Heimische Baumarten im Klimawandel

Mit dem Konzept „Naturwald Plus“ setzt Landesforsten bei der Gestaltung der Waldzukunft in Rheinland-Pfalz vor allem auf standortheimische Baumarten, mit dem Ziel, vielfältig strukturierte Laub- und Laub-Nadel-Mischwälder zu entwickeln. Die breite Palette an Baumarten umfasst dabei sowohl die gegenwärtig dominierenden (bislang als Hauptbaumart bezeichneten) Baumarten als auch solche, die aufgrund weniger Vorkommen und geringen Flächenanteils (noch) selten sind und eine untergeordnete Rolle haben (bislang als Nebenbaumarten bezeichnet). Ergänzend zu den standortheimischen Baumarten können bereits seit langer Zeit erfolgreich eingeführte („alteingeführte“) Baumarten wie Edelkastanie und Walnuss einen Beitrag zur Verbesserung der Klimaresilienz leisten. Darüber hinaus existieren zu einem deutlich späteren Zeitpunkt eingeführte, aber inzwischen über mehrere Generationen bewährte Baumarten wie die Douglasie. Komplettiert wird „Naturwald Plus“ mit für das „Plus“ stehenden möglichen ergänzenden Baumarten. Mit diesen befasst sich ein gesondertes Kapitel.

Der Klimawandel kann je nach Ausprägung und Region für die in Rheinland-Pfalz vorkommenden Baumarten mit mehr oder minder großen Risiken verbunden sein. Eine Vulnerabilitätsstudie zu den oben genannten fünf dominierenden Baumarten hat gezeigt, dass diese unterschiedlich gut an den Klimawandel angepasst sind. Vor diesem Hintergrund sind auch Baumarten von Interesse, die heute einen relativ kleinen Flächenanteil haben und eine eher untergeordnete wirtschaftliche Rolle spielen, aufgrund ihrer Potentiale jedoch künftig an Bedeutung gewinnen könnten. Die verstärkte Beteiligung geeigneter und bisher gering vertretener Baumarten fördert Mischwälder mit einer vielfältigen Baumartenzusammensetzung und trägt somit zu einer strategischen Risikostreuung bei. Insbesondere scheinen viele dieser Baumarten dank ihrer spezifischen Eigenschaften toleranter oder anpassungsfähiger gegenüber veränderten klimatischen Verhältnissen zu sein als einige der gegenwärtig dominierenden Baumarten. Daher können ausgewählte seltenere Baumarten einen ökologischen Vorteil im Waldökosystem bekommen und in Zukunft auch wirtschaftlich attraktiv werden. Andere aus dieser Baumartengruppe, die eher an kühlere und niederschlagsreiche Verhältnisse angepasst sind, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit regional unterschiedlich benachteiligt sein. Während für die dominierenden Baumarten in Rheinland-Pfalz (Buche, Eiche, Fichte, Kiefer und Douglasie) bereits erste Vulnerabilitätsstudien durchgeführt wurden, sind Analysen für die bisher gering vertretenen Baumarten aufgrund des beschränkten Grundlagenwissens und der geringen Datenlage schwieriger durchzuführen. 

Klimatische Eignung der heimischen Baumarten

Die aktuellen Eignungskarten für die heimischen Baumarten in Rheinland-Pfalz basieren auf einer rein klimatischen Bewertung. Identisch zur Bewertungsmethode für die ergänzenden Baumarten wurde für jede heimische Baumart ein Verbreitungsgebiet auf Basis von europaweiten Datensätzen definiert, wobei für jede Baumart eine Korrektur auf Kontinentalgrenzen und Höhenlagen erfolgte. Auf Basis des Datensatzes WorldClim2.0 wurden 13 klimatische Kenngrößen für das jeweilige Verbreitungsgebiet ermittelt und zu 16 Klimahüllen kombiniert. Die klimatische Eignung wurde in vier Kategorien anhand der Übereinstimmung mit dem Klima je Rasterzelle in Rheinland-Pfalz bewertet. Für das gegenwärtige Klima wurde dazu der Datensatz HYRAS des Deutschen Wetterdienstes verwendet. Für das zukünftige Klima wurde das vom „Bund-Länder-Fachgespräch Klimamodelldaten“ definierte Referenzensemble für Klimawandelstudien für das Szenario RCP8.5 (starker Klimawandel ohne ambitionierten Klimaschutz) verwendet. Weiterführende Informationen zur Interpretation der Eignungsbewertungen sowie zur Methodik finden Sie in der Publikation „Artensteckbriefe ergänzender Baumarten Rheinland-Pfalz “. 

Die hier vorgenommene klimatische Eignungsbewertung kann aus verschiedenen Gründen lediglich eine Orientierung zum aktuellen und zukünftigen Einfluss des Klimas auf die Lebensfähigkeit und Wuchsmöglichkeiten einer Baumart geben. Gründe dafür sind beispielsweise die relativ grobe Auflösung (5 x 5 km) sowie die alleinige Berücksichtigung klimatischer Parameter in der Eignungsbewertung. Weiterhin wurde für alle Baumarten ein einheitliches Set an ausgewählten Bioklimaparametern und Parameterkombinationen verwendet. Experten weisen darüber hinaus darauf hin, dass multikriterielle Analysen zur Beschreibung der Verbreitungsfähigkeit einer Baumart sinnvoll sind, die beispielsweise auch Parameter wie den Bodenwassergehalt, die Länge der Vegetationszeit, die Strahlungsintensität oder Temperaturextrema berücksichtigen. Dennoch können die vorliegenden klimatischen Eignungsbewertungen als orientierendes Signal dienen, welchem Druck die heimischen Baumarten durch die klimatischen Veränderungen im Klimawandel ausgesetzt sind.