mit 25 Prozent einen höheren Zuschuss als bei Vergabe an einen Fachbetrieb (20 %). Für manchen ein zusätzlicher Anreiz.
Denn als Impulsgeber, als Anreiz anzufangen, verstehen Bürgermeister Manfred Scherer, der Verbandsgemeinderat und das VG-eigene Klimaschutzmanagement ihr Förderprogramm. Für Klima- und Umweltschutz unterhält die VG eine eigene Agentur mit drei unbefristeten Vollzeitstellen.
Und seit auch Solaranlagen bezuschusst werden, zieht dieser Anreiz unerwartet stark: Der 20.000-Euro-Topf war im laufenden Jahr schnell erschöpft, und auch die nachgelegten 8000 Euro zusätzlich sind längst aufgezehrt.
Die überraschend ausgeprägte Bereitschaft in Photovoltaik zu investieren, mag auch damit zusammenhängen, dass sogar Balkon-Module gefördert werden, etwa für Mieter. Vivienne König freut sich jedenfalls über die Nachfrage: „Lange stand bei Photovoltaik die Skepsis im Vordergrund, ob das auch rentabel ist. Offenbar hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich diese Stromerzeugung zum Eigenverbrauch richtig lohnt – übrigens auch ohne unseren Förderzuschuss, mit ihm aber natürlich erst recht.“
Grüne Dächer und Fassaden
Neu ist in Sprendlingen-Gensingen ein parallel zur Gebäudesanierung aufgelegter Fördertopf für Fassaden- und Dachbegrünungsmaßnahmen. Der zielt vor allem auf das Eindämmen der Klimawandelfolgen durch Erwärmung; außerdem kommen solche Projekte dem Ortsbild und dem Erhalt der Artenvielfalt zugute. Die Verbandsgemeinde fördert aber nur, soweit nicht der übergeordnete Landkreis Mainz-Bingen bereits Fördermittel gezahlt hat.
Beim Landkreis gehen die vielfältigen Förderangebote weit über Gebäudesanierung und -begrünung hinaus. Sie sind Teil eines Masterplans Klimaschutz und seit dem laufenden Jahr unter dem Titel „KLIMAFIT – DURCHSTARTEN“ zusammengefasst. Der Kreis Mainz-Bingen unterstützt damit seine Bürgerschaft, Vereine und Genossenschaften, Kommunen und im Kreis ansässige Unternehmen in den Bereichen Gebäude, Klimaanpassung und Mobilität.
Ins letzte dieser drei Felder gehören – als nur ein Beispiel herausgegriffen – Lastenfahrräder. Ob allein mit Muskelkraft oder motorunterstützt angetrieben, der Landkreis fördert mit einem Viertel der Anschaffungskosten, gedeckelt auf 1.000 Euro je Rad bzw. 1.500 Euro für die Schwerlastvariante.
Töpfe werden regelmäßig ausgeschöpft
In der Summe lässt sich der Kreis Mainz-Bingen sein Förderprogramm bis zu eine halben Million im Jahr kosten; alljährlich fasst der Kreistag einen entsprechenden Beschluss. Diese Mittel sind, so berichtet Martina Schnitzler, Fachbereichsleiterin für Klimaschutz, „Jahr für Jahr flott weg, werden eigentlich immer ausgeschöpft“. Auch beim Kreis registriert man besonders großes Interesse an der Förderung von Photovoltaik und Batteriespeichern. „Dabei haben wir“, sagt Schnitzler, nur ganz wenig Werbung gemacht.“
Kreis und Verbandsgemeinde eint diese Einschätzung: Nicht zuletzt mithilfe der Förderprogramme sind die Möglichkeiten für persönliche Beiträge zum Klimaschutz bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen.
Weitere Informationen gibt es bei der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen auf der Homepage (www.vg-sg.de/energieagentur) und unter Telefon 06701 – 201-215, Mail sowie bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen über die Website, bzw. unter der Mailadresse schnitzler.martina(at)mz-bin.de
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Klimaschutz-Maßnahmen gezielt steuern
Ein „Joker“ für Kommunen: das Projekt „KomBiReK“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz
Der entscheidende Vorteil ist: Die Daten ergeben einen sehr guten Anhalt, wohin die Kommune sich beim Klimaschutz entwickeln soll. Es wird sichtbar, in welchen Bereichen sich der Einsatz begrenzter Ressourcen am meisten lohnt.“ Der das sagt, ist Christoph Benkendorff, heute Inhaber eines auf Bauphysik spezialisierten Planungsbüros und bis vor Kurzem jahrelang als Klimaschutzmanager in der Verbandsgemeinde Birkenfeld tätig. Und in dieser Funktion hat er nachdrücklich positive Erfahrungen gesammelt mit dem Bilanzierungstool Klimaschutz-Planer zum Erfassen der Emissionen von Treibhausgas (THG). Dieses Tool stellt die Energieagentur Rheinland-Pfalz im Rahmen ihres „KomBiReK“-Projektes Kommunen zur Verfügung.
Am kommenden Freitag wird das Angebot in diesem von der europäischen Union und dem Land Rheinland-Pfalz geförderten Projekt deutlich erweitert: Neben der bereits seit Jahren verfügbaren Bilanzierungssoftware gehen die ersten regionalen Klimaschutzportale online: Landkreise vernetzen sich dort mit ihren Kommunen und Bürgern digital zu allen Belangen rund um den Klimaschutz.
In der ersten Phase wurde das Angebot in der Pilotregion im Süden der Pfalz mit drei Landkreisen und Landau als kreisfreier Stadt entwickelt. Im nächsten Schritt können im Rahmen des KomBiReK-Projektes mit fünf weiteren interessierten Kreisen und Städten Portale landesweit installiert werden. Die erste Auswahl für einen Teil wurde bereits getroffen.
Bürgerbeteiligung im Fokus
In den Portalen können sich Bürgerinnen und Bürger zu Maßnahmen aus Klimaschutzkonzepten ebenso informieren wie zu aktuellen Themen und Veranstaltungen. Im Fokus steht die Beteiligung, etwa durch das Melden eigener Projekte oder Ideen oder bei der Teilnahme an Abstimmungen verschiedenster Art. Darüber hinaus werden die THG-Bilanzen, Emissionsminderungspotenziale und Szenarien in der Region dargestellt. Grundlage dafür ist die Bilanzierung mit dem Klimaschutz-Planer.
Zusätzliche Motivation sich zu beteiligen erwartet Dr. Stefan Jergentz (vom Projektpartner Universität Koblenz-Landau): „Die interaktive Darstellung der Zahlen im Klimaschutzportal macht es lebendiger und anschaulicher; außerdem können sich Bürger selbst auf einfache Art und Weise einbringen.“
Das Tool verbreitet sich im LandDie THG-Bilanzierung mit der Software Klimaschutz-Planer hat sich im Land inzwischen weit verbreitet. Nicht zuletzt auch wegen des kostenfreien Datenservices für viele der nicht-kommunalen Daten. Aktuell haben 69 Prozent der Landkreise und kreisfreien Städte, 49 Prozent der verbandsangehörigen und -freien Städte und Gemeinden sowie 265 Ortsgemeinden eine Lizenz des Klimaschutz-Planers über KomBiReK beantragt. Damit haben 367 Verwaltungseinheiten die Möglichkeit einer Bilanzierung der Energieverbräuche und Treibhausgasemissionen, fünfzehn Prozent bereits mit einer Folgelizenz, wobei einige Kommunen bereits die zweite Folgelizenz nutzen. (Stand: 01. Oktober 2021).
Die Verbandsgemeinde (VG) Birkenfeld war als eine der ersten Kommunen dabei – und ist dabeigeblieben, mittlerweile re-zertifiziert. Christoph Benkendorff erinnert sich an die positiven Auswirkungen zu Beginn: „KomBiReK lebt davon, dass brauchbare Daten vorhanden sind; bei den kommunalen Daten funktioniert es am besten, wenn ein Energiemanagement bereits vorhanden ist. In Birkenfeld hat KomBiReK als Anschub gedient für ein gutes Energiemanagement der kommunalen Liegenschaften zusätzlich zur THG-Bilanzierung für die gesamte Kommune.“
Eine solche Planstelle besteht weiterhin in der VG-Verwaltung, neben der Funktion der Klimaschutzmanagerin. Diese Aufgabenteilung hält Benkendorff auch für zwingend erforderlich – zumal die zu erzielenden Einsparungen bei den Energiekosten „eine solche Stelle locker finanzieren – und weit mehr als das“.Vielerorts fehlen die Planstellen
Diese Erkenntnis habe sich in vielen Gemeinden – anders als in Birkenfeld – leider noch nicht durchgesetzt, beklagt Christoph Benkendorff. Denn sonst müssten eigentlich überall im Land die Planstellen für kommunale Energiemanager*innen und das Klimaschutzmanagement eingerichtet und verstetigt sein.
Einen Zusammenhang zwischen positiver Klimaschutzbilanz und dauerhaft engagiertem Fachpersonal sieht auch Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, in deren regionalem Arbeitsgebiet die Idee zu dem Projekt entstanden ist. „KomBiReK“ sorgt mit der einheitlichen Methodik und dem zentralen Datenservice auch in diesem Punkt bereits für Transparenz und schafft Vergleichbarkeit zwischen den nutzenden Kommunen. Die jetzt neue entstehenden Klimaschutzportale sind dafür ein weiterer Sprung nach vorn.“
KomBiReK nutzen
Die Angebote im Projekt „Kommunale Bilanzierung und regionale Klimaschutzportale in Rheinland-Pfalz (KomBiReK) sind für Kommunen kostenfrei. Neben den Lizenzen für die Bilanzierungssoftware Klimaschutz-Planer und Datenservice erhalten die kommunalen Bilanzierer oder deren Beauftragte eine Möglichkeit zur Schulung in der Software. Das gleiche gilt für die kommunalen Klimaschutzportale, für die Bilanzen mit dem Klimaschutz-Planer erstellt werden müssen.
Die Methodik des Klimaschutz-Planers folgt mit der Bilanzierungssystematik Kommunal (BISKO) den Vorgaben der Kommunalrichtlinie und ermöglicht so den Zugang zu Fördermitteln des kommunalen Klimaschutzes. Interessenten wenden sich per Email an bilanzierungstool(at)energieagentur.rlp.de.
Weitere Informationen auf der Projektseite, www.energieagentur.rlp.de/kombirek, Ansprechpartnerin ist Dr. Christel Simon, Tel.: 0631 – 34 371-132. -
Wie reagieren Weinbau und Tourismus auf den Klimawandel?
„Wir verstehen uns als handlungs- und anwendungsorientiertes Projekt. Das heißt: Es geht darum, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort erste Anpassungsmaßnahmen in Sachen Klimawandel zu entwickeln!“ Prof. Dr. Antje Bruns, Projektleiterin. Bild: Uni Trier
Die Flutkatastrophe an der Ahr dürfte „Wasser auf die Mühlen“ auch dieses Projektes geben – Stichwort Klimawandelfolgen. Natürlich ist dies ebenso ein aktuelles Thema wie eine Herausforderung für die Mosel-Region. Insbesondere für den Weinbau und den Tourismus, zumal beide Wirtschaftszweige eng verzahnt sind. Schnittstelle von Wissenschaft, Praxis und kommunaler Selbstverwaltung will daher das im Mai 2020 gestartete Projekt „Mosel-AdapTiV“ sein.
Die Universität Trier und die Stadt Traben-Trarbach sind die Initiatoren des Projektes. Eine Förderung – gestützt durch einen Beschluss des Deutschen Bundestages – steuert das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit bei. Das Projekt soll überregionale Strahlkraft und Leuchtturm-Charakter haben.
Schon der Faktencheck ist eindrucksvoll: 2800 Winzer (Stand 2019) sorgen an der Mosel für das unverwechselbare, einzigartige Landschaftsbild mit den typischen Steillagen. Die gesamte Rebfläche, wobei jene an den Nebenflüssen Saar und Ruwer hinzugerechnet werden, beträgt 8600 Hektar. Aus dem dortigen Traubengut werden durchschnittlich 810.000 Hektoliter Wein gewonnen, die zu 80 Prozent im Inland verbleiben.
Und die Moselweine wie die Kulturlandschaft selbst sind Zugpferde für den Tourismus. Fast 7,2 Millionen Übernachtungen zählte das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz für 2019. Damit war die Mosel-Region mit zirka 28 Prozent an allen knapp 25,9 Mio. Übernachtungen im Bundesland beteiligt. Der Umsatz durch den Mosel-Tourismus belief sich auf rund 1,263 Milliarden Euro brutto.
Bereits zwei Studien zu den Auswirkungen
Wie gut sind Weinbau und Tourismus auf den Klimawandel vorbereitet? Welche Folgen hat er für den Tourismusmagnet Traben-Trarbach? Welche Anpassungsmaßnahmen sind notwendig? – Diese Fragen stellen sich die Beteiligten von „Mosel-AdapTiV“.
Zwar musste die geplante Auftaktveranstaltung 2020 wegen der Corona-Einschränkungen ausfallen, dafür gab’s persönliche Gespräche mit den betroffenen Akteuren. Entstanden sind daraus zwei Studien: eine zu den Klimawandel-Auswirkungen auf den Tourismus, die andere zu den erwarteten und bereits registrierten Veränderungen im Weinbau. Erste detaillierte Ergebnisse stehen auf der Projekt-Webseite.
Oft fehlt Kommunen noch das Problembewusstsein
„Was sich deutlich zeigte: Dieses Megathema wird von den Zielgruppen unterschiedlich wahrgenommen“, resümiert Projektmitglied und Tourismusgeographin Katharina Horvath. Wie zu erwarten, seien Betroffenheit und Problembewusstsein „sehr stark ausgeprägt“ bei den Winzern. Im Gegensatz zu vielen Kommunen: In deren offiziellen touristischen Konzepten spiele der Klimawandel „noch keine große Rolle“. Katharina Horvath: „Veränderungen im Weinbau werden sich aber langfristig auch im Tourismus spiegeln. Daher ist jetzt schon eine ganzheitliche Betrachtung wichtig.“
Erfolgsfaktor Vernetzung
In diesem Zusammenhang setzen Projektleiterin Prof. Antje Bruns (verantwortlich für den Fachbereich „Nachhaltige räumliche Entwicklung und Governance“ an der Uni Trier) und das Projektteam um Katharina Horvath vor allem auf Vernetzung. Partner von „Mosel-AdapTiV“ sind das Rheinland-Pfalz-Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in Trippstadt, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum – DLR – Mosel in Bernkastel-Kues, die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, die IHK Trier, kommunale Entscheidungsträger in Traben-Trarbach, die Universität Trier sowie die Touristikmanager und Winzer vor Ort.
Man wolle weg von der „Jeder-macht-etwas-Mentalität“, hin zu einem gemeinsamen, strukturierten Vorgehen mit fachspezifischen Fragestellungen. Die damit verbundenen Anpassungsmaßnahmen würden von „Mosel-AdapTiV“ aufbereitet und als kommunikationsorientierte Wissensplattform zur Verfügung gestellt.
Nach Ahr-Flut Projektziel aktueller denn je
Was sind gegenwärtig die größten Herausforderungen des Projektes? „Den langfristigen Handlungsbedarf deutlich zu machen!“, sagt Horvath. Die kommunale Ebene habe den Klimawandel bislang eher als „abstrakte Bedrohung“ wahrgenommen. Bislang. Die Bilder der Flutkatastrophe an der Ahr könnten diesem Bewusstsein eine andere Richtung geben. Zumal auch in Traben-Trarbach jüngst Starkregenfälle zu verzeichnen waren. Das Hochwasser überflutete wieder einmal Keller und verursachte erhebliche Gebäudeschäden. In den Weinbergen führten die Regenfälle zu Bodenerosion.
Das Gesamtziel von „Mosel-AdapTiV“ ist also aktueller denn je. Die Folgen des Klimawandels im Weinbau und Tourismus zu bewältigen, setzt notwendige Anpassungsmaßnahmen voraus. „Und wir setzen uns dafür ein,“, sagt Katharina Horvath, „die Kapazität der Anpassung zu erhöhen.“ Denn es stehe die Zukunftsfähigkeit von Traben-Trarbach einerseits und der Mosel-Region als Wein- und Tourismusziel andererseits auf dem Spiel. Nicht mehr und nicht weniger.
Weitere Informationen: Projekt „Mosel-AdapTiV“, Katharina Horvath, Bahnstraße 22 in 56841 Traben-Trarbach, Telefon 0175 – 649 56 777, E-Mail: mosel-adaptiv[at]traben-trarbach.de, Webseite: www.mosel-adaptiv.uni-trier.de.
Fragen an den Weinbau
Rebsorten:
- Können veränderte Schnittsysteme (Stichwort Minimalschnitt) die Leitsorte Riesling vor allem im Bestand vor Sonnenbrandschäden zu schützen und die Reife hinauszuzögern?
- Sollten eher hitze- und trockenheitsresistente (Rot-)Weinsorten ebenso wie pilzwiderstandsfähige Reben (so genannte „PIWIs“) angebaut werden?
Bodenerosion:
- Vorbeugen durch mehr Zwischenzeilenbegrünung, insbesondere mit heimischem Saatgut?
- Begrünung im Unterstock-Bereich mit der Anbaubaumöglichkeit einer Zweitkultur (etwa Kräuter wie Thymian oder Oregano)?
Wirtschaftlichkeit:
- Kann ein Ausbau der Querterassierung den Arbeitsaufwand (und -kosten) in Steillagen deutlich verringern und gleichzeitig die Fähigkeit der Weinberge zur Wasserspeicherung erheblich verbessern?
- Brachflächen reaktivieren bzw. umnutzen?
