Genetik

Elsbeeren verfügen trotz ihrer Seltenheit und Zerstreutheit über eine genetische Variation, die durchaus mit derer bestandesbildender Baumarten vergleichbar ist. Vegetative Vermehrung scheint für beide Baumarten eine wichtige Rolle zu spielen [23]. Der Pollenaustausch zwischen verschiedenen Populationen wirkte sich ebenfalls positiv auf die Fruktifikationsraten aus [33].
Der geringe Genfluss zwischen Populationen bedingt eine hohe genetische Variabilität und standörtliche Anpassungsfähigkeit. Somit empfiehlt sich die Verwendung regionaler Provenienzen als Saatgutressource. Die Erhaltung kleiner Populationen zur Wahrung des Artengenpools bildet die Voraussetzung für eine erfolgreiche Anpassung an sich ändernde Witterungsverhältnisse [6].
An östlichen Arealgrenzen zeigt sich die Tendenz zu einer höheren Abundanz der Elsbeere auf sehr trockenen und nährstoffärmeren, leicht sauren Standorten [18]. Dies könnte auf stressresistentere Populationen hindeuten. Die Nutzung dieser genetischen Ressourcen für die Mischung mit hiesigen Populationen könnte zu einer Erhöhung der Stresstoleranz beitragen. Elsbeeren aus der Region Bar le Duc in Frankreich (Lothringen) erwiesen sich als die wüchsigste Herkunft [20].
Es ist davon auszugehen, dass es sich bei Elsbeerenvorkommen an vielen Standorten um Reliktpopulationen handelt, die durch Nieder- und Mittelwaldwirtschaft gefördert wurden und auf denen die Elsbeere ohne Förderung in Zukunft verdrängt werden wird [30][40].

 

Waldbau

Potential:

Wertholzproduktion ist nur auf besten Standorten mit ausreichend Bodenfeuchte und hohen Niederschlägen möglich [12][34]. Auf gut mit Wasser und Nährstoffen versorgten Standorten und intensiver Konkurrenzregelung sind Wuchshöhen bis 30 m möglich [19].
Da die Elsbeere nicht dem Forstvermehrungsgutgesetz unterliegt, sollten unbedingt regionale Herkünfte, die sich unter den hiesigen Standortsbedingungen entwickelt und bewährt haben, bevorzugt werden [19].
Je extremer der Standort, desto weniger ist eine Konkurrenzregelung nötig, desto geringer ist aber auch die Wuchsleistung [19].

Mischung:

Die Elsbeere ist auf frischen, tiefgründigen und gut nährstoffversorgten Böden gegenüber begleitenden Baumarten wie Buche, Eiche oder Ahorn konkurrenzschwach. Auf trockenen, nährstoffreichen Standorten wie z.B. Rendzinen oder Pelosolen ist die Konkurrenzfähigkeit deutlich höher, da die Elsbeere verglichen mit Buche und Eiche besser an die Sommertrockenheit tonhaltiger Böden angepasst zu sein scheint. Die Elsbeere kann auf diesen Standorten deshalb ohne großen Pflegeaufwand als Mischbaumart in der Oberschicht gehalten werden [26][38].
Elsbeeren können auch in dichten Eichenniederwäldern überleben und sich regenerieren, wobei die Vermehrung hier hauptsächlich vegetativ durch Ausbildung von Wurzelschösslingen erfolgt. Unter diesen Bedingungen überdauernde Individuen zeigen allerdings ein stark vermindertes Dicken- und Höhenwachstum [31].
Winterlinden, Buchen und Kirschen sind in Mischbestandspflanzungen vorwüchsig gegenüber der Elsbeere. Signifikant kleinere Elsbeeren zeigen sich bei Mischung mit Buche. Bei Mischung mit Eichen konnten Elsbeeren gut mitwachsen und es zeigte sich eher eine zuwachssteigernde Wirkung der Mischung [41].
Eine Verjüngung unterhalb eines geschlossenen Eichenkronendaches ist möglich [31]. Mechanischer Schutz bei der Anzucht ist zwingend notwendig, da Elsbeere gegenüber anderen Laubbaumarten deutlich bevorzugt werden [16].

 

Biodiversität

Mit der Elsbeere wird eine hohe Biodiversität und ein hoher Landschaftswert assoziiert [12]. Die Blüte der Elsbeere bietet vielen Insekten (Hautflüglern, Zweiflüglern, Schmetterlingen, Käfern) ein reiches Nektar- und Pollenangebot [3].

 

Arealentwicklung

Durch den Klimawandel könnten sich die Verbreitungsgrenzen der Elsbeere weiter nach Norden und Nordosten verschieben. Aufgrund geringer Konkurrenzstärke, schwachem generativen Vermehrungserfolg und geringer Samenausbreitung ist jedoch allgemein eine eher langsame Ausbreitung zu erwarten. Ohne menschlich gestützte Migration ist auch eine Verkleinerung des Wuchsgebiets denkbar [12].
Ein Verlust an genetischer Vielfalt an den südlichen Arealrändern ist möglich, da kleine Populationen wiederholte lange und extreme Trockenereignisse eventuell nicht überdauern können [12]. Zudem schränkt die starke Anfälligkeit gegenüber Wildverbiss und Konkurrenzschwäche in dicht schließenden Hochwäldern das Ausbreitungspotential der Elsbeere erheblich ein [2].
Nach der Methode der Klimahüllen lassen sich mögliche Veränderungen des klimatisch geeigneten Areals von Baumarten darstellen. Hierbei ist immer zu bedenken, dass weitere vielfältige klimatische, standörtliche, ökologische und biologische Parameter eine starke oder sogar limitierende Wirkung auf das Vorkommen der Baumarten haben (können) [47]. Die Darstellung der zweidimensionalen Häufigkeitsverteilung von Jahresdurchschnittstemperatur und Jahresniederschlagssumme (vgl. Abbildung 4) zeigt, relativ zum heutigen Klima, eine Zunahme der klimatisch geeigneten Waldflächen Deutschlands am Ende des Jahrhunderts. Nach Klimaprojektionen des Regionalmodells Wettreg2006 und Emissionsszenarios B1 ist am Ende des Jahrhunderts die gesamte Waldfläche Deutschlands innerhalb der klimatischen Nische der Elsbeere [48].