Rebphänologie – Verfrühung der Eintrittszeitpunkte wichtiger phänologischer Phasen

Den größten Einfluss auf das Wachstum von Reben hat die Temperatur. Um mögliche Verschiebungen der phänologischen Phasen aufgrund klimatischer Änderungen in den Weinbauregionen von Rheinland-Pfalz zu ermitteln, wurde ein auf Wärme- und Kältesummen basierendes Phänologiemodell eingesetzt, das an der Fachhochschule Geisenheim (Rheingau) für Riesling entwickelt wurde. Auswertungen liegen für alle Klimastationen für die Zeitreihen 1971-2100 (WETTREG2006: Szenarien A1B-normal, A1B-trocken, A2-normal und A2-trocken) und 1971-2060 (STAR: Szenarien A1B-normal und A1B-trocken) vor.

Die Phänologie beschreibt die zeitliche Abfolge einzelner Entwicklungsstadien und deren Eintrittszeitpunkte bei Pflanzen. Der Austrieb verfrüht sich an allen Stationen und bei sämtlichen Simulationen zwischen 1971-1980 und 2091-2100 im Mittel um 25-30 Tage. Auffallend ist der deutliche zeitliche Sprung in den beiden letzten Dekaden. Hier kommt es an allen Standorten und bei sämtlichen Simulationen bereits Mitte bzw. Ende März zum Knospenaustrieb, wodurch sich die Anzahl von Spätfrostereignissen erhöhen kann. Bei den weiteren phänologischen Phasen ist die Tendenz zur Verfrühung abgeschwächt. Während Blühbeginn und Reifebeginn meist im Mittel 20-25 Tage früher im Jahr einsetzen, zeigt die Lesereife eine Verfrühung um gemittelt 15-20 Tage. Die Lese findet zu Beginn der Betrachtung meist Mitte bzw. Ende Oktober statt, in der fernen Zukunft rückt sie je nach Lage und Höhe der Weinbaustandorte auf Mitte bzw. Ende September nach vorne. Einzelne Extremjahre können jedoch davon deutlich abweichen. Eine Verfrühung der Lesereife kann mit einem erhöhten Fäulnisrisiko durch Pilze und Bakterien infolge feuchterer Verhältnisse in der noch wärmeren Jahreszeit verbunden sein.