Die Projektziele
Beispielhafte Projektziele von „Mosel-AdapTiV“ bis 2023:
- Maßnahmenkataloge als regionalspezifische Leitfäden zum Anpassen von Weinbau/Tourismus an den Klimawandel.
- Berücksichtigung des Themas Klimaanpassung in kommunalen und touristischen Entwicklungskonzepten.
- Erstellen von Weiterbildungsmodulen für Gäste-Begleiter zum Klimawandel (Folgen / Anpassung).
- Aufbau eines Klimawandel-Weinlehrpfades.
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Holz statt Beton – vorbildlich
Am Übergang vom Ortsrand in den Bienwald: Die Kulturhalle von Schaidt. Bild: AV1 Architekten GmbH, Kaiserslautern
Wer sich im Wörther Ortsbezirk Schaidt nicht gut auskennt, der muss sich durchfragen. Kein Schildchen weist (zumindest noch nicht) auf das Vorzeigeprojekt hin, das den Ort am Nordwestrand des Bienwaldes schmückt. Wer Einheimische gefragt hat, stößt jenseits von Sportanlagen und Schützenhaus auf die Kulturhalle – und damit auf ein Prachtexemplar des Holzbaus in kommunaler Hand.
Der Standort hat Architektur und Bauausführung mitgeprägt – bei der Materialauswahl und der vollverglasten Rückfront der Halle, wo es über die Terrasse zum Wald übergeht. Professor Michael Schanné vom Kaiserslauterner Architektenbüro AV1 berichtet aus der Planungsphase, dass der vorgeschlagene besonders nachhaltige Holzbau die Gemeinde als Bauherrin von Beginn an überzeugt hat. Was nicht selbstverständlich sei: Gemeinhin habe es der Holzbau etwas schwerer, sagt Schanné, gerade auf dem Land. Anfangs sei meist einiges an Überzeugungsarbeit vonnöten, um Vorbehalte bezüglich Dauerhaftigkeit und Brandsicherheit auszuräumen.
Dabei war Holz viele Jahrhunderte lang der hierzulande bei weitem wichtigste Baustoff. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde es von Stein und Stahl abgelöst, bevor nur wenige Jahrzehnte später Beton an allen anderen Baumaterialien in einer steilen Kurve vorbeizog. Mit der Folge einer erheblichen Verschlechterung der Bilanz beim Ausstoß von Treibhausgasen. Das hohe Treibhauspotenzial von Zement und Beton liegt im aufwendigen Herstellungsprozess. Brennvorgänge oder das Schäumen von Zuschlagstoffen setzen sehr viel CO2 frei. Der regenerative Rohstoff Holz schneidet in der Ökobilanz erheblich besser ab.
Klimaschutzziele erreichen
Holzbau und die intelligente stoffliche Holzverwendung sind wichtige Bestandteile im Klimaschutzkonzept des Landes Rheinland-Pfalz. Und auch im „New Green Deal“ von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen spielt er eine bedeutsame Rolle: Im Projekt „Neues Europäisches Bauhaus“.
Die Holzbauweise birgt erhebliches Potenzial für einen nachhaltigen und energieeffizienten Gebäudebestand: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, Abfälle aus Holz sind biologisch abbaubar oder können zur Wärmegewinnung genutzt werden. Bäume filtern schädliches CO2 aus der Luft und reichern sie mit Sauerstoff an.
Der Rohstoff Holz hat, gerade in waldreichen Regionen wie Rheinland-Pfalz, durchaus Bedeutung für die regionale Wertschöpfung. In der Summe tragen Holzbauten und die vermehrte Verwendung von Holzbaustoffen im Gebäudebereich maßgeblich dazu bei, die Klimaschutzziele zu erreichen.
Derzeit wird nur etwa jedes vierte Privathaus in Holzbauweise errichtet; im öffentlichen Bereich ist die Quote deutlich geringer und zumeist handelt es sich dann um Kindergärten oder -tagesstätten. Die Liste gelungener Beispiele in diesem Bereich ist inzwischen lang – hier ein paar willkürlich herausgegriffene Beispiele: die Städtische Kindertagesstätte Hanni Kipp in Alzey, die Katholische KiTa St. Peter in Wittlich oder die „Mäuseburg“ in Speyer, allesamt prämiert im Rahmen der Aktion „H.ausgezeichnet“ von der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Baumaterial aus dem Stadtwald
Bei ähnlich Projekten gewinnt die Holzbauweise an Zuspruch: In Mayen entsteht zurzeit ein neuer Kindergarten in der Weiersbach, weitgehend gebaut mit Holz aus dem eigenen Stadtwald; das Hunsrückdorf Wiebelsheim plant nach Beschluss der Gemeinderäte einen komplett aus Holz gebauten Kindergarten für einen übergreifenden Zweckverband.
Offene Bereiche und große Sichtholzflächen sind kennzeichnend für all diese Gebäude. Und das gilt auch für die eingangs erwähnte Kulturhalle in Schaidt. Philipp Wendel, für AV1 als Bauleiter dort eingesetzt, hebt die lichtdurchfluteten Arkaden im Foyer und den Blick durch das helle Gebäude ins Grüne als besondere Attribute des Bauwerks hervor. Denn das Bauen mit Holz biete viele positive Aspekte, vom Wohlfühl-Effekt durch die warmen Holztöne im Innern über die Langlebigkeit des Materials, das in dieser Hinsicht etwa Gipskarton gegenüber weit überlegen sei, bis hin zum Faktor Bauzeit: Durch den hohen Grad an Vorfertigung stand die Kulturhalle viel schneller, als dies in traditioneller Stein-auf-Stein-Bauweise zu schaffen gewesen wäre.
Kommunen setzen sichtbar Zeichen
Auch Architekt Wendel lobt die kommunalen Entscheider für ihr klares Votum zugunsten nachhaltiger Bauweise. Ihrer Vorbildfunktion werde die Gemeinde mit öffentlichen Bauten aus Holz sichtbar gerecht.
Spektakulärer Architektur setzt der Baustoff Holz kaum noch Grenzen. Rund 80 Meter misst das derzeit höchste Holzhaus, es steht in Norwegen. Berlin will diesen Titel allerdings erobern und plant ein Wohnhochhaus von beinahe 100 Metern Höhe. Für große Spannweiten im Tragwerk stehen ebenfalls vielfältige Lösungen zur Verfügung.
Fachinformationen nachgefragt
Der langen Liste von Vorteilen – nicht nur für den Klimaschutz – stehen nur wenige Nachteile gegenüber: Neben den derzeit stark gestiegenen Preisen für Bauholz nennen Experten im Wesentlichen erhöhte Anforderungen an den Brandschutz und kompliziertere Genehmigungsverfahren. Wie diese Herausforderungen zu bewältigen sind, das vermitteln unter anderem stark nachgefragte Informationsveranstaltungen, die die Energieagentur Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem Gemeinde- und Städtebund alljährlich anbietet, fachlich unterstützt vom Holzbaucluster Rheinland-Pfalz sowie einer ganzen Reihe weiterer Kooperationspartner.
Am 29. September lautet das Thema „Sanierung, Erweiterung und Aufstockung in Holzbauweise“. Die Referenten stellen anhand von Praxisbeispielen aktuelle planerische und technische Entwicklungen und Möglichkeiten vor. Eine Anmeldung zur – coronabedingt online angebotenen – Veranstaltung ist erforderlich, bis Montag, 27. September (Anmeldung unter events-energieagentur-rlp.de/event.php. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, Gebühren fallen nicht an.
Für weitere Informationen steht bei der Landesenergieagentur Christiane Heimerdinger zur Verfügung, stv. Abteilungsleiterin Nachhaltige Prozesse & Gebäude, unter Telefon 0631 - 343 71 156, Mail: christiane.heimerdinger(at)energieagentur.rlp.de.
Info: Stämme bestmöglich nutzen
Die Schneidetechnik beherrschen bisher nicht viele Sägewerke. Und das erschwert es den Erfindern, ihre besonders nachhaltige Methode so häufig einzusetzen, wie sie es sich wünschen. Im Architekturbüro Neubauer in Emmelshausen (Rhein-Hunsrück-Kreis) haben Vater Harald und Sohn Daniel („vor allem er“, sagt der Vater) eine einleuchtende Idee zur Produktionsreife gebracht: Statt in rechteckige Balken und Bretter wird der Stamm in Pizzastück-ähnliche Achtel zerlegt. Diese Achtel ergeben, in wechselnder Ausrichtung neben einander gestellt, eine massive gerade Wand; zugleich neutralisieren sich so die Kräfte im Holz, das sogenannte „Arbeiten“.Zusätzlicher Clou: Die Verbindung zwischen den Holz-Elementen ist ohne Schrauben oder Nägel möglich, allein durch ebenfalls hölzerne Schwalbenschwanz Verbindungen, die in passend ausgefräste Nuten getrieben werden (siehe schematische Darstellungen). Ein perfektes Bausatz-Prinzip – alle Elemente lassen sich zerstörungsfrei wieder auseinandernehmen und für andere Projekte erneut verwenden.
Vorteil für Kommunen und andere Bauherren: Durch das Weglassen künstlicher Materialien wie Folien aus Plastik sowie metallische Verbindungen wie Nägel, Schrauben oder Klebstoffe, wird das Gebäude nicht nur mit deutlich weniger umweltbelastender Energie für die Herstellung der Materialien errichtet, im Innern verbessert sich auch das Wohnklima. Daniel Neubauer: „Ein naturnaher, nachhaltiger und gesunder Lebensstil beginnt bereits beim Planen der Gebäude.“
Information und Kontakt unter www.architekturbuero-neubauer.de
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Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch
Bild: Energieagentur Rheinland-Pfalz
Von einem Experiment spricht Bürgermeister Gerd Heim, noch dazu von einem, „das man der Bevölkerung erklären muss“, sagt er. Denn nicht alle sind – zumindest anfangs – davon angetan, wie sich die städtischen Grünflächen derzeit präsentieren: scheinbar wild wuchernd, jedenfalls nicht gemäht.
Weißenthurm hat das regelmäßige Mähen auf einigen Flächen eingestellt. Und zwar nicht mit der vorrangigen Absicht, Arbeit und Geld einzusparen. Vielmehr geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, für den Erhalt der Artenvielfalt. Um den möglichst gut zu gestalten, hat sich die Stadt fachkundigen Rat geholt, beim Ingenieurbüro für Umweltplanung in Koblenz. Nach einer Ortsbegehung wurde dann gemeinsam eine Procedere entwickelt, wie in den jeweiligen Bereichen das Mähen künftig umgesetzt werden soll und vor allem, wie und in welchen zeitlichen Abständen man mähen sollte.
„Es war uns sofort bewusst, dass das mit Sicherheit nicht direkt von allen akzeptiert werden würde“, erläutert Bürgermeister Heim. Schließlich waren die Weißenthurmer und Weißenthurmerinnen daran gewöhnt, dass Wiesen und Beete stets akkurat gepflegt wirken. Deshalb setzt Heim, auch über die Homepage der Kommune, auf Aufklärung: Wer erfährt, was mit weniger konsequenten Mähdurchgängen zu erzielen ist, werde eher geneigt sein, den Anblick hinzunehmen.
Die Böden trocken immer mehr aus
„Was wird denn wirklich damit erreicht?“, fragt Heim im Online-Auftritt der Stadt und fährt dort fort: „Wir stellen fest, dass durch die extrem starke Trockenheit im Sommer die Böden immer mehr und tief austrocknen und versanden. Fällt dann starker Regen auf diese Flächen, dringt das Wasser kaum in den Boden ein, sondern festigt zudem die Oberfläche. Bei den ungemähten Flächen halten sich zwischen den Grashalmen viele Insekten auf, die als Nahrung für viele andere Tiere wichtig sind. Wir stellen fest, dass es immer weniger Vögel gibt und die Artenvielfalt der Bodentiere abnimmt. Jeder Mähvorgang tötet dabei diese Bestände an Insekten ab und die Folgen kann sich jetzt jeder selbst ausmalen. Alles Kleingetier, was uns zum Teil oft verborgen bleibt, ist für andere Tiere Teil einer Nahrungskette.“
Blumenbeete, Insektenhotels, Nistkästen
Auf zahlreiche Unterstützer in Weißenthurm setzt der Stadtrat, der dieses Vorgehen beschlossen hat. Viele Bürgerinnen und Bürger engagierten sich bereits für Klimaschutz und Artenvielfalt, indem sie mit zusätzlichen Blumenbeeten, Insektenhotels, oder dem Anbringen von Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten einen wichtigen eigenen Beitrag leisteten.
Der Mensch solle bereit sein, auch einmal ungemähte Bereiche zu akzeptieren und der Natur, die für uns alle so wichtig ist, den Vorrang zu lassen, heißt es auf der Homepage der Stadt dazu. Und weiter: Es gibt in unserer Stadt viele Bürgerinnen und Bürger die das unterstützen und selbst stark daran mitwirken, der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sich für sie einzusetzen und durch eigene Initiativen, der Biodiversität, dem Klimaschutz und der Artenvielfalt gerecht zu werden.
Unterstützung vom Kreis
Zu den Unterstützern zählt zweifelfrei Dr. Rüdiger Kape, von der Stabsstelle Integrierte Umweltberatung bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. „Ein regelmäßig gemähter Rasen ist unter dem Aspekt der Biodiversität eigentlich eine weitgehend tote Fläche“, sagt er und betont, der Kreis kümmere sich bereits seit einigen Jahren um das Thema Biodiversität, auf verschiedenen Ebenen: So initiiere das vom Land geförderte Projekt „Mehr als Grün“ so genannte Vorzeigeflächen, die insekten- und vogelgerechter sind.
Und zudem berate der Kreis Mayen-Koblenz Kommunen, Schulen und Kitas zur Grüngestaltung pro Biodiversität. Eine solche Beratung hat auch die Stadt Weißenthurm genossen; das Nichtmähen ist laut Kape auch ein Ausfluss dieser Beratung; der ohnehin motivierte Stadtrat griff die Vorschläge auf.Die Stadtspitze betont den Charakter eines Probelaufs, steht aber auch ausdrücklich zu dessen Zielen. In der Bürgerinformation heißt es dazu: „Biodiversität, Klimaschutz, Schutz der Artenvielfalt. Das sind die Herausforderungen, denen auch wir uns in der Stadt Weißenthurm stellen müssen. Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch und der Mensch muss ständig dazulernen, will er mit der Natur und einer großen Artenvielfalt an Fauna und Flora weiter bestehen.“
In diesem Sinne startet parallel die Verbandsgemeinde Weißenthurm den Wettbewerb „Aus Grau mach Bunt“. Bis zum 29. Oktober können sich Bürgerinnen und Bürger um Preise bewerben, wenn sie zuvor Schottergärten in grüne oder blühende Oasen verwandelt und dies auch dokumentiert haben.Weitere Informationen bei der Verbandsgemeinde Weißenthurm unter Telefon 02637 – 91 33 43 (Klimaschutzbeauftragte Jennifer Vogt, , Mail jennifer.vogt@vgwthurm.de) oder bei der Kreisverwaltung Mayen Koblenz, Dr. Rüdiger Kape, Telefon 0261 / 108-420,
E-Mail: ruediger.kape@kvmyk.de.on einem Experiment spricht Bürgermeister Gerd Heim, noch dazu von einem, „das man der Bevölkerung erklären muss“, sagt er. Denn nicht alle sind – zumindest anfangs – davon angetan, wie sich die städtischen Grünflächen derzeit präsentieren: scheinbar wild wuchernd, jedenfalls nicht gemäht.
Weißenthurm hat das regelmäßige Mähen auf einigen Flächen eingestellt. Und zwar nicht mit der vorrangigen Absicht, Arbeit und Geld einzusparen. Vielmehr geht es um einen Beitrag zum Klimaschutz, für den Erhalt der Artenvielfalt. Um den möglichst gut zu gestalten, hat sich die Stadt fachkundigen Rat geholt, beim Ingenieurbüro für Umweltplanung in Koblenz. Nach einer Ortsbegehung wurde dann gemeinsam eine Procedere entwickelt, wie in den jeweiligen Bereichen das Mähen künftig umgesetzt werden soll und vor allem, wie und in welchen zeitlichen Abständen man mähen sollte.
„Es war uns sofort bewusst, dass das mit Sicherheit nicht direkt von allen akzeptiert werden würde“, erläutert Bürgermeister Heim. Schließlich waren die Weißenthurmer und Weißenthurmerinnen daran gewöhnt, dass Wiesen und Beete stets akkurat gepflegt wirken. Deshalb setzt Heim, auch über die Homepage der Kommune, auf Aufklärung: Wer erfährt, was mit weniger konsequenten Mähdurchgängen zu erzielen ist, werde eher geneigt sein, den Anblick hinzunehmen.
Die Böden trocken immer mehr aus
„Was wird denn wirklich damit erreicht?“, fragt Heim im Online-Auftritt der Stadt und fährt dort fort: „Wir stellen fest, dass durch die extrem starke Trockenheit im Sommer die Böden immer mehr und tief austrocknen und versanden. Fällt dann starker Regen auf diese Flächen, dringt das Wasser kaum in den Boden ein, sondern festigt zudem die Oberfläche. Bei den ungemähten Flächen halten sich zwischen den Grashalmen viele Insekten auf, die als Nahrung für viele andere Tiere wichtig sind. Wir stellen fest, dass es immer weniger Vögel gibt und die Artenvielfalt der Bodentiere abnimmt. Jeder Mähvorgang tötet dabei diese Bestände an Insekten ab und die Folgen kann sich jetzt jeder selbst ausmalen. Alles Kleingetier, was uns zum Teil oft verborgen bleibt, ist für andere Tiere Teil einer Nahrungskette.“
Blumenbeete, Insektenhotels, Nistkästen
Auf zahlreiche Unterstützer in Weißenthurm setzt der Stadtrat, der dieses Vorgehen beschlossen hat. Viele Bürgerinnen und Bürger engagierten sich bereits für Klimaschutz und Artenvielfalt, indem sie mit zusätzlichen Blumenbeeten, Insektenhotels, oder dem Anbringen von Nistkästen für unterschiedliche Vogelarten einen wichtigen eigenen Beitrag leisteten.
