Klimawandel und Gesundheit

Der Klimawandel hat nicht nur Auswirkungen auf unsere Umwelt, sondern auch auf unsere Gesundheit. Indem wir den sich stets verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt sind, entwickelt der Körper Anpassungsstrategien. In Extremsituationen (z.B. Temperaturextreme, Stürme, Starkniederschläge) kann der Organismus jedoch überfordert sein.

Veränderte klimatische Bedingungen können sich sowohl direkt als auch indirekt auf die Gesundheit des Menschen auswirken. Temperaturextreme stellen die wichtigste direkte Auswirkung auf den Menschen dar.

Hitzewellen beispielsweise wirken sich vor allem negativ auf das Herz-Kreislaufsystem aus. Zukünftig werden Hitzeextreme und damit verbundene gesundheitliche Beschwerden zunehmen. Insbesondere ältere Menschen sollten dementsprechende Vorsorgen treffen, da sie einem besonderen Risiko ausgesetzt sind.

Indirekte gesundheitliche Auswirkungen entstehen durch Umweltbedingungen die sich nachhaltig, als Folge von Klimaänderungen, verändern. Des Weiteren spielen Veränderungen der Verbreitung, der Population und dem Infektionspotential von Krankheitsüberträgern eine große Rolle.

Der Gemeine Holzbock, der in Mitteleuropa weit verbreitet ist, überträgt unter anderem FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) sowie Borreliose. Die Gefährdung nimmt durch den Klimawandel durch stärkere Aktivität und möglicherweise erhöhte Erregerlast zu. Ein weiterer Krankheitsüberträger ist die tropische Zecke (Hyalomma marginatum). Sie wurde 2018 auch in Rheinland-Pfalz nachgewiesen. Sie ist in Deutschland nicht heimisch. Von ihr aus können Infektionskrankheiten wie z.B. Fleckfieber übertragen werden.

Auch neue Mückenarten spielen hierbei eine Rolle. Vor allem die Tigermücke kann sehr gefährliche Krankheitserreger übertragen (z.B. Chikungunya-Viren). Seit 2017 ist die wärmeliebende Tigermücke in Rheinland-Pfalz verbreitet. Populationen wurden unter Anderem in Ludwigshafen und Germersheim nachgewiesen.

Eine weitere wärmeliebende Art, die sich gut durch den Klimawandel vermehren konnte, ist der Eichenprozessionsspinner. Die Brennhaare seiner Raupen können gesundheitliche Schäden, wie z. B. schwere Hautreaktionen, hervorrufen.

Eine weitere indirekte gesundheitliche Auswirkung ist die zunehmende Verbreitung der Ambrosia. Ihr Pollenflug ruft nicht nur die typische „Heuschnupfen-Symptomatik“ hervor, sondern auch schwerwiegendere Symptome wie bronchiales Asthma. Die sich verlängernden Vegetationsperioden verstärken diesen Effekt. Sie erlauben der Ambrosia sogar überhaupt erst ihre Verbreitung, da sie ihre Samenreife erst dadurch erlangen kann.

Das Hantavirus wird ebenfalls indirekt durch den Klimawandel beeinflusst, indem er sich auf die Verbreitung der Nagerpopulationen auswirkt. Nager stellen den Reservoirwirt dieses Virus da, dass in schwersten Fällen hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) hervorruft. Als Verbindung zwischen der Ausbreitung des Virus und den klimatischen Bedingungen werden Jahre vermutet, in denen die Fruktifikation einiger Bäume durch die Wärme begünstigt wird und optimalere Bedingungen für die relevanten Mäusearten bestehen.

Neben den physischen Auswirkungen des Klimawandels, gibt es auch eine Reihe von psychischen Erkrankungen, die entstehen können. Naturkatastrophen können unter anderem chronische Ängste, Depressionen oder Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) hervorrufen. Auch im Bereich „Climate Anxiety“ (übersetzt: „Klimaangst“) gibt es aktuelle Forschungen.

Verwendete Quellen:
1. MÜCKE, H.-G., KLASEN, J., SCHMOLL, O., SZEWZYK, R. (2009): Ratgeber: Gesundheitliche Anpassung
    an den Klimawandel. Broschüren/Faltblätter, Umweltbundesamt, Dessau » PDF
2. UBA (2005): Klimawandel in Deutschland. Vulnerabilität und Anpassungsstrategien klimasensitiver
    Systeme. UBA-Bericht FKZ 20141253. UBA-Reihe Climate Change 08/05, August 2005, Dessau » PDF Kurzfassung

Links:

Ziel des 2017 gegründeten Netzwerkes aus Einzelpersonen, Organisationen und Verbänden aus dem gesamten Gesundheitsbereich ist die Verdeutlichung der weitreichenden Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit. „Die Gesundheitsberufe sollen deshalb zu Akteuren der notwendigen gesamtgesellschaftlichen Transformation werden und außerdem dazu beitragen, dass der ökologische Fußabdruck des Gesundheitssystems gesenkt wird, um die Erderwärmung zu begrenzen.“

Im Sinne der Idee der „Planetary Health: Wenn die Erde krank ist, kann der Mensch nicht gesund sein“ soll das Gesundheitswesen mit all seinen Akteur:innen einen großen Beitrag zum Klimaschutz leisten, um die Lebensgrundlagen für diese Welt und künftige Generationen zu sichern.

Das Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) informiert über seine Homepage über die weitreichenden Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit und über seine Aktivitäten zur Einrichtung von Frühwarnsystemen, Ausbreitung von Krankheiten, Vorsorgemöglichkeiten sowie Bildungs- und Förderprogrammen.

Das Aktionsprogramm zweier Bundesministerien (BMU und BMG) fördert Forschungsprojekte und Informationskampagnen im Bereich Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Im besonderen Fokus steht die Zielgruppe Jugendliche und Kinder.

Die "Klimaanpassungsschule" der Charité ist ein Aus- und Weiterbildungsangebot für medizinische Pflegekräfte und Ärzte. Aktuelles Wissen zu klimawandelbedingten gesundheitlichen Gefahren wird in engem Bezug zur Praxis vermittelt. Eine E-Learning-Plattform erlaubt flexibles Arbeiten und eine Zertifizierung über die Berliner Ärztekammer. Der Zugang zur Plattform erfolgt über die persönliche Ärztenummer.