Der Mensch solle bereit sein, auch einmal ungemähte Bereiche zu akzeptieren und der Natur, die für uns alle so wichtig ist, den Vorrang zu lassen, heißt es auf der Homepage der Stadt dazu. Und weiter: Es gibt in unserer Stadt viele Bürgerinnen und Bürger die das unterstützen und selbst stark daran mitwirken, der Natur mehr Aufmerksamkeit zu schenken, sich für sie einzusetzen und durch eigene Initiativen, der Biodiversität, dem Klimaschutz und der Artenvielfalt gerecht zu werden.
Unterstützung vom Kreis
Zu den Unterstützern zählt zweifelfrei Dr. Rüdiger Kape, von der Stabsstelle Integrierte Umweltberatung bei der Kreisverwaltung Mayen-Koblenz. „Ein regelmäßig gemähter Rasen ist unter dem Aspekt der Biodiversität eigentlich eine weitgehend tote Fläche“, sagt er und betont, der Kreis kümmere sich bereits seit einigen Jahren um das Thema Biodiversität, auf verschiedenen Ebenen: So initiiere das vom Land geförderte Projekt „Mehr als Grün“ so genannte Vorzeigeflächen, die insekten- und vogelgerechter sind.
Und zudem berate der Kreis Mayen-Koblenz Kommunen, Schulen und Kitas zur Grüngestaltung pro Biodiversität. Eine solche Beratung hat auch die Stadt Weißenthurm genossen; das Nichtmähen ist laut Kape auch ein Ausfluss dieser Beratung; der ohnehin motivierte Stadtrat griff die Vorschläge auf.Die Stadtspitze betont den Charakter eines Probelaufs, steht aber auch ausdrücklich zu dessen Zielen. In der Bürgerinformation heißt es dazu: „Biodiversität, Klimaschutz, Schutz der Artenvielfalt. Das sind die Herausforderungen, denen auch wir uns in der Stadt Weißenthurm stellen müssen. Die Natur hat andere Ansprüche als der Mensch und der Mensch muss ständig dazulernen, will er mit der Natur und einer großen Artenvielfalt an Fauna und Flora weiter bestehen.“
In diesem Sinne startet parallel die Verbandsgemeinde Weißenthurm den Wettbewerb „Aus Grau mach Bunt“. Bis zum 29. Oktober können sich Bürgerinnen und Bürger um Preise bewerben, wenn sie zuvor Schottergärten in grüne oder blühende Oasen verwandelt und dies auch dokumentiert haben.Weitere Informationen bei der Verbandsgemeinde Weißenthurm unter Telefon 02637 – 91 33 43 (Klimaschutzbeauftragte Jennifer Vogt, , Mail jennifer.vogt@vgwthurm.de) oder bei der Kreisverwaltung Mayen Koblenz, Dr. Rüdiger Kape, Telefon 0261 / 108-420,
E-Mail: ruediger.kape@kvmyk.de. -
Die Nahwärme im Visier
Holzpellets sind bei den meisten Nahwärmeverbünden Energieträger. Bild: Energieagentur Rheinland-Pfalz
Obwohl er der zweitkleinste rheinland-pfälzische Landkreis ist und der fünftkleinste bundesweit gesehen, gilt Cochem-Zell als Vorzeigeadresse in Sachen Klimaschutz. Nicht von ungefähr erhielt diese Gebietskörperschaft in der nördlichen Mitte von Rheinland-Pfalz bereits 2014 den „European Energy Award“. Inzwischen avancierte sie auch zur „Bioenergie-Region“. Und das Bundesumweltministerium zeichnete Cochem-Zell im Rahmen des Förderprogramms „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ für sein herausragendes Engagement aus. Schon 2008 hatte der Kreistag beschlossen, „Null-Emissions-Landkreis“ zu werden. Bis 2020 solle sich der CO2-Ausstoß um die Hälfte verringern. Wie sieht die aktuelle Bilanz aus und welche Faktoren spiel(t)en eine entscheidende Rolle?
Soviel vorab: Der aktuelle Energiespiegel kann sich sehen lassen. Der Stromverbrauch im Landkreis Cochem-Zell wird schon zu 190 Prozent durch Ökostrom gedeckt (Stand 2019). Er stammt zu jeweils 40 Prozent aus Wind- und Wasserkraft. Den Rest steuern Photovoltaik-Anlagen (zwölf Prozent) und Biomasse bei (acht Prozent). Inzwischen sind immerhin schon mehr als 500 Elektroautos und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge kreisweit im Einsatz.
Potenzial von bis zu 500 Gebäuden
Besondere Aufmerksamkeit erzeugt der Landkreis Cochem-Zell mit seinen Anstrengungen, Nahwärmeverbünde in Dörfern mit gemeinschaftlichem, dorfübergreifendem Quartiersmanagement (Ermittlung Gebäudebestand mit Einsparpotenzial) zu koppeln. Nicht ohne Grund: Im Wärmesektor werden zirka 60 Prozent der Endenergie verbraucht, und hier entstehen etwa über 50 Prozent der Treibhausgase. Auch wenn gegenwärtig erst in drei Kommunen Dorfwärmenetze Realität werden, gilt ein Anschluss von bis zu 500 privaten, gewerblichen und kommunalen Gebäuden als realistisch. Je nach Größe der Kommune, sind CO2-Einsparungen in der Größenordnung von jährlich 750 bis 1.400 Tonnen wahrscheinlich.
Neben diesen Dorfwärme-Netzen entstanden in den letzten Jahren auch mehrere kleinere Nahwärmeverbünde. Beispielhaft dafür stehen die Grünschnitt-Heizungsanlagen in den Schulzentren Zell und Kaisersesch. Hier wird der regional anfallende Grünschnitt energetisch in einem Stromkreislauf und in Verbindung mit Solarthermie-Anlagen genutzt.
Rund 20 Mio. Euro Investitionsvolumen
Vor dem Hintergrund des neuen Landesförderungsprogrammes „ZEIS“ (mit einer höheren Förderquote) sollen fünf weitere Kommunen Interesse an einem Dorfwärmeprodukt angemeldet haben. Damit wäre ein Investitionsvolumen von rund 20 Millionen Euro verbunden. Jeder Teilnehmer erhält übrigens einen Highspeed-Glasfaseranschluss dazu.
Als Treiber der Nahwärmeprojekte gelten die Energieagentur „unser-klima-cochem-zell e.V.“ (mit dem Projekt „Cochem-Zeller-Energiedorf“) und die Kreiswerke Cochem-Zell (mit eigenem Betriebszweig Nahwärme). Dirk Barbye bilanziert: „Im Ergebnis können wir den Bürgerinnen und Bürgern eine günstige, klimafreundliche Wärmeversorgung anbieten!“ Als Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz bei der Kreisverwaltung Cochem-Zell weiß Barbye natürlich, dass es stets projektbezogene Verbesserungspotenziale gibt. „Aber dies ist auch immer der bestehenden Förderkulisse geschuldet. Heute gibt es passgenauere Förderprogramme.“
Pandemie kontra Masterplan?
Barbye hofft, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie das Umsetzen der Energieziele im Landkreis nicht bremsen. Dann blieben die Zielvorgaben im aktuellen „Masterplan 100 % Klimaschutz für Cochem-Zell“ bestehen: Halbierung des Endenergiebedarfs bis 2050 und Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen bis zu diesem Zeitpunkt um 95 Prozent gegenüber 1990. Bereits zwischen 1990 und 2014 (aktuellere Zahlen liegen nicht vor) konnte der CO2-Ausstoß von annähernd 890.000 Tonnen um 32 Prozent auf rund 600.000 Tonnen jährlich gesenkt werden.
Ein Schlüsselfaktor zur Erreichen der Klimaziele ist Dirk Barbye zufolge das konsequente Einbinden der Bevölkerung, nicht zuletzt der politisch motivierten Jugend (wie die „Fridays for trees“-Bewegung im Landkreis Cochem-Zell).
Weitere Informationen: Kreisverwaltung Cochem-Zell, Dirk Barbye, Leiter des Fachbereiches Kreis-Entwicklung und Klimaschutz, Telefon 02671-61 680, Mail: dirk.barbye@cochem-zell.de
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Das Dorfauto zieht Kreise
Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle und Regionalreferent Bernd Kunz von der Energieagentur Rheinland-Pfalz posieren mit einem der acht im Kreis fahrenden Elektro-Dorfautos für den Fotografen – zwischen Klatschmohn und grüner Wiese. Der große Erfolg des Versuchs, Carsharing und Elektromobilität im ländlichen Raum zu etablieren, hat bereits Nachfolgeprojekte in weiteren Gemeinden und einem benachbarten Kreis angeschoben.
Bildquelle: Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück / Werner DupuisCarsharing und Elektromobilität auf dem Land? Für kommerzielle Anbieter kaum vorstellbar. Der Rhein-Hunsrück-Kreis will zeigen, wie es dennoch funktionieren kann. Sein auf drei Jahre angelegtes modellhaftes Projekt „E-Dorfauto“ tritt zur Mitte seiner Laufzeit soeben in eine neue Phase – und es wird gleichzeitig in angrenzenden Regionen übernommen.
Zwei vorrangige Ziele hatten Landrat Dr. Marlon Bröhr und Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle vor dem Projektstart im Dezember 2019 formuliert: erstens die Praxistauglichkeit der Elektromobilität individuell überprüf- und wortwörtlich „erfahrbar“ zu machen und zweitens Carsharing im ländlichen Raum vorzuführen. Das Regionalbüro der Energieagentur Rheinland-Pfalz unterstützte den Ansatz von Beginn an und bis heute intensiv. Beide Zielvorgaben galten für die ersten Standorte bereits nach wenigen Monaten als erreicht, so groß war der Zuspruch. Seit dem „Umzug“ der Fahrzeuge zu ihren nächsten Standorten im vergangenen Dezember sind weitere Dorfbewohner in den Genuss dieser Erfahrung gekommen.
Acht Elektroautos vom Typ Renault Kangoo maxi Z.E. sind im Kreis „unterwegs in die Zukunft“, weithin sichtbar kenntlich gemacht als Dorfauto und dabei mit diesem Slogan werbend. Jedes dieser Fahrzeuge kann von den Bürgerinnen und Bürgern des jeweiligen Standort-Dorfes kostenfrei genutzt werden. Registrierung und Nutzungsvertrag sind Voraussetzung, dann wird ein kleiner Chip auf den Führerschein geklebt, mit dem sich das Auto öffnen lässt. Vorher muss gebucht werden, über eine eigene Software im Internet.
Jedes Auto jeden Tag gebucht
Mehr als 600 Rhein-Hunsrücker haben sich seit dem Projektstart vor anderthalb Jahren als Nutzer registrieren lassen, um von dem Schnupper-Angebot Gebrauch zu machen. Statistisch ist jeder Wagen mehr als einmal täglich gebucht; durchschnittlich rund 35.000 Kilometer ist jedes Dorfauto emissionsfrei gelaufen – weit mehr als das Doppelte dessen, was Car-Sharing-Betreiber üblicherweise erwarten.
„Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich unser Dorfauto-Konzept innerhalb der Bürgerschaft so großer Beliebtheit erfreut“, erklärt Landrat Bröhr. Und er verbindet es mit der Erwartung, „dass wir zeitnah einige Gemeinden gewinnen können, die die Idee auf eigene Rechnung nachahmen.“
Bis zu 20 Dorfautos – auf Dauer
Nachdem der Rhein-Hunsrück-Kreis dafür einen monatlichen Zuschuss von 250 Euro ausgelobt hat für Gemeinden, die in Eigenregie ein Dorfauto unterhalten wollen, zeichnet sich eine Reihe von Folgeprojekten konkret ab. Nach einer gemeinsamen Informationsveranstaltung von Kreis und Energieagentur liegen bereits mehrere Anträge vor. Bis zu 20 elektrisch betriebene Dorfautos will der Kreis zwei Jahre lang fördern.
Das verstetigte Angebot dürfte dann allerdings in der Regel nicht mehr kostenlos sein; allerdings sind moderate Nutzungsentgelte vorgegeben und der Kreis wünscht sich die erste Mietstunde gebührenfrei. Jede Gemeinde kann selbst definieren, ob und wie sie Kosten auf die Nutzer umlegt. Verschiedene Modellrechnungen hat die Energieagentur vorgelegt.
Nachahmer finden sich auch außerhalb des Rhein-Hunsrück-Kreises. Die Dörfer Staudt im Westerwald sowie Illerich in der Eifel haben je ein Elektro-Dorfauto angeschafft. Der benachbarte Landkreis Mayen-Koblenz hat gar das komplette Modell aus dem Hunsrück 1:1 übernommen und stellt demnächst zehn Fahrzeuge für seine Gebietskörperschaften bereit. Der dortige Landrat Dr. Alexander Saftig begrüßt die positiven Reaktionen auf das niederschwellige Angebot seines Kreises: „Ich freue mich sehr, dass uns bereits zahlreiche Bewerbungen aus Kommunen des Landkreises vorliegen.“
Verkehr belastet die Klimabilanz
„Die Elektromobilität gehört aufs Land!“ Diese oft vorgetragene These von Klimaschutzmanager Uhle ist also offenbar auch anderswo auf Zustimmung gestoßen. Denn überall dort, wo ein erheblicher Teil der Bevölkerung als Pendler ihr Brot verdient, gilt der Verkehrssektor als „Sorgenkind“ in der Klimabilanz. Bernd Kunz, als Regionalreferent der Energieagentur vor Ort und als früherer „Kümmerer“ in der Dorfauto-Gemeinde Schnorbach gleich doppelt in das Projekt involviert, hat die Zahlen für den Rhein-Hunsrück-Kreis parat: Seit 1990 hat sich die Zahl der hier zugelassenen Kfz um 22 Prozent erhöht – und weil zugleich die Fahrleistung pro Auto zugenommen hat, ist der dadurch verursachte Ausstoß an Triebhausgasen um 88 Prozent angestiegen.
Für eine nachhaltige Verkehrswende wird neben der Abkehr vom Verbrennungsmotor auch ein anderes Verhältnis zum Auto-Besitzen notwendig sein. In den Gemeinderäten und den Wohnhäusern in einigen Hunsrück-Dörfern reift nun die Erkenntnis, dass es ganz gut auch ohne eigenen Zweitwagen funktioniert, die ohnehin im Durchschnitt 23 Stunden am Tag in der Garage oder auf dem Hof stehen. Das Teilen schont nicht nur die Umwelt, es entlastet obendrein enorm die privaten Haushaltskassen.
Ansprechpartner für das Dorfauto-Projekt sind bei der Kreisverwaltung Klimaschutzmanager Frank-Michael Uhle, Telefon: 06761 / 82-611, Mail: fm.uhle(at)rheinhunsrueck.de und Bernd Kunz von der Energieagentur Rheinland-Pfalz, Tel.: 06761 / 967 89 31, Mail: bernd.kunz(at)energieagentur.rlp.de. Grundlegende Informationen zu alternativen Antrieben bietet die Lotsenstelle der Energieagentur: www.energieagentur.rlp.de/projekte/kommune/lotsenstelle-alternative-antriebe.
Die KostenLeasing- und Software-Gebühren pro Jahr und
Fahrzeug ca. 7500 bis 8000 Euro, Vollkasko-
Versicherung mit 500 Euro SB eingeschlossen.
Der Kreis übernimmt 120.000 Euro für sieben
Fahrzeuge und die ersten beiden Projektjahre
(Fahrzeug acht stellt auf eigene Kosten die
ehemalige Verbandsgemeinde Simmern), das
dritte Jahr bezahlen die vier Verbandsgemeinden
und die Stadt Boppard.Weitere 120.000 Euro stellt der Kreis als Anschub-
finanzierung bis zu 20 Ortsgemeinden zur Verfügung,
die auf „eigene Kappe“ ein Dorfauto anbieten wollen.
Evtl. anfallende Installationskosten für Ladepunkte
tragen die Standort-Gemeinden.Der Rhein-Hunsrück-Kreis
Auf 991 km² Fläche leben rund 103.000 Einwohner,
verteilt auf 137 Ortsgemeinden und Städte. Fast
70.000 Pkw sind im Kreis zugelassen.
Der Kreis ist stark ländlich geprägt, 75 % der Orte
haben weniger als 500 Einwohner.
Landrat ist seit 2015 Dr. Marlon Bröhr (CDU).
Der Kreis hat seit 2011 ein Klimaschutzkonzept
und fast ebenso lange Frank-Michael Uhle als
Klimaschutzmanager. -
Milchstraße, Andromeda und Antares im Blick
Nachthimmel über dem Pfälzerwald: Auch für diesen Blick kommen Gäste nach Rumbach bei Dahn. Der Ort ist als erste „Gemeinde unter den Sternen“ zertifiziert – und das Engagement der Rumbacher für Klimaschutz und Biodiversität geht weit über das Sternenpark-Projekt hinaus.
Foto: Dr. Christian MückschDas Dorf Rumbach im Dahner Felsenland hat es als erste Kommune zum Titel „Gemeinde unter den Sternen“ gebracht. Ressourcen und Kosten spart sie obendrein.
„Mach’s Licht aus, dass wir die Sterne besser sehen!“ Mit diesem Satz zitiert Ralf Weber, Ortsbürgermeister der 450-Einwohner-Gemeinde Rumbach im Dahner Felsenland, Gäste eines Restaurants am Ortsrand. Denn von jener Terrasse aus lasse sich der Nachthimmel über der pfälzischen Gemeinde besonders angenehm genießen. Als erste und bislang einzige Kommune überhaupt hat Rumbach den Titel „Gemeinde unter den Sternen“ errungen – eingebettet in das Projekt „Sternenpark Pfälzerwald“.
Für die Zertifizierung braucht es Punkte in mehreren Kategorien, etwa Lichtmenge und -lenkung (möglichst zentriert Richtung Boden), Leuchtdauer und Farbspektrum des Lichts. Gerade das letzte Kriterium macht es manchen potenziellen Interessenten schwer: Viele Gemeinden haben erst vor kurzem ihre Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgerüstet – und ausgerechnet die besonders sparsamen Leuchten erfüllen die Anforderungen an die Lichtfarbe nicht.
Darin sieht Anna Katharina Prim, Projektkoordinatorin von „Sternenpark Pfälzerwald“ einen Grund, warum Rumbach bisher als einziger Ort zertifiziert ist. Den durchaus anspruchsvollen Silber-Standard haben die Rumbacher bereits geschafft, „Gold“ wollen sie noch erreichen – mit vielerlei Maßnahmen. Das reicht vom Herunterdimmen der 80 Straßenlampen auf weniger als die halbe Leuchtkraft (was auch deutlich Kosten spart) über den Verzicht auf alle unnötigen Lichtemissionen bis hin zum Einbeziehen der Bürger, die auf störende Beleuchtung an ihren Häusern und drum herum verzichten.
Vielfältige Bürgerbeteiligung
Denn die Bevölkerung zieht toll mit, berichtet Bürgermeister Weber voller Stolz. Und das nicht nur im Sternenpark-Projekt. An erfolgreichen Gemeinschaftsaktion zählt Weber beispielhaft den Bau von Fledermauskästen auf, die Bepflanzung von Blühstreifen und Blumenbeeten, die Vorarbeiten für das Aufstellen von „Insektenhotels“ – all das unter reger Bürgerbeteiligung. Ein gemeinsam geschaffener Generationenpark mit Boule-Feld, Wasserspielen und Kneipp-Becken, Spielmöglichkeiten und behindertengerechter Toiletten-Anlage hat sich als Dorf-Treffpunkt fest etabliert. Dieser gelebte Gemeinsinn ließ Rumbach auch zum ersten „fair-trade-Dorf“ überhaupt werden.
Den Laden mit fair gehandelten und regionalen Produkten nutzen Einheimische und Touristen in gleicher Weise. Das macht das professionell geführte Geschäft profitabel – übrigens auch für die zahlreichen Vermieter von Ferienwohnungen und Gästezimmern im Ort.
Erweiterter Service der Vermieter
Als „Gastgeber unter den Sternen“ können sich Vermieter ebenfalls zertifizieren lassen. Dazu müssen sie, über den Verzicht auf unnötige Außenbeleuchtung hinausgehend, einigen Zusatz-Service bieten: beispielsweise das Vorhandensein von Taschenlampen mit spezieller Lichtfarbe für die Orientierung draußen bei tiefer Dunkelheit, oder im Hotelbetrieb deutlich ausgeweitete Frühstückszeiten – damit die Freude am nächtlichen Sternenhimmel nicht zu Stress am Morgen führt.
Die Ferienwohnungsnutzer werden hingegen den Laden direkt vor der Tür zu schätzen wissen. So wie den spektakulären Anblick von Milchstraße und Co. über ihnen.Stille, Kühle, klare Luft
Ortsbürgermeister Ralf Weber, seit rund sieben Jahren im Amt, betont im Gespräch die Doppelfunktion des Ortes als Wohn- und Touristikgemeinde. Die Teilhabe am ihn begeisternden Sternenpark-Projekt komme allen zugute – angesichts von mehr als 100 Gästebetten im Ort und zwischen 13.000 und 14.000 Übernachtungen im Jahr.
Das Dahner Felsenland zieht Besucher von weither an. Neben den Pluspunkten Stille, Kühle und reine Luft ist für den Bürgermeister der Titel „Gemeinde unter den Sternen“ ein weiterer touristisch wirksamer Faktor.
Zusätzlich schätzt Weber die Wirkung ins Dorf und die Region hinein als äußerst wertvoll ein: „Wir verfolgen die Intention, die Leute aufzuklären, dass man auch im Kleinen etwas machen und bewirken kann.“ Und darin seien sich Bürgermeister und Gemeinderat absolut einig.Der „Sternenpark Pfälzerwald“ muss noch entstehen
Das Projekt entstand 2016 aus einer Machbarkeitsstudie der Universität Kaiserslautern, die zu dem Ergebnis kam, dass die Dunkelheit in dem großen zusammenhängenden Waldgebiet ausreichen dürfte. Seit 2018 wird es aus Mitteln der EU und des Landes gefördert.
Die Ziele des Projekts reichen von der Sensibilisierung für das Thema Lichtverschmutzung über die Förderung von an die nächtliche Dunkelheit angepasste Tourismus-Angebote bis zum Beitrag zu Biodiversität und Ressourcenschutz.
Die weltweite „Sternenpark“-Bewegung geht zurück auf die „International Dark-Sky Association“ (IDA), gegründet Ende der 1980er Jahre in den USA. Deren Anforderungen sind sehr hoch: 80 Prozent aller Gemeinden in einem Projektgebiet müssen teilnehmen, um die Kriterien für eine Zertifizierung nach IDA-Standard zu erfüllen.Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, räumt Projekt-Koordinatorin Anna Prim ein. Bewusstsein fördern nennt sie als vordringliche Aufgabe: „Die Leute sollten wissen, welchen Schatz sie hier am Himmel haben“, sagt sie. Und verweist als Beispiel auf den vom Projekt geschaffenen „Sternwandelweg“ bei Lemberg, nahe Pirmasens. Dort informieren zwölf großformatige Tafeln u.a. über die Bedeutung der Sternenkunde oder die Folgen der zunehmenden „Lichtverschmutzung“.
Ansprechpartner: Für das Sternenpark-Projekt Anna Katharina Prim, Telefon 06325 / 9552-87, Mail: a.prim(at)pfaelzerwald.bv-pfalz.de; für die Gemeinde Rumbach Ortsbürgermeister Ralf Weber, Kirchdöll 1 in (76891) Rumbach, Telefon +49 (6394) 99 38 78, Mail: ralf.weber(at)wald-rlp.de.
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Der „Heißzeit“ entgegenwirken
In den Städten können sommerliche Tages- und Nachttemperaturen zur Gefahr werden / In Worms läuft ein Leuchtturmprojekt gegen die Folgen des Klimawandels
Wie viele weitere heiße Tage und tropische Nächte wird es in diesem Jahr geben? Auf eine exakte Voraussage wollen sich die „Wetterfrösche“ zurzeit nicht festlegen lassen. Fest steht: Durch den Klimawandel werden die sommerlichen Hitzeperioden länger, die Tage mit Spitzentemperaturen mit bis zu 40 Grad und Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt, werden häufiger. Extreme Belastungen also für Menschen und Umwelt – besonders in den Städten. Mit der Entwicklung eines Hitzeaktionsplans bereitet sich Worms auf die im Wortsinn „heißeste Zeit“ eines Jahres vor. Ein Projekt mit Leuchtturmcharakter.
Sommer 2018. Viele Wormserinnen und Wormser erinnern sich noch gut an die drückende Hitze, die sich vor drei Jahren im Juli und August über Tage und Wochen hinweg über die Stadt legte. Der Startschuss für die Entwicklung und Etablierung eines städtischen Hitzeaktionsplans fiel dagegen in der eher kalten Jahreszeit: Im November 2020 trafen sich Vertreter*innen der Stadtverwaltung, des Städtenetzwerks Klima-Bündnis e. V., der Hochschule Fulda, des Uni-Klinikums München und des Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen zum Projektauftakt.
Als eine der ersten Städte in Deutschland hatte Worms sich das Ziel gesetzt, die hitzebedingten Erkrankungen und Todesfälle nachhaltig zu reduzieren und einen umfassenden vorbeugenden Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten. Adolf Kessel, Oberbürgermeister der Nibelungenstadt, appellierte seinerzeit an die Beteiligten: „Wir brauchen dringend Strategien für den Umgang mit Hitzeereignissen – als zentralen Beitrag zur Gesunderhaltung der Menschen.“
Extreme Hitze gefährdet Gesundheit
Das aktuelle Leuchtturmvorhaben mit dem etwas sperrigen Titel „Hitze Sicher/Worms – gemeinsam Handeln“ unterstützt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen des Förderprogramms „Anpassung an den Klimawandel“ nun für zwei Jahre mit einer Gesamtsumme in Höhe von 300.000 Euro. „Es geht darum, kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, um die Bevölkerung vor den Hitzefolgen wirksam und umfangreich zu schützen“, erklärt Selma Mergner, die in der Abteilung „Umweltschutz und Landwirtschaft“ in der Wormser Stadtverwaltung für das Projekt verantwortlich ist.
Es komme zu einer Häufung hitzebedingter Erkrankungs- und Todesfälle, insbesondere bei „vulnerablen Personengruppen“. Zu denen zählt die Klimaschutzmanagerin und Expertin für nachhaltiges Wirtschaften ältere Menschen, Kleinkinder und Säuglinge, Menschen mit psychischer und physischer Beeinträchtigung, Menschen, die viel im Freien arbeiten, Menschen, die wohnungslos sind oder in Gemeinschaftsunterkünften leben, und Sportler.
Ein Frühwarnsystem, das auf Informationen des Hitzewarndienstes des Deutschen Wetterdienstes fußt und worüber die besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen erreicht werden sollen, gehört zu den kurzfristigen Maßnahmen des Projekts. In einem weiteren Schritt werden mittelfristig Netzwerke aufgebaut, die in akuten Hitzephasen mit geeigneten Maßnahmen helfen und unterstützen können. Dazu gehören Feuerwehren, Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Kirchen sowie Fachleuten aus Gesundheitsversorgung und Pflege, Schulen, Kindegärten und Baugenossenschaften.
Selma Mergner setzt dabei auch auf Nachbarschaftshilfe und bürgerschaftliches Engagement. Es sei wichtig, dass die Menschen in solchen extremen Situationen aufeinander Acht geben. Deshalb hatte Klimamanagerin Mergner alle Akteure eingeladen, die mit sogenannten hitzevulnerablen Bevölkerungsgruppen zusammenarbeiten, um bei der Erstellung des Aktionsplans mitzuwirken.
Die Ergebnisse aus vier Workshops liegen jetzt vor. Sie werden zu Maßnahmenpaketen gebündelt und zum Hitzeaktionsplan verdichtet; ab 2022 wird es an die Umsetzung gehen. Ein Leitfaden soll andere Kommunen motivieren und ihnen helfen, eigene Aktionspläne zum Hitzeschutz zu entwickeln (siehe Info am Ende).
Städtebauliche Maßnahmen unabdingbar
Langfristig wird ein effektiver und nachhaltiger Hitzeschutz um städtebauliche Maßnahmen allerdings nicht herumkommen. Denn: „Es braucht zum Beispiel mehr Grünflächen, mehr Frischluftschneisen, um die sogenannte Hitze-Resilienz zu erhöhen“, weiß Selma Mergner. Dies gehe nur durch die Entwicklung von langfristigen Strategien und stadtplanerische Maßnahmen. Bei der Planung und beim Bau neuer Gebäude müsse zudem künftig unbedingt ein umfassender Hitzeschutz berücksichtigt werden.
Ungeteilte Unterstützung findet das Wormser Projekt bei Dr. Astrid Kleber vom Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Wobei die Expertin zugleich warnt: „Das Hitzejahr 2018, in Worms das bislang zweitheißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881, gilt als Zeigerjahr für die Zukunft. Setzen wir nicht alles daran, uns in den nächsten Jahren um einen starken Klimaschutz zu bemühen, wird der prognostizierte Anstieg der Temperaturkurve kaum abflachen.“
Info: Nachmachen erwünscht
Bei dem Projekt „Hitze Sicher/Worms“ handelt es sich um ein Leuchtturmvorhaben, dessen Ergebnisse und Erfahrungen anderen Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Dafür wird gegen Ende des Projekts ein Leitfaden zur Erstellung eines Hitzeaktionsplans erstellt und auf der Internetseite des Stadt Worms abrufbar sein (Quelle: www.hitze-worms.de). Weitere Informationen bei Selma Mergner, Stadt Worms, Abteilung 3.05 - Umweltschutz und Landwirtschaft, Telefon 06241 853-3501, E-Mail: selma.mergner(at)worms.de.
Auch in einer Reihe weiterer Gemeinden wird aktiv am Schutz vor zu großer Hitze gearbeitet – beispielsweise in Ingelheim am Rhein. Dort läuft seit November 2020 das Projekt „KlimPraxIng “, gesteuert vom Umwelt- und Grünflächenamt der Stadtverwaltung, gefördert vom Bundesumweltministerium. Anfang Mai wurden auf dem Fridtjof-Nansen-Platz in Ingelheim zwei Prototypen von mobilen vertikalen Gärten aufgestellt. Die Aufstellung ist Bestandteil des KlimPraxIng Projekts und wird in Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule (TH) Bingen realisiert, welche die Gärten wissenschaftlich betreut. Die Systeme sollen insbesondere dort eingesetzt werden, wo eine dauerhafte Begrünung nicht umsetzbar ist.
Auskunft zum Projekt in Ingelheim und zu den mobilen Gärten gibt die KlimaWerkstatt: klimaschutz(at)ingelheim.de, Telefon 06132-782 319. Projektinformationen KlimPraxIng.
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Vom Solidarvertrag profitieren alle
Verbandsgemeinde-Bürgermeister Karl Heinz Simon ist auch Vorstandsmitglied im Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz.
Bild: Verbandsgemeinde Zell (Mosel)In der Verbandsgemeinde Zell an der Mosel herrscht Einigkeit: Erlöse aus Freiflächen-Solaranlagen und Windkraft-Repowering werden geteilt
Gelebte Energiewende: gemeinschaftlich getragen und gemeinsam profitieren! Die Verbandsgemeinde Zell hat aus der misslichen Erfahrung, dass Windkraftprojekte durch die fehlende Akzeptanz aller scheitern, gelernt. Die Lösung zeigt sich jetzt im Solidarvertrag für Freiflächen-Photovoltaik und Erneuerbare Energien, der alle Ortsgemeinden von den Pachterlösen profitieren lässt – über die reduzierte Kommunalumlage. Ein Gespräch mit Verbandsgemeinde-Bürgermeister Karl Heinz Simon.
Herr Bürgermeister Simon, was war Ihre zentrale Motivation für diesen Solidarvertrag?
Karl Heinz Simon: Schon seit Jahren beschäftigen wir uns mit Erneuerbaren Energien – in Sachen Windkraft. Aber wir wollten gerne noch aktiver in der Energiewende unterwegs sein. Die Möglichkeiten dazu sind in der VG Zell aber begrenzt – durch die Ausweisung als FFH-Schutzgebiet, die Einflugzone zum Flughafen Hahn, Vogelschutzgebiete und den Schutz des Moseltals, der sich bis in den Hunsrück auswirkt-
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Konkurrenz der Gemeinden letztendlich keinem genutzt hat. Wir wollen aber, dass alle partizipieren. Als das Thema Freiflächen-Photovoltaik aufkam, haben wir jeden Gemeinderat besucht und offen diskutiert.Welche Hemmnisse waren zu überwinden, um den Konsens zu erreichen?
Bürgermeister sind zunächst dafür da, die Interessen der eigenen Gemeinde zu vertreten. Da ist der erste Gedanke, durchaus ordentliche Pachterlöse zu generieren, die auch in der Gemeinde verbleiben.
Aber wir als Verbandsgemeinde haben schon deutlich gemacht, dass eine Fläche, die ins Rennen geschickt wird, nicht automatisch auch als genehmigte Fläche aus dem Verfahren wieder herauskommt. Über den Solidarvertrag sind alle Gemeinden beteiligt – auch die, die keine geeigneten Flächen aufweisen oder solche, die zum Schluss nicht genehmigungsfähig sind.Also sanfter Druck über den Genehmigungsvorbehalt?
Nein, ganz im Gegenteil! Wir sehen uns als eine kommunale Familie, die große Gemeinschaft aller. Dabei sind alle in einem Boot und alle profitieren davon. Darauf sind wir sehr stolz!
Druck auszuüben ist nicht unsere Philosophie, denn damit würde man statt Einigkeit nur das Gegenteil erreichen.Hat sich der Solidarpakt-Prozess auf die Zusammenarbeit mit den Ortsgemeinden ausgewirkt?
Die Gemeinsamkeit wurde gestärkt, Vertrauen zusätzlich aufgebaut. Die ehrenamtlichen Ortsbürgermeister haben erkannt, dass die VG hinter ihren Absichten steht. Unsere Verwaltungserfahrung hat zu weitaus besseren Abschlüssen mit den Betreibern verholfen. Die Arbeit mit den Projektierern verläuft im Übrigen durchaus positiv, dem Solidarfonds sind bereits Gelder zugeflossen: Reservierungszahlungen, die sich im Haushalt 2021 widerspiegeln.
Demnach wird der Solidarpakt bereits gelebt?
Aber ja! Allein Flächenreservierungszahlungen von den Projektierern entsprechen rund 1,3 Prozentpunkten der Umlage, in Zahlen: 232.000 Euro.
Kritiker argumentieren ja häufig, es gehe bei all dem nur ums Geld ...
Für uns steht die Klimathematik klar im Vordergrund. Sicher, auch die finanzielle Seite ist wichtig – aber: Wir, die Kommunen, müssen uns den klimapolitischen Zielen stellen und die von Bund und Land gestellten Rahmenbedingungen füllen. Umgesetzt wird in den Kommunen und Gemeinden.
Die Verbandsgemeinde stellt sich dieser Aufgabe. Weil wir es für eine gute Sache halten. Rentabel darf sie durchaus gern auch noch sein.
Die Verbandsgemeinde Zell (Mosel)
Der Verbandsgemeinde Zell (Mosel) gehören neben der Stadt Zell (rund 4000 Einwohner) weitere 23 Ortsgemeinden an, Gesamt-Einwohnerzahl: ca. 15.500.
Die VG Zell erstreckt sich über das Moseltal und angrenzende Bereiche der Hunsrückhöhe, Gesamtfläche: 194 km2.
Bürgermeister ist seit mehr als 20 Jahren der Sozialdemokrat Karl Heinz Simon.
Weitere Informationen: www.zell-mosel.deDer Solidarfonds
Start am 01.01.2021,
Verhandlungen 12/2019 bis 12/2020,
Potenzialflächenstudie zur Errichtung großflächiger Photovoltaik-Freiflächenanlagen 12/2019 bis 06/2020,
Vertragsabschluss Solidarfonds 11.03.2021 (nachdem zuvor alle 24 Kommunen per Gemeinderatsbeschluss zugestimmt haben),
Vertragsabschluss Projektierer (Zeitraum von 12/2019 bis 02/2021),
Änderung des FNP (Verfahren seit 12/2019),
Bebauungsplanverfahren (frühzeitige Beteiligung ab 04/2021) (Gemeindespezifische Umsetzung),
erste finanzielle Erfolge: Umlagen-Reduzierung um 1,5 % Punkte der verbandsgemeindeangehörigen Gemeinden durch Anrechnung von Reservierungsentgelten. -
Bienenweiden aus dem Automaten
Im Herzen der Stadt: Vor dem Rathaus gibt es Blumensamen aus dem umgerüsteten Kaugummi-Automaten; der Briefkasten daneben nimmt nach der Aussaat die leeren Kapseln wieder auf, damit kein Plastikmüll anfällt. Bild: Stadt Primasens
Saatgut statt Kaugummi: Mit einer weiteren originellen Idee will die Stadt Pirmasens weiter aufblühen
Viele blühende Oasen im urbanen Siedlungsraum – diese Vision soll in der westpfälzischen Stadt Primasens Wirklichkeit werden. Um das Vorhaben zu beschleunigen und möglichst viele „Mitmacher“ zu gewinnen, entwickelte der Jugendstadtrat eine originelle Idee: Ein Kaugummi-Automat, umgerüstet auf mit Saatgut gefüllte Kapseln, lässt Bürgerinnen und Bürger teilhaben am Einsatz gegen das Insektensterben und für mehr Artenvielfalt.
Quittegelb leuchtet der Bienenfutter-Automat vor dem Rathaus am Exerzierplatz im Herzen der Stadt, nicht zu übersehen. Jan Weimann, Vorsitzender des Pirmasenser Jugendstadtrates, nennt die Aktion „eine sympathische Ergänzung zu den zahlreichen Aktivitäten der Verwaltung für Insekten. Jeder Mensch hat es selbst in der Hand, etwas gegen das Artensterben zu unternehmen“, sagt der 19-Jährige. Der Jugendstadtrat hat die Patenschaft für den Automaten übernommen.
Vielerorts leiden Wild- und Honigbienen sowie Schmetterlinge unter einem zu geringen Nahrungsangebot. Die Folge: Insektenbestände gehen massiv zurück, überall.Jeder Quadratmeter Grün zählt
Unter dem Titel „Pirmasens blüht auf“ hat die Stadtverwaltung bereits in der Vergangenheit eine breit angelegte Kampagne auf den Weg gebracht: Gemeinsam mit der Bürgerschaft will sie ein blühendes Band mit einem bunten Angebot an Nektar und Pollen durch die „Siebenhügelstadt“ ziehen. Dafür wurde Pirmasens im Herbst mit dem begehrten Gütesiegel „StadtGrün naturnah“ ausgezeichnet. „Auch noch so kleine Blühflächen sind wichtige Nektar-Tankstellen, die zum Erhalt der Bienenpopulation beitragen“, erläutert Grün-Dezernent Michael Maas. Deshalb zähle bei diesem Projekt jeder Quadratmeter neuer Lebensraum.
„Das fängt vor der eigenen Haustür an“, wirbt Jan Weimann für kleine blühende Oasen im Vorgarten oder im Blumentopf auf dem Balkon. Lebensraum für Hummeln, Bienen & Co. zu schaffen, sei kinderleicht. Und darauf soll auch der knallgelbe Automat vor dem Rathaus-Eingang aufmerksam machen. Kunden finden auf dem quietschbunten Kästchen einen QR-Code und kommen so zu Tipps für die Anlage einer Blühwiese und weiterführenden Informationen zum Schutz von Insekten. Verlinkt ist dort auch der soeben angelaufene städtische Pflanzwettbewerb „Pirmasens blüht auf“, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen sind.
Möglichst viele Bienenretter
Oberbürgermeister Markus Zwick freut sich besonders über das Engagement der Kinder und Jugendlichen: „Ich bin dem Jugendstadtrat für diese tolle Idee sehr dankbar und wünsche mir, dass ganz viele Pirmasenser zu Bienenrettern werden.“ Denn den Bienen komme eine Schlüsselrolle in der Biodiversität zu, sagt der Verwaltungschef. Der umfunktionierte Kaugummi-Automat sei ein gelungenes Beispiel für Nachhaltigkeit – und ein absoluter Hingucker an prominenter Stelle in der Stadt.
Dessen Bedienung ist einfach, erfordert allerdings ein wenig Kraft: 50-Cent-Münze einwerfen, am Griff bis zum Anschlag drehen und die Mehrweg-Kapsel landet im Ausgabeschacht. Gefüllt sind die durchsichtigen Kugeln mit unterschiedlichem Saatgut. Zur Auswahl stehen zwei Sorten: eine mehrjährige artenreiche Blühmischung für Garten und Brachflächen sowie eine ein- bzw. zweijährige niedrigwachsende Blühmischung, die speziell für Balkon und Kübel geeignet ist.Kunststoff wird eingesammelt
Ein kleiner Briefkasten neben dem ehemaligen Kaugummi-Automaten dient als Rückgabebox für die Kunststoffkapseln. Den Einsatz von Kunststoff nennt Pressesprecher Maximilian Zwick unvermeidlich, um das Saatgut gegen vorzeitiges Aufquellen zu schützen. Um der Umwelt nicht zu schaden, werden die leeren Kapseln deshalb gesammelt und anschließend von Menschen mit Unterstützungsbedarf von Hand neu befüllt.
Der Erlös aus dem Automaten soll in die Nachbestellung von Saatgut reinvestiert werden. Kooperationspartner des Pirmasenser Jugendstadtrates ist die ehrenamtliche Initiative Bienenretter-Manufaktur, ein Projekt des Frankfurter Instituts für nachhaltige Entwicklung.
Alle wichtigen Informationen zum Bienenfutter-Automaten sowie eine ausführliche Aussaat-Anleitung mit wertvollen Tipps zur Schaffung naturnaher Gärten als Lebensraum heimischer Pflanzen- und Tierarten gibt es auf der Homepage der Stadtverwaltung unter www.pirmasens.de/ summt.
Hintergrund
Nachhaltigkeit steht in Pirmasens hoch im Kurs. Davon zeugen zahlreiche innovative Projekte, mit denen die Siebenhügelstadt bereits bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt hat und mehrfach prämiert worden ist.
Mit dem Gütesiegel „StadtGrün naturnah“ kam 2020 eine weitere renommierte Auszeichnung dazu (Pirmasens war als eine von 14 Kommunen in acht Bundesländern für die Teilnahme an dem bundesweiten Zertifizierungsverfahren ausgewählt worden). Das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ honorierte damit die Bestrebungen der Verwaltung für mehr Natur in der Stadt sowie den Schutz heimischer Pflanzen- und Tierarten.
Zu der umfassenden Biodiversitätsstrategie zählen neben den insektenfreundlichen Blühoasen Projekte wie „essbare Stadt“ oder die Renaturierung der 15 Hektar großen Talaue des Blümelsbachs. -
Ein Taunus-Dorf wird klimaneutral
Aus dem Gemeinderat von Strüth entwickelten sich Initiativen vom Solarstrom bis zum Carsharing
Als „Basisjahr“, in dem die Entwicklung ihren Anfang nahm, gilt 2015. Heute, kaum sechs Jahre später zählt die 300-Einwohner-Gemeinde Strüth im Taunus zu den Vorzeige-Kommunen im Land, was praktizierten Klimaschutz angeht. Vier Elektroautos werden als Carsharing-Angebot von dort aus betrieben, es gibt eine solar gespeiste Pkw-Ladestation und einen kostenlosen Bürger-Fahrdienst, Photovoltaik liefert Strom von kommunalen wie vielen privaten Dächern und aktuell geht es an die Verbesserung des Radwegenetzes.
Ausgangspunkt war die vom Gemeinderat gewünschte Umstellung der Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik, erinnert sich Klaus Steinbeck, der seit mehr als 20 Jahren und bis heute im Rat aktiv ist. Man gründete einen Umwelt- und Energieausschuss, der auch den ersten Umwelttag noch im Jahr 2015 organisierte (weitere stark frequentierte Umwelttage folgten alljährlich bis 2019, dann kam die Pandemie). Bereits im März 2016 gründete sich die Energiegenossenschaft Oberes Mühlbachtal, kurz EGOM, hervorgegangen aus der Ortsgemeinde, die selbstverständlich auch Mitglied ist. So wie inzwischen auch die Verbandsgemeinde Nastätten – und sogar der Landkreis Rhein-Lahn macht mit.
Bis 2030 will das Dorf Strüth klimaneutral sein, berichtet Ortsbürgermeister Heiko Koch, auch er von Beginn an eine treibende Kraft hinter den kommunalen Klimaschutz-Bestrebungen. „Energie da erzeugen, wo sie gebraucht wird“, war und ist ein Leitmotiv, das heute auch Teil des EGOM-Logos ist. In diesen Kontext gehört das aktuell diskutierte Projekt einer Freiflächen-Photovoltaik-Anlage, die gemeinsam mit PIONEXT (einer gemeinsamen Gesellschaft der Mainzer Stadtwerke, EWR AG und der Pfalzwerke AG) in der Gemarkung des Nachbardorfes Lipporn auf zehn Hektar Fläche entstehen soll.
Sonnenenergie steht weiterhin im Zentrum der Strüther Aktivitäten. Nachdem 2016/17 die erste PV-Anlage aufs Dach vom Bürgerhaus kam – ergänzt um eine Ladesäule und finanziert über das „LEADER“-Programm – ging die Genossenschaft dazu über, Photovoltaik zu installieren auf Privathäusern, deren Eigentümer die Dächer selbst nicht nutzen wollen. EGOM übernimmt dann kostenfrei die Dachfläche, liefert im Gegenzug 20 und mehr Jahre lang Strom zum Festpreis von 25 Cent an die Eigentümer des Hauses.
Von Erfahrungen anderer gelernt
Bei ihrem Genossenschaftsmodell haben die Strüther übrigens von bereits bestehenden Vorbildern gelernt: der „Rabenkopf“-Initiative Wackernheim im Landkreis Mainz-Bingen. Und ihre eigenen Erfahrungen haben die Genossen von Strüth später weitergegeben können – etwa nach Monzelfeld an der Mosel, wo die „Energiewende Hunsrück-Mosel e.G.“ inzwischen ihrerseits Carsharing und Elektromobilität anbietet.
Aus dem ersten elektrischen Renault Zoe der EGOM-Genossenschaft sind mittlerweile vier geworden; sie werden coronabedingt derzeit etwas weniger nachgefragt. Mit ihrer Auslastung könne man dennoch zufrieden sein, sagt Bürgermeister Koch. Die kurzen Strecken ins nahe Nastätten fallen wegen der Pandemie-Beschränkungen halt seltener an. In Zukunft sollen sie zumindest teilweise auch ganz ohne Auto umweltfreundlich und sicher zu bewältigen sein: Die Gemeinde arbeitet an einem Konzept für eine gute Radwege-Verbindung dorthin. Um Pedelecs, egal ob von Dorfbewohnern oder Touristen, bei Bedarf mit Sonnenstrom betanken zu können, wird eine Ladestation in privater Initiative gleich mitgeplant.
Attraktiv für junge Familien
Strüth war außerdem Gastgeber-Gemeinde zum Auftakt der „Wärme-Effizienz-Kampagne“, eines Modellprojekts der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Es soll Hauseigentümer motivieren, veraltete Heizungsanlagen zu modernisieren bzw. fossil gespeiste durch regenerativ betriebene zu ersetzen. Als „eindrucksvolles Beispiel, wie eine kleine Ortsgemeinde durch geschickte Kopplung verschiedener Handlungsfelder und Einbindung vieler Akteure zur nachhaltigen Stärkung der Region beiträgt“, lobt Dr. Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Gemeinde- und Städtebundes (GStB), dieses Engagement.
Für Klaus Steinbeck aus dem Gemeinderat ist „klar, dass eine Genossenschaft alleine nicht alles schaffen kann“. Die Leute im Dorf und darüber hinaus merkten aber zunehmend, dass sie aktiv werden müssten. „Die Zeichen sind deutlich“, setzt er hinzu, „die Fichten sind stehend tot im Wald.“ Das steigert die Motivation im Dorf – und der Zuspruch von außen: „Viele junge Familien ziehen her“, berichten Koch und Steinbeck. Die Werbung mit dem Slogan „Lebenswertes Strüth“ und der Darstellung der Klimaschutz-Aktivitäten wirke offenbar.
Ansprechpartner: Bürgermeister Heiko Koch ist erreichbar unter der Mail-Adresse: kontakt[at]strueth.de.
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Aus dem Engagement eines Einzelnen entstand ein europaweit beachtetes Projekt
Jochen Marwede aus Hochspeyer gilt als „Prototyp“ für ehrenamtliche Klimaschutzpaten / „KlikK aktiv“ zeigt in vielen Gemeinden Wirkung
Er dürfte der erste im Land gewesen sein: Jochen Marwede wurde vor ziemlich exakt fünf Jahren vom Rat der Gemeinde Hochspeyer zum ehrenamtlichen Klimaschutzmanager berufen. Ehrenamtlich, weil die Ortsgemeinde Hochspeyer (Landkreis Kaiserslautern) kein Geld hatte, um im Klimaschutz tätig werden zu können. Aus der finanziellen Sackgasse half auch keine Bundesförderung für Klimaschutzkonzept und -management; der Eigenanteil war nicht aufzubringen. Marwedes ehrenamtlicher Einsatz hat die Gemeinde im Klimaschutz deutlich vorangebracht – und den Grundstein gelegt für das Projekt „KlikK aktiv“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz, das vor wenigen Tagen mit dem renommierten internationalen Umweltpreis „Climate Star“ ausgezeichnet wurde.
Engagiert hatte sich Marwede schon vor seiner offiziellen Bestellung durch den Gemeinderat. Aus ersten Diskussionen mit dem damaligen Ortsbürgermeister Anspach im Jahr 2013 entstanden Photovoltaik-Anlagen auf kommunalen Dächern und auf dem Schwimmbad. Bald darauf begann er damit, Klimaschutzmaßnahmen für seine „arme Kommune“ zu entwickeln – mit Unterstützung der Energieagentur Rheinland-Pfalz.
Im Projekt „Klimaschutz-Impulse für Hochspeyer“ wurde ein Maßnahmenbündel mit 65 Umsetzungsideen für die Ortsgemeinde in einem einzigen Workshop entwickelt. Die „arme Kommune“ musste hierbei lediglich Wasser und Brezeln, Kaffee und Kuchen beisteuern. Die Dokumentation des Projekts erfolgte in Rahmen einer Bachelorarbeit an der TU Kaiserslautern.
Vom Bürgerbus bis zur Schnellladesäule
Einiges davon ist inzwischen realisiert: Ein klimafreundlicher Bürgerbus (seit Oktober 2015), Photovoltaik auf Kita-Dach, Aussegnungshalle und Schwimmbad, Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED und ganz frisch eine Schnellladesäule für Elektro-Fahrzeuge.
Ein ebenfalls jüngerer Erfolg seines Einsatzes: Seit 2019 gibt es eine Personalstelle für „energetisches Quartiersmanagement“. Dies eröffnet der Kommune aktuell neue Zukunftsperspektiven, denn eine höhere Sanierungsquote und die Etablierung von Nahwärmenetzen sind dabei ebenso im Fokus wie die generelle Attraktivierung des Ortes.
„Offene Türen einrennen“
„Man braucht eigentlich kein Fachwissen, um sich ehrenamtlich im Klimaschutz zu engagieren“, sagt Jochen Marwede, „es lässt sich auch so viel bewegen. Man rennt als Bürger nicht selten offene Türen ein.“ Ganz ohne offiziellen Status habe man es aber nicht immer leicht, meint er einschränkend und setzt hinzu: „Natürlich geht nicht alles im Ehrenamt. Initiative und Ideen sind trotzdem starke Kräfte.“
Durch sein ehrenamtliches Engagement im Klimaschutz – „und die tatkräftige Unterstützung durch Jan Bödeker und Lisa Rothe von der Energieagentur Rheinland-Pfalz“, fügt Marwede hinzu – entstand eine Graswurzelbewegung mit Strahlkraft und zahlreichen Nachahmern: Das geförderte Bundes-Modellprojekt „KlikK aktiv – Klimaschutz in kleinen Kommunen“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz wurde auf Grundlage seiner Aktivitäten entwickelt. „KlikK aktiv“ verknüpft die Themen Klimaschutz und Ehrenamt in kleineren Ortschaften. Heute gibt es bereits mehr als 40 ehrenamtliche Klimaschutzpaten, die in 37 Gemeinden wertvolle Anstöße für Zukunftsprojekte liefern.
„Das Ehrenamt ist gerade in den Dörfern sehr aktiv. Leider können sich kleine Kommunen oftmals schon deshalb nicht an Förderprojekten beteiligen, weil sie weder über das Personal noch über genug Mittel für den Eigenanteil verfügen“, stellen Dr. Daniele Franke und Dr. Karl-Heinz Frieden, die Geschäftsführer von Landkreistag und Gemeinde- und Städtebund, gemeinsam fest. Hier seien die Ehrenamtlichen „eine ganz große Unterstützung, um Projekte dennoch zu stemmen“. Das ehrenamtliche Engagement dieser Menschen gelte es zu fördern – ideell ebenso wie finanziell.
Ein Stern für Bürgerbeteiligung
Für seinen Ansatz, Bürgerinnen und Bürger beim Klimaschutz aktiv zu beteiligen, erhielt das Projekt jetzt einen der insgesamt 16 europaweit verliehenen ,Sterne‘. „Wir sind sehr stolz zu den Preisträgern zu zählen“, zeigte sich Michael Hauer, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, hoch erfreut. „KlikK aktiv ist als bundesweit einzigartiges Pilotprojekt gestartet. Die Erfolge sind so überwältigend, dass inzwischen auch andere Bundesländer und Südtirol das Ehrenamtsprojekt übernehmen wollen“, setzte Hauer hinzu. Für ein erweitertes Nachfolgeprojekt ist die Förderung aus Bundesmitteln beantragt.
ZUR PERSON
Jochen Marwede ist 56 Jahre alt, verheiratet und lebt mit zwei erwachsenen Kindern in Hochspeyer, wo er sich auch kommunalpolitisch engagiert. Im Hauptberuf arbeitet er als Vorstand in einer Software-Firma. Unter der Mail-Adresse jochen.marwede@gmail.com ist er für Nachfragen und weitere Informationen erreichbar.
KLIKK AKTIV
Das Projekt läuft in den Pilotregionen Pfälzerwald, Mittleres Moseltal und Osteifel. Teilnehmen können Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern. Weit mehr als 100 konkrete Maßnahmen wurden im Projektverlauf angestoßen und umgesetzt: Zum Beispiel wurden in kommunalen Gebäuden Heizungsanlagen erneuert, Photovoltaikanlagen installiert, Klimaschutzpaten haben den Ausbau von Fahrradwegen auf den Weg gebracht sowie Wärmenetzverbünde und Quartierskonzepte angestoßen.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat trotz der mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen mit KlikK aktiv mehr als 1.500 Bürgerinnen und Bürger erreicht – seit einem Jahr vor allem auf digitalem Weg – durch Veranstaltungen, Vorträge, Energiewerkstätten, Aktionstage in Kitas, Kampagnen oder regionale Koch-Workshops. Auch Biodiversitätsmaßnahmen wie zum Beispiel das Anlegen eines Mehrgenerationsgartens oder die Erneuerung und Wiederbelebung von Streuobstwiesen wurden umgesetzt
Noch in diesem Jahr soll ein erweitertes Folgeprojekt starten, dann im gesamten Bundesland und weit darüber hinaus. Ansprechpartner bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz sind Sabrina Wolf und Zelko Brkic; weitere Informationen unter www.energieagentur.rlp.de/projekte/kommune/klikk-aktiv.
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Lenker statt Lenkrad
Leitendes Motiv: Auf der gesamten Strecke und besonders an unübersichtlichen Stellen schaffen Bodenpiktogramme Klarheit. (Foto: Dominik Ketz, Montage Beckmann Mediendesign)
adfahren liegt im Trend. Mit dem E-Bike wird auch das Radpendeln zum Arbeitsplatz über weitere Entfernungen zu einer echten Alternative zum eigenen Pkw. Aber dazu braucht es eine passende Infrastruktur. Mit Pendler-Radrouten in sieben ausgewählten Regionen in Rheinland-Pfalz macht das Land ein attraktives Angebot zum Umsteigen vom Vier- aufs Zweirad. Die Kommunen spielen bei der Umsetzung eine zentrale Rolle.
Allmorgendlich gegen acht Uhr schwingt sich Helmut Schneider auf sein Fahrrad und macht sich auf den Weg ins Büro. Von Andernach pendelt er zu seinem Arbeitgeber nach Koblenz. Rund 50 Kilometer sind das insgesamt, hin und zurück. Was für manchen Radwanderer schon eine gute Tagesetappe ist, bewältigt Helmut Schneider zügig in etwas mehr als einer Stunde je Weg. Denn mittlerweile ist der 63-Jährige von reiner Muskelkraft auf ein E-Bike umgestiegen. „Man ist ja nicht mehr der Jüngste“, bemerkt er schmunzelnd.
Von seinem Wohnhaus in Andernach geht’s hinunter an den Rhein. Der Radweg entlang des Stroms ist an manchen Stellen sehr schmal. Vor allem auf dem Rückweg am Nachmittag, wenn auch Fußgänger und Freizeitradler unterwegs seien, könne es da auch schon mal ziemlich eng werden, so Schneider.
Den Großteil der Strecke kann Schneider auf dem Radweg bleiben, auch wenn die Fahrbahndecke stellenweise marode ist und dringend saniert werden müsste. „Auf den letzten Kilometern wird’s dann allerdings ziemlich ungemütlich“, sagt er. Schlaglöcher, Baustellen, enge Gassen machen die Anfahrt zum Büro zu einer Geschicklichkeitsprüfung.
Mit dem Auto im Stau
Trotz aller Widrigkeiten: Für Helmut Schneider ist die Pendelei mit dem Rad eine willkommene Alternative zum eigenen Pkw. „Im Auto stehe ich die meiste Zeit im Stau“, weiß der studierte Landschaftsplaner. Auf dem Rad brauche er zwar etwas länger, dafür sei er an der frischen Luft und habe trotz der elektrischen Unterstützung jede Menge Bewegung.
Und gut fürs Klima sei der Umstieg aufs Rad allemal. In seiner Dienststelle in Koblenz kommen mittlerweile mehr als 20 Kolleginnen und Kollegen mit dem Zweirad zur Arbeit. Wenn die Zuwege zu den Büros und Arbeitsstätten vielfach fahrradfreundlicher und -tauglicher wären, würde die Zahl der Radpendler sicher noch weiter steigen – davon ist Schneider überzeugt.
Vorfahrt für den Radverkehr
Seine Vision soll in ganz Rheinland-Pfalz bald Wirklichkeit werden. Anfang März dieses Jahres stellten die alte Landesregierung und über 40 Beteiligte von Kommunen, Verbänden und Landtagsfraktionen den neuen „Radverkehrs-Entwicklungsplan 2030 Rheinland-Pfalz“ vor. Dieser enthält ein ganzes Bündel von neuen und bereits laufenden Maßnahmen, die das Fahrrad als alltagstaugliches und klimaschonendes Verkehrsmittel herausheben und fördern.
Wichtiger Baustein in dem Konzept sind sieben Korridore für die Pendler-Radrouten (PRR) in verschiedenen Regionen des Landes, die bereits 2014 identifiziert wurden und die aktuell in Vorbereitung oder auch schon in der Umsetzung sind (siehe Info „Die Pendler-Radrouten“). Diese Pendler-Radrouten sollen überwiegend auf vorhandenen Straßen und Wegen verlaufen und mit möglichst geringen Investitionen eine zeitnahe und kostengünstige Umsetzung ermöglichen. Im Fokus von Rheinland-Pfalz steht demnach in einer ersten Stufe die Ertüchtigung der vorhandenen Infrastruktur, heißt es beim Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM RLP), der das PRR-Projekt koordiniert.
Die Planung im Bestand soll zudem den vorhandenen, größtenteils begrenzten Verkehrsraum möglichst neu aufteilen und gerade auch in Ballungszentren für Entlastung sorgen. Vor Planung und Umsetzung der jeweiligen Vorzugsrouten wird in Machbarkeitsstudien die passende Streckenführung geprüft; deren Kosten trägt zu 80 Prozent das Land als sogenannten „Interessenanteil des Landes“.
Klimaschutz und Lebensqualität
Während die Pendler-Route zwischen Mainz und Bingen, als sogenanntes Pilotprojekt derzeit umgesetzt wird und zum Teil fertiggestellt und befahrbar ist, fängt für die Strecke von Koblenz bis Remagen die Arbeit gerade erst an. 13 Kommunen aus der Region haben sich dazu Ende Januar 2021 im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung das Ja-Wort gegeben. Der Untersuchungskorridor der nun folgenden Machbarkeitsstudie umfasst sowohl links- als auch rechtsrheinisch eine Länge von je rund 55 Kilometer sowie weitere 15 Kilometer als Anbindung an Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Ziel ist eine direkte, möglichst störungsarme Verbindung zwischen den einzelnen Ortschaften – ohne Umwege. „Die Machbarkeitsstudie ist in Auftrag gegeben“, erklärt Alessa Strubel, Projektmanagerin bei der Verbandsgemeinde Bad Breisig, die in ihrer Funktion als Geschäftsstelle des Städtenetzes „Mitten am Rhein“ gemeinsam mit dem LBM RLP sowie der regionalen LBM-Dienststelle Cochem-Koblenz die Koordination des Vorhabens übernommen hat. Langfristig versprechen sich die Verantwortlichen unter anderem weniger Verkehr durch Pkw-Pendler vor allem in den Rush-Hours, eine bessere Luftqualität und insgesamt eine Steigerung der Lebensqualität entlang der Magistralen.
In gut zwei Jahren werden die Ergebnisse als Basis für die weiteren Planungen vorliegen. Erst danach geht es in die Umsetzung. Für Helmut Schneider wird die Pendler-Radroute für die Fahrt zum Arbeitsplatz vermutlich zu spät kommen. Als Ruheständler „nutze ich den Radweg dann halt für Freizeittouren“, prophezeit er lächelnd.
Die Pendler-Radrouten
- Bingen – Ingelheim – Mainz
- Ludwigshafen – Schifferstadt
- Schifferstadt – Speyer – Wörth a.R.
- Worms – Ludwigshafen
- Konz – Trier – Schweich
- Neustadt a.d.W. – Landau/Pfalz
- Koblenz – Landesgrenze NRW (rechts- und linksrheinisch)
- Kaiserslautern – Landstuhl
- Koblenz Stadt bis Stadtgrenze Stolzenfels / Rhens
- Koblenz Stolzenfels bis Boppard inkl. Abzweigungen ins Mosel- und Lahntal
Weitere Informationen zu Pendler-Radrouten (PRR) und Radschnellwegen sind auf dem online Radwegeportal des Landes Rheinland-Pfalz zu finden.
Neue Bundesfördermittel für Kommunen
Radwege von Städten und Gemeinden, Fahrradparkhäuser oder mehr Sicherheit im Radverkehr können zukünftig auch über das vom Bund aufgelegte Sonderprogramm „Stadt-Land" gefördert werden. 33 Millionen Euro stehen für Rheinland-Pfalz zur Stärkung des Alltagsradverkehrs zur Verfügung. Die Fördermöglichkeiten des Sonderprogramms sind sehr umfangreich. So können beispielsweise Radwege, Radwegebrücken, Fahrradzonen, Radparkhäuser oder Fahrradabstellanlagen gefördert werden; aber auch Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses, wie optimierte Ampelschaltungen, vorgezogene Haltebereiche für Radler oder das Erstellen von Radverkehrskonzepten (nur zusammen mit daraus resultierenden Baumaßnahmen). Auch die in Rheinland-Pfalz in Planung befindlichen Pendler-Radrouten und Zuwegungen können mit dem Programm gefördert werden.
Das Programm läuft bis einschließlich 2023; es richtet sich an Städte, Gemeinden, Landkreise und die Länder. Bis Ende 2021 werden vom Bund bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernommen, ab 2022 bis zu 75 Prozent. Finanzschwache Kommunen können bis zu 90 Prozent erhalten. Bedingung hierfür ist, neben dem Bau bzw. der Umsetzung der radverkehrsfördenden Maßnahme auch deren finanzielle Abrechnung bis Ende 2023 vorzunehmen.
Weitergehende Informationen und Ansprechpartner beim LBM gibt es auf den Webseiten des Landesbetriebs Mobilität.
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Die Rosenstadt Zweibrücken macht sich grüner
Standortwechsel innerhalb des Zentrums von Zweibrücken: Einer der Wanderbäume macht seinem Namen alle Ehre. Bild: Stefan Paul
Aus vielen originellen Ideen entstehen Inseln für mehr Biodiversität und mehr Lebensqualität
„Riesige Plätze, wo weit und breit kein Baum steht – so etwas sollte es in Zukunft nicht mehr geben!“ Diesen Satz spricht Barbara Kirsch-Hanisch voller Überzeugung aus. Sie arbeitet im Stadtplanungsamt von Zweibrücken; der Anlass für das Gespräch mit ihr ist jedoch spezieller: Die Stadtplanerin betreut eine Vielzahl von Aktionen, mit den die Stadt Impulse setzt für mehr und vielfältigeres Grün.
Am Anfang hatte die Teilnahme der Kommune am Programm „Klimawandelanpassungscoach“ gestanden, angeboten vom Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Aus der im Frühjahr 2020 beendeten Coaching-Phase waren unter anderem Leitlinien für konkretes lokales Handeln zur klimagerechten Stadtentwicklung hervorgegangen.
Die Bürgerschaft hilft mit
Als eine der ersten Maßnahmen folgte die Umgestaltung eines privaten Vorgartens: Schotter raus, Grün rein. Die Pflanzen waren durch Spenden zusammengekommen, der städtische Umwelt- und Servicebetrieb (UZB) rückte mit Werkzeug und Geräten an, Bürger kamen zum Helfen. „Überhaupt – und bis heute“, sagt Barbara Kirsch-Hanisch, „wäre vieles ohne die Unterstützung aus der Bürgerschaft gar nicht zu schaffen gewesen.“ Vor allem die Initiative „Zweibrücken vernetzt“ habe sich unermüdlich eingesetzt, immer wieder Helfer mobilisiert.
Denn beherztes Zupacken war gerade bei einer der spektakulärsten Aktionen in der Stadt gefordert. Sechs sogenannte Wanderbäume sollten leere Plätze begrünen und dort Schatten spenden. Die ziemlich hoch aufgeschossenen junge Bäume mussten gegen Regen und Sturm gesichert werden, weil ihre Wurzeln in verpackten Ballen statt im Erdreich steckten. „Zweibrücken vernetzt“ schickte Leute zum Sichern und Verzurren.
Preise für vorbildliche Gärten
Alle sechs Wanderbäume haben inzwischen – nach mehreren Stationen im Stadtzentrum – ihren festen Platz gefunden. Fünf auf einer Parkplatzfläche am Rand der Innenstadt, der sechste diente als Hauptgewinn eines Wettbewerbs. Um den „Klimaanpassungspreis der Stadt Zweibrücken“ konnten sich Bürgerinnen und Bürger bewerben, die bei Gartengestaltung, Fassadenbegrünung oder klimagerechtem Bauen Vorbildliches geschaffen haben. „Tolle Ideen“ habe die Jury vorgefunden, berichtet Kirsch-Hanisch.
Ausgezeichnet wurden insbesondere naturnahe Gartenanlagen. Beeindruckt zeigten sich die Juroren beispielsweise von einem intelligenten Bewässerungssystem, einer Garagendach-Begrünung , eine mit Sedum-Gewächsen bepflanzte mächtige Trockenmauer oder im Garten verteilten Wasserbecken gegen die sommerliche Hitze. Wettbewerb und Auszeichnungen sollen zur Nachahmung anregen.
Naturhecken und Totholz
Vorbild sein und einen eigenen Beitrag zur Biodiversität leisten, darin sehen Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitzna, Rat und Verwaltung als ihre Aufgabe. Dazu werden Naturhecken angepflanzt, Brachen begrünt und mit Totholz aufgewertet – Lebensraum und Futterplatz für zahlreiche Tierarten. Blühpflanzen sollen nach und nach Rasenflächen ablösen. Zweibrücken will grüner und zugleich bunter werden. Große Investitionen sind dafür nicht vonnöten.
Abgesehen von den Wanderbäumen. Sechs verschiedene Arten waren ausgewählt worden, ihnen gemeinsam ist eine hohe Verträglichkeit gegenüber Hitze und Trockenheit. Dass sie allesamt besonders gut aussehen, mag mit dazu beigetragen haben, dass weit über das Ende ihrer „Wanderung“ hinaus das Interesse von Bürgern und Geschäftsleuten an der Anpflanzung auf eigenem Gelände nicht nachgelassen hat. „Das wird immer mehr“, freut sich Barbara Kirsch-Hanisch, „da wächst eine ganze Allee in der Stadt heran.“
Amberbaum, Baumhasel, Blumenesche, Chinesische Wildbirne, Mehlbeere und Silberlinde heißen die sechs ihrer Resilienz wegen in Zweibrücken eingesetzten Baumarten. Wer sich über weitere Details vor Ort kundig machen will, erreicht Barbara Kirsch-Hanisch als Ansprechpartnerin unter der Rufnummer 06332 – 87 16 32 oder per Mail: barbara.kirsch-hanisch(at)zweibruecken.de.
Info: KlimawandelanpassungscoachSoeben ist das Projekt KlimawandelAnpassungsCOACH RLP zu Ende gegangen. In den vergangenen drei Jahren konnte das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen 15 Kommunen in Rheinland-Pfalz bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels begleiten. Informationen zum Coaching und gerade im Rückblick auf das Projekt interessante Hintergrundberichte und Beispiele für Anpassungsmaßnahmen finden sich auf der Homepage www.klimawandel-rlp.de/de/aktuelles/einzelansicht/news/detail/News/klimawandelanpassungscoach-rlp/. Dort ist auch die Abschlussbroschüre abrufbar.
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„Den Ausbau der Sonnenenergie müssen wir beschleunigen“
Maren Dern (31) ist seit Oktober 2019 Klimaschutzmanagerin der Stadt Landau in der Pfalz. Sie stammt ursprünglich aus Münster (NRW), sie kam zum Studium – Naturschutzbiologie, Politikwissenschaften, Nachhaltigkeitsmanagement – nach Landau. Als Klimaschutzmanagerin kümmert sie sich um die Umsetzung des städtischen Klimaschutzkonzeptes und begleitet die Umsetzung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen.
(Bild: privat)Warum Landau eine Solarpflicht für sämtliche Neubauten durchsetzen will. Ein Gespräch mit Klimaschutzmanagerin Maren Dern
Als erste Kommune in Rheinland-Pfalz hat die Stadt Landau eine Solarpflicht für alle Neubauten beschlossen. Sie ist Teile einer „Solaroffensive“, mit der die Stadtratsmehrheit eine deutliche Steigerung beim Zubau von Photovoltaikanlagen erreichen will. Maren Dern, seit rund eineinhalb Jahren Klimaschutzmanagerin der Stadt, erläutert im Gespräch Hintergründe und Zielsetzung.
Wie und ab wann wird die sogenannte Solarpflicht greifen?
Nachdem sie der Stadtrat mit sehr großer Mehrheit beschlossen hat, erarbeiten wir derzeit die konkreten Ausführungsbestimmungen – und sind fast fertig damit. Wir haben übrigens den Punkt Solarpflicht von der übrigen Kampagne abgekoppelt, damit sie möglichst schnell wirkt und aktuell entstehende Neubaugebiete einschließt.
Wer wird davon betroffen sein: nur Bauherren oder auch Hausbesitzer?
Das gilt nur für Neubauten, und zwar private wie gewerbliche. Solche Vorgaben für den Gebäudebestand, also quasi nachträglich, sind rechtlich nicht möglich – und auch nicht praktikabel, weil etwa Dachsanierungen gar nicht meldepflichtig sind.
Die Verpflichtung zur Nutzung von Sonnenenergie wird in Landau in die Bauleitplanung eingehen, sodass alle Baugebiete erfasst sind. Bei Baugrund, den Bauwillige von der Stadt erwerben, gibt es dann eine Klausel im Kaufvertrag.
Den anfänglichen Mehraufwand beim Bauen – übrigens sehr gering im Vergleich zu den gesamten Baukosten – können Bauherren so von Anfang an einkalkulieren. Dann wird auch klar, dass die Anlage insgesamt deutlich mehr Kosten einspart als sie selbst kostet.Was versprechen Sie und die Verantwortlichen in der Stadt Landau sich von dieser Maßnahme?
Wir haben Potenzialberechnungen zu den Klimaschutzzielen angestellt und dabei ermittelt: Solarenergie ist enorm wichtig, sie wird aber bei weitem nicht schnell genug ausgebaut. Das müssen wir beschleunigen!
Dann haben wir uns umgeschaut, was andere machen. Die Landauer Solaroffensive orientiert sich zum Beispiel am Muster der Stadt Waiblingen; die haben gute Erfahrungen damit gemacht.Warum eine Pflicht? Hätte eine werbende Kampagne es nicht getan?
Gerade im Bereich Gebäude kommt die Energiewende einfach nicht schnell genug voran. Dabei ist Photovoltaik so günstig wie nie, außerdem rentabel und sie senkt insgesamt sogar die Kosten eines Hauses. Und trotzdem wird es oft nicht gemacht – solange es unverbindlich bleibt.
Uns ist aber ganz wichtig: Die Vorgabe für Neubauten stellt nur einen Teil der Solaroffensive dar. Die Information der Bürger, ihre Motivierung und Beratung stehen klar im Mittelpunkt.
Und dass wir damit richtig liegen, zeigen auch die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft. Sie sind ganz überwiegend positiv und zumeist geht es um Fragen zur praktischen Umsetzung: „Was muss ich tun?“ oder „Gibt es Fördermittel?“ Im zweiten Fall können wir dann auf die Energieagentur Rheinland-Pfalz verweisen und auf das Solar-Speicher-Programm.Ansprechpartner sind Tobias Joa vom Stadtbauamt, Telefon: 06341 / 13-6113 (Fax. 06341 / 13-6009, E-Mail: tobias.joa(at)landau.de, sowie Klimaschutzmanagerin Maren Dern, Tel.: (06341) 13-3523, Fax: (06341) 13-88 3523, Mail: maren.dern(at)landau.de
Info: Förderung für Solarspeicher
Mit der Abwicklung des Solar-Speicher-Programms hat die Landesregierung die Energieagentur Rheinland-Pfalz beauftragt. Seit Beginn des Programms Ende 2019 sind mehr als 5500 Anträge bei der Energieagentur eingegangen.
Gefördert werden Investitionen in einen festinstallierten Batteriespeicher, der in Verbindung mit einer neuen Photovoltaik-Anlage eingebaut wird. Anträge stellen können- Privathaushalte
- Kommunale Gebietskörperschaften und ihre Schulen
- Unternehmen
- Vereine
- Karitative Einrichtungen
Alle Informationen und Förderanträge finden sich auf der Online-Plattform der Energieagentur Rheinland-Pfalz.https://www.energieagentur.rlp.de/service-info/foerderinformationen/solar-speicher-programm
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Bewusstsein schaffen für den Zukunftswald
Forstleute verjüngen gemeinsam mit der Bürgerschaft die Bestände – und der Eichelhäher hilft dabei
Der Wald ist im Umbruch. Die Stürme, Dürre und Schädlinge der vergangenen Jahre nagen großflächig vor allem an Fichten, aber auch Kiefern, Lärchen, Buchen. Wo einst dichte Nadelwälder rauschten, gibt es heute ausgedehnte Kahlflächen. Der „Oh- du-schöner“-Westerwald kann ein Lied davon singen. Aber auch andere Regionen in Rheinland-Pfalz – wie etwa das Mittelrheintal – sind mehr oder weniger stark betroffen. Forst-Experten setzen bei der Wiederaufforstung auf resistentere Gehölze – und auf Bürgerbeteiligung, wie Beispiele aus Boppard und dem Binger Wald zeigen.
Das Mittelrheintal ist aufgrund seiner geografischen Lage besonders vom Klimawandel heimgesucht. „Hier sterben bereits Buchen, Birken oder Eichen in natürlichen, von Laubholz dominierten Waldökosystemen“, berichtet Axel Henke, Leiter im Forstamt Boppard. Seine Behörde nutzt die entstandenen Kahlflächen, um die Waldökosysteme „umzubauen“: mit wärmeliebenden Baumarten wie heimischen Eichen, Elsbeeren und Kirschen bepflanzt, punktuell aber auch mit mediterraneren Baumarten wie Flaum- und Zerreichen. Sein Kollege Bernhard Naujack, kommunaler Förster im Revier Waldalgesheim im Binger Wald, hält bei der Umsetzung zudem viel von Maßnahmen, bei denen auch die Bürgerinnen und Bürger mitmachen können. Denn: „Das kommt gut an“, hat er erfahren.
Oktober 2019. Im Binger Wald färben sich langsam die Blätter. Die Eichen im RuheForst von Waldalgesheim werfen ihre Früchte zu Tausenden ins Laub. Das bringt Bernhard Naujack und sein Team auf eine Idee: Bei der (Wieder-) Aufforstung des Waldes soll ein gefiederter Verbündeter helfen. „Bis zu zehn Eicheln kann ein Eichelhäher in seinem Kehlsack transportieren, oft trägt er zudem noch eine im Schnabel“, berichtet der Revierförster. „Ein einziger Vogel kann bis zu 5.000 Eicheln in einem Herbst vergraben. Das ist sein Wintervorrat. Nicht alle versteckten Früchte benötigt er. Ein Teil bleibt im Waldboden vergraben und keimt.“ So optimiere und erweitere der „Wächter des Waldes“ seinen Lebensraum – und sorge für eine ganz natürliche Verjüngung der Eichenbestände.
Der Natur auf die Sprünge helfen
Per Aushang an markanten Stellen im Ort und über Medienberichte lädt Bernhard Naujack alle Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde ein, Eicheln zu sammeln und diese in Sammelboxen an den Eingängen zum Ruheforst abzulegen. Die Eicheln werden von ihm und seinem Team auf selbstgebauten, hölzernen Tellern ausgelegt, von denen aus Eichelhäher sie im Wald verteilen und vergraben. „Die Leute waren begeistert von dem Plan“, sagt Naujack heute rückblickend. Die Sammelboxen wurden täglich voll; engagierte Bürgerinnen und Bürger stellten Körbe, Taschen und Säcke bis an den Rand gefüllt mit Eicheln daneben. Die Teller für die Eichelhäher waren von TaG zu TaG fürstlich gedeckt.
Naujack weiß, dass solche Aktionen allein nicht ausreichen, um seinen Wald fit zu machen für die kommenden Klimaanforderungen. Fast 120 Hektar seiner drei Waldreviere sind mit 60 bis 80 Jahre alten Fichten besetzt. Die schnell wachsenden Bäume waren seinerzeit vor allem als Wirtschaftsholz gefragt. Die Jahr für Jahr steigenden Durchschnittstemperaturen und längere Trockenheitsperioden machen den Monokulturen zu schaffen. Die Bäume werden anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer. Bei Stürmen knicken die kranken Bäume um wie Streichhölzer.
Die Bevölkerung macht mit
Deshalb: „Auch der kleinste Schritt trägt zu dem großen Ziel bei, die Wende im Wald zu schaffen“, sagt der 57-jährige studierte Forstwirt. Das Pflanzen von klimaresistenten Bäumen und Ausbringen ihrer Samen ist die eine Sache, die Pflege und Aufzucht ist die andere. „Das glaubt ja keiner“, erzählt Naujack, „wieviel Zeit und Arbeit nötig sind, um die Bäume auch ins Wachstum zu bringen.“ Im scheinbar so friedlichen Wald gibt es heftige Konkurrenz- und Überlebenskämpfe.
Auch dabei setzt Naujack auf die Unterstützung der Bevölkerung. So initiierte er zur Weihnachtszeit im letzten Jahr schon zum zweiten Mal die Aktion „Klimaweihnachtsbaum“: Hunderte Bürgerinnen und Bürger aus Waldalgesheim und dem Landkreis Mainz-Bingen zogen am vierten Advent unter strengen Corona-Hygienevorschriften und unter Anleitung des Forstpersonals in den Wald, um sich ihren Tannenbaum selbst zu schlagen. So konnten die jungen Eichen von der unerwünschten Konkurrenz der schnell wachsenden Fichten befreit werden.
Akzeptanz und Bürgerbeteiligung stehen für Förster Naujack ganz oben auf der Tagesordnung. „Wir nehmen wahr, dass viele Menschen ihrem Wald gerne etwas Gutes tun und bei dem Kampf gegen den Klimawandel helfen wollen“, erklärt der Förster. „Mit solchen Aktionen nehmen wir sie konkret mit auf den Weg und schaffen Bewusstsein für den Wald der Zukunft.“
Winkelholzbande pflanzt im Hasenwald
„Was wir heute tun, entfaltet seine ganze Kraft erst für die nächste oder übernächste Generation“, sagt Dr. Walter Bersch, Bürgermeister von Boppard. Da erscheint es konsequent, die Jüngsten mit einzubeziehen. Die „Winkelholzbande“, so der Name des dortigen Waldkindergartens, hilft analog zur Waldalgesheimer Aktion beim Wiederaufforsten.
Die Futtertafeln haben Forstleute gebaut, die Kinder befüllen sie. Und damit die Vögel nicht die ganze Arbeit allein erledigen müssen, haben die Kinder einen Teil der gesammelten Eicheln selbst eingepflanzt. So soll der vom Borkenkäfer besonders stark betroffene Bopparder Hasenwald bald wieder grün und stark dastehen.
Welche Baumart für das zukünftige Klima im Land geeignet ist – unter anderem mit dieser Frage beschäftigt sich das Rheinland-Pfalz Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen. Im Auftrag des Umweltministeriums wurden für zehn Laub- und sechs Nadelbaumarten Steckbriefe erstellt. Landesforsten empfiehlt, solche Baumarten punktuell ergänzend anzupflanzen – in begleiteten Praxisversuchen. Die Steckbriefe können hier heruntergeladen werden:
http://www.kwis-rlp.de/index.php?id=12341&L=0
Die Kommunen
ie 4200-Einwohner-Gemeinde WALDALGESHEIM liegt in der Welterbe-Region Oberes Mittelrheintal, allerdings am Rand des Binger Waldes und nicht am Strom. Sie gehört der Verbandsgemeinde Rhein-Nahe mit Sitz in Bingen an.
Der gemeindeeigene Wald umfasst 790 Hektar. Der Binger Wald ist ein beliebtes Ziel für Wandertouristen.
Ortsbürgermeister Stefan Reichert berichtet stolz von den weiteren Energiewende-Aktivitäten seiner Kommune: Zehn Windräder sowie Freiflächen-Photovoltaik stärken über die daraus resultierenden Pacht-Einnahmen die Finanzkraft der Gemeinde; eine mit Holzhackschnitzeln befeuerte Heizzentrale liefert Wärme für mehrere Baugebiete. Ansprechpartner für das Eichelhäher-Projekt ist Förster Bernhard Naujack: Telefon 06724/2064704, mobil 0171/4942608, bernhard.naujack(at)waldaldesheim.de.
Die Stadt BOPPARD im Rhein-Hunsrück-Kreis ist der zweitgrößte kommunale Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz. Seit mehr als 20 Jahren ist ihr Waldbestand nicht nur FSC-zertifiziert, sondern zusätzlich nach den strengeren Regeln von „Naturland“.
Als Ansprechpartner stehen Bürgermeister Dr. Walter Bersch, Tel.: 06742 - 10333, wbersch(at)boppard.de, sowie Forstamtsleiter Axel Henke, Tel.: 06742 - 8013-16, mobil: 0173 - 324 86 21, axel.henke@wald-rlp.de, zur Verfügung.
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In der Verwaltung wächst das Klima-Bewusstsein
Aktion sensibilisiert und fördert das Engagement / Die Rotweinstadt Ingelheim will CO2-frei werden
„Der größte Aha-Effekt ist erzielt worden, weil jeder Teilnehmende sein alltägliches Privat- und Berufsleben im Hinblick auf seine eigene CO2-Bilanz hinterfragte und dokumentierte. Und er erkennen konnte, welche Maßnahme welche Energieeinsparung bringt.“ Dieses Fazit zieht Dr. Christiane Döll, Beigeordnete der Stadt Ingelheim und in dieser Funktion auch für den Umweltschutz zuständig. Sie sieht in der zuletzt durchgeführten „Klima-Coach-Aktion“ ein sehr gutes Instrument, um die Beschäftigten in der Verwaltung stärker für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren.
Klimaschutz ist für Ingelheim schon deshalb ein Kernthema, weil die vor allem durch ihre Rotweine berühmte Weinbaukommune (und deren Winzer) an optimalen klimatischen Bedingungen interessiert ist. Dieses Bewusstsein – insbesondere in puncto CO2-Reduktion – auch im administrativen Bereich der Stadt (insgesamt annähernd 40.000 Einwohner) allmählich zu verankern, förderte die jüngste Klima-Coach-Aktion.
Acht Teams machten sich auf „die Suche“ und nach vier Wochen lautete die Bilanz: 2.800 Kilogramm Kohlendioxid eingespart. Dies entspricht der CO2-Menge, die beim durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Fünf-Personen-Haushalts anfällt. Allein 465 KG (weniger) erzielte eine Mitarbeiterin dadurch, dass sie anstatt mit ihrem Auto mit dem Zug in den Urlaub reiste – und seitdem auch mehr das Fahrrad und den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzt.
Erhebliche CO2-Einsparungen sind möglich
Genau diese Zielsetzung hat der Klima-Coach der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Dieses Online-Tool (für jeden zugänglich) zeigt den Nutzern die Möglichkeiten des CO2-Sparens im Büro, zu Hause und in der Freizeit auf. „Hier erreichte Veränderungen im Nutzerverhalten bieten ein Energieeinsparpotenzial von bis zu 20 Prozent“, sagt Diplom-Ingenieurin Claudia Lill, für die Energieagentur Rheinland-Pfalz als Referentin Nachhaltigkeit & Suffizienz tätig. Und sie verweist darauf, dass die Kommunen zweifelsfrei die „Schlüsselakteure“ im Klimaschutz seien.
Klimabüro, Funktionskarten, E-Mobilität
In Ingelheim hat diese Erkenntnis fruchtbaren Boden gefunden. Dort bündelt ein „Klimabüro“ jegliche Aktivität zu diesem Thema. Aktuell werden „Klimafunktionskarten“ erstellt; sie fließen in eine Aktualisierung des Flächennutzungsplanes ein. Damit wollen Stadtspitze und Stadtrat sicherstellen, dass im Rahmen der städtebaulichen Entwicklung Frischluftschneisen erhalten und Kaltluft-Entwicklungsgebiete baulich unberührt bleiben. In diesem Zusammenhang lassen sich auch Hitze-Hotspots lokalisieren.
Ferner arbeitet das Dezernat von Dr. Döll an einem E-Mobilitätskonzept, inklusive der dazu notwendigen Infrastruktur. Weiterhin beinhaltet es die entsprechende Umrüstung des städtischen Fuhrparks und den Kauf von E-Bussen.
Gleichzeitig soll ein Förderprogramm für die Bürgerinnen und Bürger den Weg zur CO2-freien Stadt beschleunigen. Konkret geht es um energetische Gebäudesanierungen, aber auch um Maßnahmen zur Dach- oder Fassadenbegrünung, das Errichten einer Zisterne sowie das Anschaffen eines Lastenfahrrads.
Nach den Plänen von Dr. Christiane Döll soll der Stadtrat 2021 einen „Masterplan CO2-neutrales Ingelheim“ verabschieden. Er werde Bestandteil des ebenfalls noch zu erstellenden „Leitbildes 2032“ sein. Ob es in diesem Jahr auch noch eine erneute Klima-Coach-Aktion geben wird, ließ die Beigeordnete offen.
Direkter Ansprechpartner:
Roland Beek, Leiter Umwelt- und Grünflächenamt der Stadt Ingelheim, Telefon 06132-782 167, roland.beek(at)ingelheim.de
Klima-Coach
Der „Klima-Coach“ der Energieagentur Rheinland-Pfalz ist ein Online-Tool, mit dessen Hilfe Nutzer für Energie- und CO2-Sparen im Büro, zu Hause oder bei Freizeitaktivitäten sensibilisiert werden. Der Klima-Coach zeigt auf, mit welchen Aktivitäten und Maßnahmen wieviel CO2 eingespart werden kann.
Die Landesenergieagentur setzt das Online-Tool zur Durchführung von CO2-Einspar-Wettbewerben ein und bietet für Verwaltungen von Kommunen und öffentlichen Liegenschaften organisierte Wettbewerbe an. Die richten sich primär an deren Mitarbeiter, sind jedoch auch für andere Nutzer unter www.klimacoach.rlp.de zugänglich.
Der Klima‐Coach ist in den Jahren 2016 bis 2020 auf großes Interesse gestoßen (14 organisierte Wettbewerbe, 541 Teilnehmer, rund 34.200 Kilogramm CO2Äq-Einsparungen. Dies ist so viel, wie wenn man mit einem durchschnittlichen Mittelklasse-PKW zirka sechsmal um den Äquator fahren würde.)
Ansprechpartnerin ist Claudia Lill, 0631 – 34 371-144, -
Recyclingbeton – nur eines von 80 Mainzer Klimaschutz-Projekten
Bei eigenen Bauprojekten setzt der Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz mittlerweile Recyclingbeton ein (im Bild: das Umweltbildungszentrum im Stadtteil Weisenau). Angestrebt wird derzeit auch die Bedingung „RC-Beton“ in den Ausschreibungen aller städtischen Baumaßnahmen. Foto: Entsorgungsbetrieb der Stadt Mainz
Masterplan 100 Prozent Klimaschutz“ ist 168 Seiten stark / Vorbildfunktion der Kommune soll sichtbarer werden
Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz sieht sich seit über 25 Jahren in einer Vorreiterrolle beim kommunalen Klimaschutz. Aus dem 1993 erstmals vorgestellten „Energiekonzept“ hat sich inzwischen der „Masterplan 100 Prozent Klimaschutz Mainz“ entwickelt. Mit ihm sollen bis 2050 die umweltschädlichen Treibhausgas-Emissionen um 95 Prozent und der städtische Endenergieverbrauch um 50 Prozent (im Vergleich zu 1990) reduziert werden.
Beachtliche 168 Seiten umfasst der Bericht zum Ende der geförderten Phase (2016 bis 2020) durch die „Exzellenzinitiative“ des Bundesumweltministeriums. Summa summarum erhielt Mainz in den zurückliegenden vier Jahren rund 3,5 Millionen Euro an Fördermitteln. Sie flossen beispielsweise in Konzepte, Kampagnen und konkrete Investitionen; vor allem in puncto Elektromobilität und in die Energieeffizienz von Gebäuden (wie Baustandards, Sanierung und Solarnutzung).
Alter Beton reduziert Treibhausgas-Emissionen
Insgesamt listet der Abschlussbericht (für die erste Umsetzungsphase) etwas mehr als 80 konkrete Klimaschutzprojekte auf – eines interessanter als das andere. Besonders bemerkenswert vielleicht die Maßnahme des Entsorgungsbetriebes der Stadt Mainz, bei eigenen Neubauvorhaben Recyclingbeton zu verwenden. Dieser sogenannte „RC-Beton“ reduziert einerseits die Deponiemengen beim Bauschutt und führt andererseits (im ohnehin belasteten Ballungsraum Rhein-Main) zu einer rund zehnprozentigen Einsparung an Treibhausgasen.
Denn normalerweise benötigt die Beton-Herstellung einen hohen Anteil an Kies und Sand, der nunmehr durch gebrochenen Altbeton und altes Mauerwerk – recycelte Gesteinskörnungen – weitgehend ersetzt wird. Nächstes Ziel: die Aufnahme der Bedingung RC-Beton in die Ausschreibungen aller städtischen Bauprojekte.
Die entscheidenden Erfolgsfaktoren
Gefragt nach den drei wichtigsten Schlussfolgerungen des Förderprojektes, sagt Dirk Lorig: „Kontinuität mit Hilfe geeigneter Strukturen. Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in Verwaltung, städtischen Gesellschaften und der Zivilgesellschaft zu begreifen und zu realisieren. Partizipation und Eigeninitiative sind hierfür unabdingbar.“ Lorig ist einer der städtischen Masterplanmanager für den Klimaschutzprozess. Für ihn steht fest, dass die hohen Klimaschutzziele in Mainz nur „mit einem starken Netzwerk mit Schnittstellen zu den wichtigsten Initiativen und Stakeholdern“ realisierbar sind. Gepaart mit Offenheit, guter Kommunikation und einem ausgeprägten Wir-Gefühl der Klimaschutz-Community.
Knappes Geld, dennoch Investitionen
Auch wenn die Finanzlage der Stadt Mainz weiterhin sehr angespannt ist, der Masterplan-Prozess soll auch im laufenden Jahr nicht zu kurz kommen. Im Klartext heißt das: Die städtischen Klimaschutzanstrengungen sollen durch mehr Kommunikation und Vernetzung „sichtbarer“ gemacht werden. Dabei spiele die Vorbildfunktion von Stadtverwaltung und stadtnahen Gesellschaften eine entscheidende Rolle. Zum anderen werde weiter an notwendigen Strukturen und Kooperationen gearbeitet. Zu guter Letzt sind handfeste Investitionen geplant, etwa in die fortgesetzte „Dekarbonisierung“ des kommunalen Fuhrparks durch den Einsatz von Batterie- und Wasserstofftechnik (Fallbeispiel Brennstoffzellen-Müllfahrzeuge).
Ein zusätzliches Leuchtturmprojekt ist der H2-Elektrolyseur im Klärwerk Mainz-Mombach. Bei dieser Elektrolyse wird das Wasser – mit Hilfe von Strom – in Wasserstoff und Sauerstoff gesplittet. Der Sauerstoff lässt sich zur Beseitigung von Mikroschadstoffen einsetzen. Der Wasserstoff (H2) ist vorrangig geeignet, ins kommunale Erdgasnetz eingespeist zu werden; damit ist unter anderem der Betrieb eines städtischen H2-Fuhrparks möglich.
Mainz singt und lacht also nicht nur, sondern bemüht sich ernsthaft und mit ersten Erfolgen um den Klimaschutz. Wer hätte das gedacht, als der Stadtrat im September 2019 den „Klimanotstand“ ausrief. Noch im ersten Halbjahr soll den zuständigen städtischen Gremien eine zweite Treibhausgas-Bilanz vorgelegt werden. Zentrales Element ist eine aktuelle Einschätzung zur Machbarkeit der bis zum Jahr 2035 geplanten Klimaschutzaktivitäten. In der jüngsten Förderphase entwickelte man dafür Monitoring- und Controlling-Instrumente. hjb
Direkter Ansprechpartner: Dirk Lorig, Masterplanmanager Klimaschutz der Stadt Mainz, Telefon: 06131-12 3162, dirk.lorig(at)stadt.mainz.de
Recyclingbeton
Der Zuschlagstoff Kies wird dabei durch aufbereiteten Bauschutt ersetzt, bei hohen Qualitätsanforderungen in der Regel durch Granulat aus fast reinem Betonbruch. Kies als Rohstoff wird zunehmend knapp; seine Gewinnung ist in der Regel mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft verbunden.
Die Aufbereitung des Betonbruchs (reinigen, Fremdstoffe entfernen und zerkleinern) ist aufwendig, sodass zur Zeit der Einsatz von Recyclingbeton oft nicht zu einer Kostenersparnis führt. Das in Mainz verwendete Material wurde – nach Ausschreibung – aus Heidelberg bezogen. (b-i)
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Wärme aus dem Eis – für einen ganzen Schulkomplex
Ein Schulkomplex entsteht – und mit ihm modellhafte Anlagentechnik. Gesteuert wird das Ganze von einem Zweckverband, angedockt an die Kreisverwaltung. Bildquelle: Kreisverwaltung Trier-Saarburg
In Schweich an der Mosel nimmt ein innovatives Modellprojekt Gestalt an
Ein Wärmespeicher von den Dimensionen eines Schwimmbeckens – das ist das energetische Herzstück eines Vorzeigeprojektes in Schweich an der Mosel. Dort erhält das Integrative Schulprojekt (IGS) eine Anlagentechnik, die von der Landesregierung als besonders vorbildlich eingestuft und mit einem Förderbeitrag von 700.000 Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bezuschusst wird. Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat das Projekt von Beginn an bis zur Antragstellung fachlich unterstützt.
Der Clou des Projekts: ein sogenannter Eisspeicher. Wo dieser Speicher einmal seinen Platz finden soll, erstreckte sich bis vor kurzem noch eine Wiese. Jetzt ist die Grube bereits ausgehoben, die Bodenplatte und die Wände sind betoniert der Einbau der Decke steht unmittelbar bevor. Später, wenn das im Erdreich entstehende Betonbauwerk fertig ist, wird dort wieder eine Grünfläche sein.
Ist der Speicher fertiggestellt und in Betrieb, wird er eine große Menge Heizwärme-Energie bei Temperaturen zwischen etwa 30°C und 0°C im Eis bzw. im Wasser speichern können. Bei Bedarf wird ihm mit Wärmepumpen Energie entzogen und den Schulräumen zugeführt, wobei der Wasservorrat des Speichers sich im Gegenzug abkühlt – und am Ende des Energie-Entzuges vereisen kann. Daher der Name „Eisspeicher“.
Komplettiert wird die Heizungstechnik durch Solarthermie auf dem Dach des entstehenden Schulgebäudes. So wird die Kraft der Sonne für das Erwärmen des Wassers im unterirdischen Speicher genutzt.
Kühlung im Sommer
Als weitere Innovation im Projekt gilt die Möglichkeit der „Heizverfahrensumkehr“ zur Kühlung der Neubauten im Sommer – zugleich attraktiver Synergieeffekt. Denn zunehmend tritt mittlerweile in Neubauten eine Aufheizung der Räume durch innere Wärmequellen ein – als Folge des hohen Wärmeschutzes. Der Klimawandel und längere Perioden mit erhöhten sommerlichen Temperaturen tragen dazu bei, dass die niedrigeren Nachttemperaturen nicht mehr ausreichen, um die Innenräume zu kühlen. Insbesondere in Schulgebäuden ein zunehmendes Nutzungsproblem.
Die Möglichkeit zum Kühlen bzw. Temperieren der Schulräume ist ein hoch willkommener Nebeneffekt der Eisspeicher-Technologie. Wärme, die den Klassenräumen entzogen wird, erhöht dabei die Temperatur im Wärmespeicher; sie steht dann bei Bedarf wieder für das Beheizen der Räume zur Verfügung.Sonnenstrom für die Wärmepumpen
Energetisch gespeist wird dieses System von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, die klimaneutralen Strom für die Wärmepumpen liefert. Ingenieur Robert Jöres vom Planungsbüro (DTF Ingenieure GmbH & CO.KG, Velbert) ist sicher, dass die Heizungsanlage durch die Nutzung von Sonneneinstrahlung und der Umgebungswärme einen Wirkungsgrad von 380 Prozent erreicht – und ihn wahrscheinlich sogar deutlich überschreiten wird. Durch die Umsetzung dieses Modellprojekts werden jedes Jahr rund 131 Tonnen CO2-Äquivalent eingespart.Bemerkenswert ist das Vorhaben nicht allein in energetischer Hinsicht. Landrat Günther Schartz: „Unser integratives Schulprojekt in Schweich setzt nicht nur ein markantes Zeichen im kommunalen Klimaschutz, sondern ist gleichzeitig im Hinblick auf die inklusive Bildung ein innovatives Vorzeigeprojekt.“ Und für Bürgermeisterin Christiane Horsch ist es„eine Herzensangelegenheit – und wir sind stolz auf den gelebten Gedanken der Inklusion in zwei unterschiedlichen Schularten unter einem Dach“.
Die Energieagentur Rheinland-Pfalz hat bei diesem Projekt umfangreich fachlich unterstützt: Der Zweckverband wurde sehr eng und detailliert über einen längeren Zeitraum bei der Konzeptionierung des Projekts und bei der Antragstellung im Rahmen der EFRE-Modellprojekte-Förderung begleitet.
Das Projekt liegt im Zeitplan
Die Arbeiten zum Betonbauwerk befinden sich voll im Zeitplan. Die Ausschreibung zur Eisspeicher-Technik ist veröffentlicht. Die Submission ist Anfang Januar 2021; die Beauftragung erfolgt im Anschluss. Der Ausführungstermin für diese Technik beginnt ab April 2021. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2022 vorgesehen.
Als Ansprechpartner für weitere Auskünfte steht die Geschäftsführung des Zweckverbandes Integratives Schulprojekt Schweich zur Verfügung:
Werner Jost, Kreisverwaltung Trier-Saarburg, Gebäudemanagement,Telefon (0651)
715-338, Fax: (0651) 715-17640, E-Mail: werner.jost(at)trier-saarburg.de. -
Die Kraft der Sonne erhellt bei Nacht die Straßen
Die große Dachfläche des Gemeindehauses von Horn im Hunsrück bietet noch Platz für weitere Photovoltaik-Module. Der Gemeinderat diskutiert derzeit eine Erweiterung, auch um eine Ladestation für Elektro-Fahrzeuge mit Solarstrom zu speisen.
Bildquelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz, Sonja SchwarzEin Hunsrückdorf ist Namensgeber für das „Horner Modell“: Photovoltaik plus Speichertechnik reduziert die Stromkosten
In Horn scheint die Sonne auch nachts. Dieser Slogan, „geboren“ bei der Vorbereitung eines Dorffestes, beschreibt ein Erfolgsprojekt, das unter dem Ehrentitel „Horner Modell“ bereits eine Reihe von Nachahmern gefunden hat.
Rund 340 Einwohner zählt das Dorf Horn, gelegen auf der Hunsrückhöhe und etwa zehn Kilometer entfernt von der Kreisstadt Simmern. Als die Sanierung des Gemeindehaues anstand, war für den Gemeinderat schnell klar: Bei den Baumaßnahmen sollte Photovoltaik aufs Dach. Angestoßen vom Architekten Kai Schulz reifte dann die Idee, mit Hilfe von Batteriespeichern den Solarstrom für die Straßenbeleuchtung zu nutzen.
„Das war genau die richtige Entscheidung“, sagt rückblickend Gemeinderatsmitglied Gerd Klar. „Bauplatz-Interessenten haben sich seither ganz gezielt bei uns gemeldet, weil wir den guten Ruf einer Umweltgemeinde genießen.“
Um Rendite sei es von Anfang an gar nicht gegangen, sondern um einen Beitrag der Kommune zur Energiewende. Gleichwohl sind Kosten-Einsparungen und Erträge hochwillkommen; um sie zu steigern, hat die Gemeinde vor zwei Jahren auch die letzten Straßenlampen noch auf LED-Technik umgestellt.
Das Beispiel macht ringsum Schule
Das Beispiel „Horner Modell“ macht – insbesondere im Rhein-Hunsrück-Kreis – weiterhin Schule. Zuerst folgte der 250-Seelen-Ort Schnorbach; derzeit planen vier Dörfer – unterstützt von der Energieagentur Rheinland-Pfalz – vergleichbare Anlagen, in einer Reihe weiterer Dörfer wird die Übernahme des „Horner Modells“ diskutiert. Michael Hauer, Geschäftsführer der Landesenergieagentur, appelliert an die Gemeinderäte im Land, die Chancen der Solarenergie auf Dächern und Freiflächen „unbedingt zu nutzen – zumal das Land Speichertechnologie bei neuen PV-Anlagen attraktiv fördert“.
Derweil denken die Horner selbst bereits über eine Ausweitung ihrer Photovoltaik nach. Zusätzliche Module finden auf dem Dach des Gemeindehauses noch reichlich Platz. Sie sollen unter anderem eine Tankstelle für Elektroautos und E-Bikes speisen.
Ansprechpartner:
Für die Ortsgemeinde Gerd Klar (Tel.: 01522 - 268 39 62, Mail: Gerd.Klar@schwaebisch-hall.de)
als Planer Kai Schulz (Tel.: 06761 - 830 458, mail@kaischulz-architektur.de).Projekt-Daten:
PV-Anlage 28,8 kWp Speicher 30 kWh Stromertrag 25.000 kWh p.a. im Durchschnitt CO2-Einsparung 63 Tonnen seit Inbetriebnahme (Juni 2017) Investition 71.000 EUR Stromkostenersparnis 2.500 EUR p.a. Einspeisevergütung 1.400 EUR p.a.